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7 Minuten Zu Spät

7 Minuten Zu Spät

Titel: 7 Minuten Zu Spät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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wegzuziehen. Sie lebten hier, und hier würden sie bleiben. Nell und Peter plapperten über das, was sie heute erlebt hatten, während sie zu Maggies Wohnung gingen. Sylvie hatte sich bereit erklärt, eine Stunde lang auf sie und Ethan aufzupassen; sie freute sich immer, wenn sie sich etwas dazuverdienen konnte. Und Alice hatte beschlossen, dass die Hausbesichtigung ohne quakende Kinderstimmen stressfreier sein würde. Ihr schwirrte ohnehin schon der Kopf.
    Das nächste Haus war ein breites Brownstone in der Clinton Street. Mit großen Fenstern, die vom Boden bis zur Decke reichten und so sauber waren, dass sie das schimmernde Licht auf den Blättern der Weide vor dem Haus widerspiegelten. Es war ein großes, fünfstöckiges Haus mit einer hölzernen, mit Schnitzereien verzierten Flügeltür, die aussah, als sei sie kürzlich erst frisch lackiert worden. Es hatte sogar eine Garage innen – was bei Häusern in Brooklyn äußerst selten vorkam –, mit einer Einfahrt die ins Souterrain führte. Ein alter Rosenstrauch, der über und über mit gelben Rosen bedeckt war, wuchs an der Hauswand. Alice verliebte sich sofort in das Haus. Sie setzte sich auf die Vordertreppe, wartete auf Pam und stellte sich vor, wie sie hierhin nach Hause kam. Es fühlte sich richtig an, perfekt sogar, aber sie wusste zugleich, dass es mit Sicherheit außerhalb ihrer finanziellen Möglichkeiten lag. Und wenn der Preis zu hoch war, beschloss sie, würde sie gar nicht erst hineingehen.
    Als sie Pam in ihrem Kaftan und den neuen Schuhen auf das Haus zukommen sah, stand Alice auf und ging ihr entgegen. Sie küssten sich zur Begrüßung auf die Wange wie alte Freundinnen.
    »Wie viel?«, fragte Alice.
    »Wir schauen es uns zuerst an.«
    »Wie viel?«
    »Sie werden es lieben. Und mit den Zahlen kommen wir schon klar.«
    »Ich wusste es.«
    »Kommen Sie erst einmal hinein.«
    Alice schüttelte den Kopf. »Nein, sagen Sie es mir.«
    »Eins Komma neun.« Pam warf Alice einen eindringlichen Blick zu. »Aber man kann über alles reden. Lassen Sie uns hineingehen.«
    Alice war klar, dass man über eins Komma neun nicht reden konnte, aber die Versuchung war zu groß, und sie spürte, wie ihr Widerstand dahinschmolz. Sie würde es sich nur einmal anschauen, beschloss sie.
    »Sind die Eigentümer zu Hause?« Alice konnte den Gedanken nicht ertragen, sie kennen zu lernen, ganz gleich, wie sie sein mochten. Sie würden sofort wissen dass das Haus eine Nummer zu groß für sie war.
    Pam klimperte mit dem Schlüsselbund. »Beide bei der Arbeit.«
    Alice folgte Pam die Treppe hinauf. Die Eingangshalle war geräumig, mit einem weißen Marmorboden und einem funkelnden Kristalllüster. Das riesige Wohnzimmer war stilvoll und schlicht eingerichtet. Alles im Haus vermittelte Wohlstand.
    »Was machen die Hausbesitzer?«, flüsterte Alice, als ob die Leute sie hören könnten.
    »Wer weiß?« Pam zwinkerte. »Vielleicht krumme Geschäfte.« Sie absolvierten einen raschen Rundgang durch die Küche, die Restaurant-Qualitäten hatte, das Elternschlafzimmer mit seinem renovierten Badezimmer und einem Ankleidezimmer sowie die drei Schlafzimmer oben. In den prächtigen Garten zu gehen traute Alice sich nicht; sie blickte nur aus einem der oberen Fenster hinunter.
    »Warum haben Sie mich hierher gebracht?«, fragte Alice Pam, als sie ins Parterre hinuntergingen.
    Pam legte ihre Tasche auf den Esstisch. »Sie sollten sehen, was möglich ist.«
    Die Frauen blickten einander an.
    »Das Haus ist gar nicht zu verkaufen, oder?« Alice wurde es übel.
    »Nein.«
    »Ist es Ihr Haus?«
    »Ganz genau. Wollen Sie wissen, wie viel ich dafür bezahlt habe?«
    »Eins Komma neun vermutlich.« Alices Ton war scharf. »Ich gehe.«
    »Irrtum!« Pam folgte ihr zur Haustür. »Ich habe einhundertfünfzigtausend Dollar für dieses Haus bezahlt, vor siebzehn Jahren. Damals kam mir das ziemlich teuer vor, und ich sagte, vergiss es, aber mein Mann hat mir dann alles vorgerechnet, und ich begriff, dass er Recht hatte.«
    »Kein Vorrechnen auf der Welt könnte mich je davon überzeugen, dass ich mir ein Haus wie dieses leisten könnte, Pam.«
    »Noch ein Irrtum! Kommen Sie, ich muss Ihnen etwas zeigen.«
    Alice legte ihre Hand auf den Türknauf, drehte ihn jedoch nicht. Diese ganze Immobilienbranche war ihr zuwider. Vielleicht sollten sie doch lieber aus Brooklyn wegziehen.
    »Schenken Sie mir fünf Minuten Ihrer Zeit!«, rief Pam so pathetisch, dass Alice unwillkürlich lachen musste.
    »Na gut«,

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