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7 Werwolfstories

7 Werwolfstories

Titel: 7 Werwolfstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Schelwokat
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Viel­leicht je­mand wie – du. Viel­leicht war er – an­ders. Viel­leicht hat­te ich nie einen Va­ter. Ich kann mich nicht er­in­nern.«
    Ro­ger ließ sich nicht ab­spei­sen. »Hat dei­ne Mut­ter dir nie von ihm er­zählt?«
    Hel­ma ent­zog sich plötz­lich den strei­cheln­den Hän­den ih­res Man­nes und blick­te durch die Haar­sträh­nen zu ihm auf. »Du wür­dest mei­ne Mut­ter für wahn­sin­nig ge­hal­ten ha­ben«, sag­te sie mit un­be­weg­ter Stim­me. »Sie sag­te, mein Va­ter wä­re ein Luchs – ei­ne Wild­kat­ze, wie sie es nann­te.«
    Ro­ger frös­tel­te plötz­lich, als ob aus dem mol­li­gen Ka­min­feu­er ein ei­si­ger Wind ge­bla­sen hät­te. »Re­de kei­nen Un­sinn, Hel­ma.«
    Sie zuck­te mit den Schul­tern. »Du hast mich ge­fragt. Das pfleg­te Mut­ter zu sa­gen. Sie war ver­rückt, viel ver­rück­ter als ich. Sie leb­te auf ei­nem Hof hoch in den Ber­gen, nur mit ih­rem Groß­va­ter und ei­ner jün­ge­ren Schwes­ter. Oft lausch­te sie Jä­ger­ge­schich­ten über Män­ner und Frau­en, die sich bei Voll­mond in Wöl­fe und Wild­kat­zen ver­wan­del­ten und nachts durch die Wäl­der streif­ten. Ich ha­be al­te Män­ner wie Grau­wöl­fe heu­len ge­hört, wenn das Mond­licht den Schnee taghell auf­glit­zern ließ, und ich ha­be ge­se­hen, wie sie rot­äu­gig durch die Schat­ten schli­chen …«
    »Bist du krank ge­we­sen?«
    »Nein. Wie­so? Als klei­nes Mäd­chen bin ich oft bei den Jagd­hüt­ten ge­we­sen. Manch­mal ging ich einen Pfad ent­lang, und di­rekt über mir schlich ei­ne Wild­kat­ze auf ei­nem Ast, oh­ne ein ein­zi­ges­mal zu fau­chen, und ich konn­te mit den blo­ßen Hän­den Ha­sen fan­gen. Das kann ich im­mer noch.« Jetzt war ihr Lä­cheln ein­deu­tig bos­haft.
    »Du glaubst nicht an die­se al­ten Ge­schich­ten, stimmt’s? Bis zu ih­rem Tod rann­te mei­ne Mut­ter je­des­mal, wenn Voll­mond war, in den Wald. Sie hat be­haup­tet, daß mein Va­ter ein Luchs war, nicht ich. Kannst du dir vor­stel­len, daß ich mich ei­nes Nachts in ei­ne Wild­kat­ze ver­wan­deln und dir die Gur­gel zer­rei­ßen könn­te? Ei­ne Sil­ber­ku­gel wür­de gar nichts nüt­zen. Das ist bloß ein Am­men­mär­chen. Nur ein ei­ser­nes Mes­ser, ein Mes­ser mit ei­ner kal­ten Ei­senklin­ge, kann ein ver­wan­del­tes Tier tö­ten – so sa­gen sie selbst. Ei­sen oder Blei. Hast du Angst vor mir?« Sie lach­te, und über Ro­gers stei­fe Ar­me lief ei­ne Gän­se­haut.
    »Um Got­tes wil­len, hör auf da­mit!« schrie er.
    Ihr Kör­per ver­steif­te sich, und sie rück­te weg.
    »Tut mir leid. Aber du hast mich ge­fragt.«
    In die­ser Nacht träum­te Ro­ger Las­si­ter, daß er durch einen schwar­zen, kah­len Wald wan­der­te, wäh­rend grü­ne Kat­zen­au­gen, de­nen von Hel­ma be­ängs­ti­gend ähn­lich, ihn von nied­ri­gen Äs­ten aus be­trach­te­ten.
    Sie kam vor dem Mor­gen­grau­en heim, mit zer­ris­se­nem Kleid und blu­ti­gen Bei­nen, zit­ternd vor Käl­te, und kau­er­te sich schluch­zend un­ter den an­ge­wärm­ten De­cken zu­sam­men, wäh­rend der be­stürz­te und ent­setz­te Ro­ger ih­re von Dor­nen zer­kratz­ten Bei­ne wusch, ihr ge­walt­sam Bran­dy ein­flö­ßte und zum ers­ten­mal, seit sie ver­hei­ra­tet wa­ren, ener­gisch wur­de.
    »Die­ser ver­damm­te Blöd­sinn muß auf­hö­ren, Hel­ma. Ich dach­te, daß du jetzt, da das Ba­by un­ter­wegs ist, ver­nünf­ti­ger wer­den wür­dest.
    Jetzt hör ge­nau zu. Du gehst heu­te zu ei­nem Arzt, und wenn ich dich hin­tra­gen muß. Du wirst nachts im Haus blei­ben, und wenn ich dich ein­sper­ren müß­te. Ich weiß, daß Schwan­ge­re selt­sa­me Ein­fäl­le ha­ben kön­nen, aber du be­nimmst dich wie ei­ne Ver­rück­te, und jetzt ist Schluß da­mit.« Zum ers­ten­mal mach­ten ih­re Trä­nen und Ent­schul­di­gun­gen kei­nen Ein­druck auf ihn. Er löf­fel­te Milch durch ih­re auf­ein­an­der schla­gen­den Zäh­ne und fuhr mit schma­len Lip­pen fort: »Noch ein sol­ches Hu­sa­ren­stück­chen, Hel­ma – nur noch eins! –, und wir zie­hen zu­rück nach Al­ba­ny, we­nigs­tens bis das Ba­by da ist. Hel­ma, wenn du mich zwingst, dich von ei­nem Psych­ia­ter un­ter­su­chen zu las­sen, dann …«
    Er brach­te es nicht über sich, die

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