7 Werwolfstories
sehen. Und nach diesem komischen kleinen Mann und dem Seil …
»Sie hielten mich für nüchtern und langweilig«, fuhr Wolf fort. »Sie dachten, ich sei in meinem Gleis völlig festgefahren. Ein Schauspieler oder G-man erschien Ihnen verlockender. Aber ich, Gloria, bin etwas viel Aufregenderes, als Sie es sich je hätten träumen lassen. Ich würde es keinem anderen Menschen sagen. Ich, Gloria, bin ein Werwolf.«
Gloria schnappte nach Luft. »Das darf doch nicht wahr sein! Und doch – es paßt alles zusammen. Was ich im Institut über Sie hörte und Ihr Freund mit dem komischen Bart, und dann sein Verschwinden, und – natürlich! – das erklärt auch die Tricks, die ein echter Hund unmöglich hätte ausführen können.«
»Glauben Sie mir jetzt, Liebste?«
Gloria stand auf und stürzte sich in seine Arme. »Ich glaube dir, Geliebter. Wie wundervoll! Ich wette, daß es in ganz Hollywood keine Frau gibt, die je mit einem Werwolf verheiratet war.«
»Dann willst du …?«
»Natürlich, Liebster. Wir werden das schon arrangieren. Wir heuern irgend jemanden an, der im Studio als dein Trainer fungiert, und abends, wenn wir zu Hause sind, sage ich Absarka! Es wird herrlich werden!«
»Gloria …«, murmelte Wolf zärtlich und anbetend.
»Nur noch eins, Liebster. Nur eine Kleinigkeit. Tust du deiner Gloria einen Gefallen?«
»Was du willst.«
»Dann zeig mir, wie du dich verwandelst. Jetzt gleich. Und dann sage ich Absarka, und du bist wieder da.«
Wolf sagte das Zauberwort. Er war von so schrankenloser Glückseligkeit erfüllt, daß er den Verwandlungsschmerz kaum fühlte. Er tollte auf seinen Wolfsbeinen im Zimmer herum, dann blieb er schwanzwedelnd vor Gloria stehen und erwartete ihr Lob.
Gloria tätschelte seinen Kopf. »Braver Hund, Wolfi. Und jetzt, Liebling, kannst du immer so bleiben.«
Wolf japste überrascht.
»Du hast mich gehört, Wolfi. Du bleibst, wie du bist. Du hast doch nicht etwa den sentimentalen Blödsinn geglaubt, den ich dem Detektiv auftischte? Dich lieben? Welche Zeitvergeudung! Aber so kannst du mir nützlich sein. Dein Trainer ist nicht mehr da, also behalte ich dich und kann zusätzlich tausend Dollar die Woche verdienen. Das ist doch fein. Und Professor Wolfe Wolf ist für immer und ewig in der Versenkung verschwunden, was genau in meine Pläne paßt.«
Wolf knurrte.
»Aber, aber, nicht eklig werden, Wolfi. Du würdest doch die liebe kleine Gloria nicht bedrohen wollen? Vergiß nicht, was ich für dich tun kann. Ich bin der einzige Mensch, der dich zurückverwandeln kann. Du würdest es nie wagen, jemand anderem das Wort zu verraten. Du würdest nicht wagen, andere Leute wissen zu lassen, wer du in Wirklichkeit bist. Ein ungebildeter Mensch würde dich vielleicht töten, ein kluger Mensch würde dich im Irrenhaus einliefern.«
Wolf kam immer noch drohend näher.
»O nein. Du kannst mir nichts anhaben. Ich brauche nur das Wort zu sagen, das auf dem Spiegel steht, und du bist kein gefährlicher Wolf mehr, sondern bloß ein Mann, der in mein Zimmer eingedrungen ist. Ich würde schreien, und nach dem, was gestern im Institut passiert ist, würde es nicht lange dauern, bis du im Irrenhaus landest.«
Wolf zog sich zurück und ließ den Schwanz hängen.
»Siehst du, Wolfi, mein Liebling? Gloria hat dich genau da, wo sie dich haben wollte. Und jetzt wirst du schön brav sein.«
Es klopfte und Gloria rief: »Herein!«
»Ein Herr möchte Sie sprechen, Madam«, sagte die Zofe. »Ein Professor Fearing.«
Gloria lächelte ihr grausamstes und königlichstes Lächeln. »Komm, Wolfi. Das könnte auch dich interessieren.«
Professor Oscar Fearing, der seine Leibesfülle in einen Sessel gequetscht hatte, lächelte gütig, als Gloria und der Wolf ins Zimmer kamen. »Oh, meine Liebe. Ein neues Haustier. Sehr rührend.«
»Und was für ein
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