7 Werwolfstories
verschlossen? Ja.
Gut. Sie kann nicht hereinkommen. Soll sie draußen mit der Pfote an die Tür scharren. Kratzen. Und tief in der Kehle knurren. Diese Kehle – diese Fänge!
Vielleicht kommt Cragin, oder Dr. Meroux. Wenn nicht, bleibe ich die ganze Nacht hier sitzen. Am Morgen wird sie weggehen. Wenn sie dann zurückkommt, kann ich sie wegbringen lassen.
Ja, ich werde warten.
Aber dieses Geheul! Es reißt an meinen Nerven. Sie weiß, daß ich hier bin. Sie kann mich tippen hören. Sie weiß. Und wenn sie an mich herankommen könnte …
Aber das kann sie nicht. Ich bin in Sicherheit hier.
Was hat sie jetzt vor? Sie ist nicht mehr an der Tür. Ich kann das Tappen der Pfoten unter dem Fenster hören.
Das Fenster!
Das Glas zersplitterte, als Lisa neulich hereinsprang. Es ist kein Glas im Fenster …
Sie heult auf. Sie wird hereinspringen. Ja.
Ich kann es jetzt sehen! Da – der Körper eines springenden Wolfs im Mondlicht…
Violet – Vio …
Ernst VIcek Rückkehr vom Sirius
Er rannte um sein Leben. Er nannte es Drang, dieses heftige Verlangen, sich in einen Wolf zu verwandeln. Der Drang belastete ihn seelisch und körperlich schwer, während er durch den nächtlichen Wald hastete. Nur selten gönnte er sich eine kurze Verschnaufpause, um auf das Kläffen der Bluthunde zu hören.
Sie kamen immer näher und näher.
Er stolperte über Wurzeln, die aus dem harten Erdreich ragten, raffte sich auf und hetzte keuchend weiter.
Wie lange konnte es noch dauern, bis ihn die Bluthunde einholten und die grausame Jagd beendeten? Die Bluthunde würden sich nicht damit begnügen, ihn zu stellen, denn sie würden seine Ausdünstung wittern, den Schweiß des Wolfes. Nein, er hatte keine Chance, sie würden ihn anfallen und zerfleischen.
Der Drang wurde übermächtig. Der Schmerz der beginnenden Verwandlung überschwemmte seinen Körper in regelmäßigen Abständen. Er blieb stehen, stützte sich an einen stämmigen Baum und schloß erleichtert die Augen. Die Flut der Schmerzen ebbte ab. Hierbleiben und ausruhen, dachte er sehnsüchtig.
Aber er mußte weiter. Er hörte schon die Schreie der Treiber.
Er machte einen Schritt, und sein Körper bäumte sich gepeinigt auf; alles brannte in ihm, als werde sein gesamtes Nervensystem in glutflüssiger Lava gebadet. Die Schatten der Nacht verschwammen vor seinen Augen zu einem glatten, schwarzen Tuch.
»Verdammte Bluthunde!« schrie er in seiner Muttersprache, bevor er ohnmächtig zusammenbrach.
Die Verwandlung schritt rasch voran …
Ein Winseln und Knurren weckte ihn. Er öffnete die Augen und sprang auf die Beine. Zwei glühende Augenpaare starrten ihn an. Er sah die geifernden Lefzen und das weißleuchtende Gebiß. Dahinter erblickte er schemenhaft die Gestalten der vier Treiber.
Sie schrien. Er konnte nicht verstehen, ob es sich um artikulierte Laute handelte. Er war ein Wolf.
Er heulte auf und sprang dem ersten Bluthund entgegen. Ein erbittertes Ringen begann. Die Treiber gaben beiden Bluthunden Leine und feuerten sie akustisch an.
Mit seinen starken Pfoten drückte er den ersten Bluthund zu Boden und schnappte nach seiner Kehle. Das fremde Blut schmeckte süß … Er ließ von dem winselnden Etwas ab und wirbelte zum anderen Bluthund herum. Einen Augenblick lang standen beide Tiere nur auf den Hinterpfoten, dann wälzten sie sich über die harte Erde, wirbelten das welke Laub auf.
Der Wolf war stärker. Er riß den Rachen auf, spannte ihn über die Kehle des Bluthundes und biß zu. Die tödlich getroffene Kreatur zuckte noch ein paarmal konvulsivisch, um dann für immer leblos in sich zusammenzufallen.
Der Wolf hatte gesiegt. Der Kampf war vorbei.
Fast vorbei…
Die Treiber stoben laut kreischend auseinander, als der lange schwarze Schatten auf sie
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