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7 Werwolfstories

7 Werwolfstories

Titel: 7 Werwolfstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Schelwokat
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Spieß­ge­sel­len wa­ren un­ter­wegs. Aber jetzt war er fast da.
    »Ho!« rief ihm ei­ne Kin­der­stim­me zu. »Gu­ter Wau­wau ist da!«
    Ge­gen­über stand das klei­ne Haus, wo Rob­by und sei­ne zän­ki­sche Mut­ter wohn­ten. Das Kind hat­te auf dem Bür­ger­steig ge­spielt. Jetzt sah er sei­nen viel­be­wun­der­ten Ret­ter und stapf­te auf un­si­che­ren Bein­chen über die Stra­ße. »Gu­ter Wau­wau!« rief er da­bei. »Wart’ auf Rob­by!«
    Wolf lief wei­ter. Jetzt war kei­ne Zeit zum Spie­len, auch nicht mit dem ent­zückends­ten Kerl­chen. Und dann sah er das Au­to. Es war ei­ne zer­beul­te, über und über mit wit­zig sein sol­len­den In­schrif­ten be­pin­sel­te Ka­le­sche, und der Ober­schü­ler am Steu­er woll­te an­schei­nend sei­ner ne­ben ihm sit­zen­den Freun­din zei­gen, wie schnell das Ding noch fah­ren konn­te. Sie war ein hüb­sches Mäd­chen, und wer ach­te­te da schon auf Kin­der?
    Rob­by war di­rekt in der Bahn des Wa­gens. Wolf schnell­te sich ab. Er sprang so dicht am Wa­gen vor­bei, daß die Hit­ze des Küh­lers sei­ne Flan­ke streif­te. Mit den Vor­der­pfo­ten stieß er Rob­by aus der Ge­fah­ren­zo­ne. Bei­de roll­ten zu Bo­den, ge­ra­de als der Wa­gen über sein Schwan­zen­de fuhr.
    Das hüb­sche Mäd­chen schrie auf. »Ho­mer! Ha­ben wir sie über­fah­ren?«
    Ho­mer sag­te nichts, und der Wa­gen saus­te wei­ter.
    Rob­bys Schreie wur­den lau­ter. »Du tust mir weh! Du tust mir weh! Bö-ö-öser Wau­wau!«
    Sei­ne Mut­ter er­schi­en auf der Ve­ran­da und stimm­te in das Wut­ge­heul ein. Der Krach war fürch­ter­lich. Um den Cho­rus zu ver­voll­stän­di­gen und um sei­nen zer­quetsch­ten Schwanz zu be­kla­gen, gab Wolf einen gräß­li­chen Heu­ler von sich und jag­te da­von. Er hat­te kei­ne Zeit, um das Miß­ver­ständ­nis auf­zu­klä­ren.
    Aber die­se bei­den Zwi­schen­fäl­le hat­ten aus­ge­reicht. Rob­by und der Po­li­zist wa­ren zu un­be­wuß­ten Werk­zeu­gen von Os­car Fea­ring ge­wor­den. Als Wolf an Emi­lys Bun­ga­low an­kam, fuhr ge­ra­de ei­ne graue Li­mou­si­ne ab. Auf dem Rück­sitz war ein schlan­kes, zier­li­ches Mäd­chen, das sich ver­zwei­felt wehr­te.
    Selbst ein Wer­wolf kann mit ei­nem Au­to nicht Schritt hal­ten. Nach kur­z­er Jagd gab Wolf die Ver­fol­gung auf und setz­te sich keu­chend hin. Merk­wür­dig, dach­te er, ab­ge­hetzt wie er war, wenn man nicht schwit­zen kann, muß man den Mund auf­ma­chen und die Zun­ge her­aus­hän­gen las­sen, und …
    »Hast du Schwie­rig­kei­ten?« frag­te ei­ne be­sorg­te Stim­me.
    Wolf er­kann­te die Kat­ze. »O Him­mel, ja«, gab er aus vol­lem Her­zen zu. »Mehr, als du es dir vor­stel­len kannst.«
    »Hung­rig?« frag­te die Kat­ze. »Der klei­ne Jun­ge da hin­ten ist recht wohl­ge­nährt.«
    »Halt den Mund«, fauch­te Wolf.
    »Par­don; ich dach­te nur an das, was Kon­fu­zi­us mir über Wer­wöl­fe er­zähl­te. Du bist doch nicht et­wa ein Men­schen­freund?«
    »Doch, ich glau­be, ich bin’s. Ich weiß, daß ein Wer­wolf ein blut­trie­fen­der Schläch­ter sein soll­te, aber im Mo­ment muß ich ein Men­schen­le­ben ret­ten.«
    »Und das soll ich dir glau­ben?«
    »Es ist die Wahr­heit.«
    »Oh«, sag­te die Kat­ze phi­lo­so­phisch, »dun­kel ist die Wahr­heit und vol­ler Täu­schun­gen.«
    Wolfe Wolf sprang auf die Pfo­ten. »Dan­ke«, bell­te er, »du hast mir den Weg ge­zeigt.«
    »Wie bit­te?«
    »Ha­be kei­ne Zeit mehr.« Und da­mit ras­te Wolf im Höl­len­tem­po in Rich­tung Tem­pel der fins­te­ren Wahr­heit.
    Das schi­en ihm der wahr­schein­lichs­te Ort zu sein. Schließ­lich hat­te Fea­ring sein Haupt­quar­tier dort. Zu­min­dest er­schi­en es als wahr­schein­lich, daß der Tem­pel, wenn kei­ne An­be­tun­gen statt­fan­den, der Ban­de als Un­ter­schlupf diente. Er ras­te und sprang und quetsch­te sich durch Lücken im Ver­kehr. Aber wäh­rend er vor­her nicht son­der­lich auf sich sel­ber ge­ach­tet hat­te, wuß­te Wolf jetzt, daß er zwar im­mun ge­gen Ku­geln, nicht aber ge­gen das Über­fah­ren­wer­den war. Sein Schwanz tat im­mer noch fürch­ter­lich weh. Aber er muß­te es schaf­fen. Er muß­te sich von dem Ver­dacht rei­ni­gen, sag­te er sich im­mer wie­der; aber in

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