7 Werwolfstories
skeptisch, »wollen sie die achteinhalb Lichtjahre überbrücken. Haben Sie irgendwo Anzeichen gesehen, die auf eine Raumfahrt hinweisen?«
Nachdem der Psychologe gegangen war, widmete sich der Kommandant wieder dem sirianischen Mädchen. Während der Stunden, in denen er mit ihr zusammen war, vergaß er alle seine Aufgaben und Pflichten als Vertreter einer irdischen Großmacht. Er wurde in ihrer Gegenwart zu einem ganz anderen Menschen – und plötzlich erkannte er, daß er kein Mensch mehr war.
Er empfand keinen Schock über seine Verwandlung, und er war nicht wütend auf das Mädchen, als er erkannte, daß es der Preis war, den er für ihre Liebe hatte zahlen müssen. Jetzt, als Wolf, fühlte er sich nur noch mehr zu ihr hingezogen, es gab keine Sprachschwierigkeiten mehr, keine seelischen Schranken.
Ihre gemeinsame Sprache war die Sprache der Wölfe.
»Was ist mit meinen Kameraden?«
»Jedem ist ein Mädchen zugeteilt worden. Es wird nicht mehr lange dauern, bis auch sie zu uns gehören – bis sie Lykanthropen sind.«
Am nächsten Tag startete das sowjetische Sternenschiff. Bevor es in den unendlichen Raum hinausflog, umkreiste es den Planeten noch einmal in geringer Höhe – und es flog auch über den Wald von Raumschiffen hinweg, die für den Tag X bereitstanden.
»Wir sind nur die Vorhut«, sagte der Kommandant zu seinen Männern, als sie in das heimatliche Sonnensystem einflogen. »Eine Gruppe von vielen, die alle die Invasion vorbereiten. An uns liegt es, ob die Lykanthropen die Erde zurückerobern werden …«
Sergej schreckte aus dem Sessel, in dem er eingeschlafen war. Ein Geräusch hatte ihn geweckt.
Noch schlaftrunken starrte er auf die sich langsam öffnende Tür – plötzlich wurde sie ganz aufgestoßen. Ein Mann in einem eleganten schwarzen Mantel stand darin. Er schien irritiert, faßte sich aber rasch.
Er lächelte und sagte: »Meine Sprechstundenhilfe hat mir versichert, daß Sie schlafen.«
Sergej fuhr sich durch das Haar. »Ich habe auch geschlafen – ein Geräusch weckte mich. Sind Sie Professor Guillard?«
Ein gutmütiges Lächeln. »Ja, der bin ich.«
Ich kann nicht mehr zurück, dachte Sergej. Auch wenn er der Lykanthropologie noch so ablehnend gegenübersteht, muß ich versuchen, ihn von der Wahrheit zu überzeugen. Es ist noch nicht zu spät, die Invasion der Werwölfe zu verhindern.
Sergej begann: »Ich muß unbedingt mit Ihnen sprechen, Herr Professor …«
»Ich weiß«, wurde er unterbrochen, »ich habe Ihren Besuch schon lange erwartet.«
»Sie haben mich erwartet? Dann wissen Sie auch, wer ich bin?«
»Ja – das heißt, ich weiß nur, daß Sie einer der sowjetischen Astronauten sind. Ihren Namen kenne ich nicht. Aber er ist jetzt nicht mehr maßgebend. Hauptsache ist, Sie sind hier.«
Sergej fand, daß irgend etwas am Verhalten des Professors nicht stimmte. Er benetzte sich die Lippen und sagte: »Ich komme zu Ihnen, weil…«
Wieder wurde er unterbrochen. »Sie dachten, ich würde Sie anhören? Sie waren der Meinung, ich wäre so töricht, mich überrumpeln zu lassen?«
»Aber…«
»Sagen Sie nichts mehr!«
Professor Guillard sprang zur Seite. Zwei Männer mit vorgestreckten Pistolen erschienen in der Tür. Sie schossen augenblicklich. Sergej sah die Mündungsfeuer aufblitzen und spürte fast gleichzeitig, wie die Kugeln in seinen Körper einschlugen. Die Wucht der Geschosse schleuderte ihn zurück gegen den Sessel.
Dann herrschte plötzlich tödliches Schweigen.
Sergej lebte noch, aber er nahm die Geschehnisse um sich nur wie im Traum wahr. Er hörte Stimmen, aber er verstand nicht alles, was sie sagten.
Die Bibliothek füllte sich mit Menschen, es wurden immer mehr, und alle sprachen sie fast
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