7 Minuten Zu Spät
sonst jemanden unternimmt. Es bedeutet nicht, dass er aufhört, aber wir können es damit lückenlos dokumentieren, was eines Tages vor Gericht sehr nützlich sein könnte.«
»Das heißt, wenn er jemandem etwas angetan hat«, sagte Alice. »Mir zum Beispiel.«
Frannie blickte ihr fest in die Augen. »Genau«, erwiderte sie.
»Kommen Sie, wir gehen«, sagte Giometti, die Hand bereits auf dem Türknauf.
»Warten Sie«, erwiderte Alice. »Ich muss noch rasch ein paar Sachen mitnehmen.«
Sie lief nach unten und packte eine Reisetasche für sich und die Familie. Nach fünfzehn Jahren wohnten sie hier nicht mehr. Einfach so.
Giometti saß am Steuer und Frannie auf dem Beifahrersitz. Sie hatte sich zu Alice umgedreht, die ihr alles über den Besuch bei Judy Gersten und das Foto mit Sal Cattaneo erzählte. Frannie und Giometti hatten den Artikel in der Times bereits gesehen, aber offensichtlich hatte der Inhalt sie nicht überrascht. Sie hielten auf dem Parkplatz des Polizeireviers, die beiden Ermittler stiegen aus, und Frannie öffnete Alice die Wagentür.
Frannie und Giometti führten sie in ein Zimmer hinter der Empfangstheke und blieben bei ihr, während sie bei einem Beamten Anzeige erstattete und die einstweilige Verfügung beantragte. Es dauerte nur ungefähr zehn Minuten, und dann musste Alice unten auf dem Protokoll unterschreiben.
Anschließend fuhren die Detectives mit ihr zum Gericht, wo sie ihre Limousine auf der Adams Street in zweiter Reihe parkten, mit einer Selbstverständlichkeit, die Alice seltsam faszinierend fand. Es war eine Geste der Macht, des Schutzes. Sie eilten mit Alice durch eine Drehtür und einen langen Korridor entlang. Die Richterin, die für Alice zuständig war, war eine Frau um die sechzig, die ungeduldig wirkte.
»Machen Sie es nicht so kompliziert«, flüsterte Frannie Alice zu, als sie aufgerufen wurde.
So einfach wie möglich schilderte sie ihren Fall. »Mein Vermieter heißt Julius Pollack. Er hat begonnen, mir zu drohen. Ich habe Angst um meine Kinder.«
Die Richterin stellte einige Fragen über ihre Beziehung zu Julius, dann trat Giometti vor und beantwortete verfahrenstechnische Fragen. Alice verstand so gut wie gar nichts. Schließlich nickte die Richterin, unterschrieb ein Gesuch auf Personenschutz, knallte ihren Stempel darauf, und sie waren fertig.
Alice war es schwindlig, so schnell war alles gegangen. Benommen saß sie hinten im Polizeiwagen, als endlich Mike anrief.
»Ich bin zu Hause«, sagte er. »Was zum Teufel ist eigentlich los?«
Alice erklärte ihm alles. »Ich habe schon für dich gepackt. Wenn du sonst noch etwas mitnehmen willst, dann tu es jetzt. Ruf Simon an, ja? Frag ihn, ob wir bei ihm wohnen können.«
»Das ist doch unrealistisch, Alice.« Sie hörte ihm an, wie beunruhigt er war. »Lass uns einfach abhauen, okay? Wir nehmen das nächste Flugzeug und fliegen irgendwohin.«
Es war ein reizvoller Gedanke, und einen Augenblick lang lockte sie das Bild von blauem Meer und weißem Strand. Ja, es wäre schön, für eine oder zwei Wochen hier rauszukommen.
»Sie fahren mich jetzt wieder zum Revier zurück«, sagte sie.
»Ruf bitte Simon an. Und holst du die Kinder von der Schule ab? Ich bin nicht sicher, ob ich es rechtzeitig schaffe.«
Auf dem Revier führten Frannie und Giometti Alice sofort die Treppe hinauf in das Büro der Ermittler. »Wir wollen aufrichtig mit Ihnen sein, Alice.« Ein Schatten des Unbehagens glitt über ihr Gesicht.
»Gut«, erwiderte Alice. »Ich muss jetzt auch wirklich wissen, was los ist.«
Giometti steckte die Hände in die Taschen und rutschte auf seinem Stuhl hin und her. Frannie warf ihm einen Blick zu, dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf Alice.
»Es war nicht Andre Capa, der Ihnen gefolgt ist«, sagte sie.
»Andre Capa ist ein Künstler, der am Gowanus-Kanal wohnt. Er hat mit diesem Fall nichts zu tun.«
Alice war verwirrt. Andre Capa war der Letzte, der Lauren lebend gesehen hatte. Und Erin Brinkley hatte doch erwähnt, dass er auch Christine Craddock am Tag ihres Verschwindens am Kanal gesehen hatte. Außerdem hatte Alice ihn doch auch selbst bei ihrem einsamen Morgenspaziergang bemerkt.
»Wer ist mir denn dann gefolgt?« In Alice stieg Panik auf, als sie daran dachte, dass der Limousinenfahrer vielleicht noch frei herumlief.
»Einer von unseren Leuten«, antwortete Giometti.
»Ein Polizist?« Alice blickte ihn entgeistert an. »Wie bitte? Wieso denn das?«
»Alice.« Frannie beugte sich
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