7 Werwolfstories
ihre Finger seltsam nervöse, streichelnde Bewegungen machten, setzte ihn dann ungeduldig wieder nieder und ging mit ihren katzenhaft gleitenden Schritten auf und ab. »Du hast doch nichts dagegen, wenn ich nicht mitkomme? Ich – werde zu Bett gehen. Ich bin furchtbar müde.«
Roger protestierte. »Ich lasse dich nicht gern allein, besonders wenn es dunkel ist. Wenn nun das Baby käme?«
»Aber du bist ja in einer Stunde wieder zurück«, sagte Helma vernünftig.
»Um Himmels willen, setz dich endlich hin, du machst mich verrückt mit diesem Hin- und Herlaufen«, schnauzte Roger sie an. »Oder fängst du wieder mit den alten Mätzchen an?«
»Oh, Roger, bitte«, schluchzte sie, »ich glaube, ich könnte es nicht aushalten, durchgerüttelt zu werden, wenn es nicht sein muß.«
Roger schämte sich seiner Roheit. Weshalb, so fragte er sich, sollte er sich aufregen, wenn eine Frau im letzten Monat ihrer Schwangerschaft keine Lust verspürte, in einem alten Auto 30 Kilometer weit über die schlechtesten Straßen des ganzen Staates zu fahren? Er zuckte mit den Schultern und holte seinen Mantel aus dem Schrank.
»Schon gut, Liebling«, sagte er zärtlich. »Soll ich Mrs. Connor bitten, daß sie dir Gesellschaft leistet, bis ich wieder da bin?«
Helma sagte höchst unwillig: »Na hör mal, ich bin siebenundzwanzig Jahre alt!«
Roger drückte sie kurz an sich. »Ja, ja, ist ja schon gut. Ich bin in einer Stunde zurück.« Er ging zur Garage, aber unterwegs kam ihm ein Gedanke, und er machte wieder kehrt.
»Helma?«
»Ja? Ich dachte, du bist schon weg.«
»Willst du wirklich nicht mitkommen oder bis zu Neil Connors Haus mitfahren und dort warten? Ich würde dich auf dem Rückweg wieder abholen.«
Helmas klares Lachen perlte in die Dunkelheit hinaus. »Wer erwartet hier ein Baby, du oder ich? Mach, daß du wegkommst, sonst mußt du die ganze Stadt absuchen, um noch einen offenen Laden zu finden.«
Die aufgeweichten Straßen waren schneefrei, und Roger konnte schnell fahren. Am Stadtrand sah er einen kleinen Gemischtwarenladen, der die ganze Nacht geöffnet hatte, und entschloß sich, den Kaffee dort zu kaufen und sofort wieder umzukehren, statt bis zu ihrem Stammgeschäft in der Innenstadt zu fahren. Er kaufte den Kaffee und hatte es so eilig, wieder wegzukommen, daß er sein Wechselgeld vergaß, und erst als er schon halb zu Hause war, fiel ihm ein, daß er mit einem Fünfdollarschein bezahlt hatte.
Es war jetzt ganz dunkel. Während das Licht der Scheinwerfer am dunklen Waldrand vorbeihuschte, sah Roger Helma vor sich, wie sie zusammengerollt wie ein Kätzchen unter der Bettdecke lag, aber diese Vorstellung konnte ihn weder beruhigen noch trösten, und er trat den Gashebel ganz durch. Falls ihn eine Polizeistreife erwischen sollte, würde er die Wahrheit sagen. Seine Frau erwarte ein Baby, und er ließe sie nachts nicht gern allein. Bei näherem Nachdenken würde er es wirklich vorziehen, Strafe zu zahlen, als sie noch länger warten zu lassen.
Im Haus brannte kein Licht, nur die Scheinwerfer ließen die Fensterscheiben geisterhaft aufblitzen, und dann sah Roger Lassiter die offene Gartentür und in der aufgeweichten Erde daneben Helmas braune Halbschuhe und ihre schmutzigen Söckchen.
Bei diesem Anblick wurde er von Furcht überwältigt, und seine Kehle zog sich zusammen. Eine letzte verzweifelte Hoffnung hatte er noch, nämlich daß Helma ihr Baby hatte kommen spüren und zu den Connors gerannt war; der Weg durch den Wald war kürzer als die Straße. Wie ein Verrückter sprang er ins Auto und raste über die ungepflasterte Straße. Noch ehe der Wagen vor dem Haus der Connors richtig zum Stehen gekommen war, hatte er die Tür aufgestoßen und rannte zum Kücheneingang.
Eines der Kinder sah ihn
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