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7 Werwolfstories

7 Werwolfstories

Titel: 7 Werwolfstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Schelwokat
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un­ge­heizt. Du wirst dir ei­ne Er­käl­tung ho­len. Oder weißt du schon, wie du die zwei Stun­den tot­schla­gen wirst? Ach, ich weiß schon, was du vor­hast. Du wirst mit dei­nem Um­ber­to ein Schä­fer­stünd­chen ver­brin­gen!«
    Tan­ja lach­te über ih­re letz­te Be­mer­kung.
    An­ge­la preß­te die Lip­pen zu­sam­men, bück­te sich nach dem Kof­fer und der Hand­ta­sche und be­merk­te ab­schlie­ßend: »Ich ha­be Ar­no zu Bett ge­bracht, zu mehr bin ich nicht ver­pflich­tet. Ich ge­he jetzt!«
    »Ja, geh nur«, rief ihr Tan­ja höh­nisch la­chend nach. »Geh zu dei­nem Um­ber­to … geh nur.«
    Sie ver­stumm­te, ihr Ge­sicht spann­te sich an, und ih­re Au­gen ver­lo­ren je­den Aus­druck. Sie leg­te den Kopf schief und lausch­te. Sie hör­te An­ge­la durch die Die­le ge­hen und die Ein­gangs­tür öff­nen. Für ei­ni­ge Se­kun­den brach das Heu­len des Stur­mes ins Haus. Dann fiel die Tür ins Schloß, und es wur­de wie­der still.
    Tan­ja be­faß­te sich in Ge­dan­ken mit An­ge­la, dem Dienst­mäd­chen, das sie all die Mo­na­te hin­durch ab­sicht­lich ge­quält hat­te, um es zum Ge­hen zu ver­an­las­sen. Aber An­ge­la war zu ge­dul­dig ge­we­sen, des­halb muß­te Tan­ja schließ­lich die Ge­schich­ten über ge­stoh­le­nes Geld und ver­schwun­de­ne Le­bens­mit­tel er­fin­den. Sie tat es nicht nur aus Sa­dis­mus, es steck­te viel mehr da­hin­ter. Es war ein un­ge­schrie­be­nes Ge­setz des Hau­ses Totz­ky, daß kei­ne der Be­diens­te­ten län­ger als ein hal­b­es Jahr blei­ben durf­te. Die Haus­ord­nung des Hau­ses Totz­ky wies noch wei­te­re selt­sa­me Punk­te auf, und zwar:
    In Voll­mond­näch­ten durf­te sich das Dienst­mäd­chen nie im Hau­se be­fin­den!
    Nie­mand au­ßer Tan­ja durf­te die zwei­te Kel­ler­tür öff­nen!
    Es gab einen Kel­ler, der als Ab­stell- und La­ger­raum be­nutzt wur­de, der war selbst­ver­ständ­lich nicht von dem Ver­bot be­trof­fen. Aber der zwei­te Kel­ler, der sich hin­ter der mas­si­ven Pan­zer­tür un­ter­halb des Stie­gen­auf­gangs ver­barg, war ta­bu. Dar­in ver­barg sich das Ge­heim­nis des Hau­ses Totz­ky, von dem nie­mand au­ßer Tan­ja wuß­te. Und selbst­ver­ständ­lich Ro­bert…
    Was er wohl ge­ra­de tat? frag­te sich Tan­ja. Vie­le Mög­lich­kei­ten hat­te er ja nicht; au­ßer nach­den­ken, schla­fen, sei­ne Not­durft ver­rich­ten und es­sen konn­te er nichts tun. Tan­ja run­zel­te die Stirn, um sich bes­ser kon­zen­trie­ren zu kön­nen. Es war au­gen­blick­lich ir­gend­wie wich­tig, al­le je­ne Tä­tig­kei­ten auf­zu­zäh­len, mit de­nen sich Ro­bert be­fas­sen konn­te. Er konn­te na­tür­lich auch noch schrei­en, ja, das konn­te er – aber nie­mand wür­de ihn hö­ren. Sonst fiel Tan­ja nichts mehr ein.
    »Ich will doch ein­mal nach­se­hen, was er ge­ra­de tut«, sag­te sie zu sich selbst.
    Sie er­hob sich seuf­zend aus dem Le­der­ses­sel, ver­ließ das Wohn­zim­mer und wand­te sich der Trep­pe zu, die zum zwei­ten Kel­ler führ­te. Aber be­vor sie noch die ers­te Stie­ge be­trat, dach­te sie dar­an, daß Ro­bert wo­mög­lich hung­rig war und hol­te aus der Kü­che ein Stück ver­schim­mel­tes Brot. Sie hat­te im­mer ir­gend­wel­che ver­dor­be­nen Le­bens­mit­tel ge­la­gert, schließ­lich woll­te sie ih­ren Mann nicht ver­hun­gern las­sen. Er soll­te le­ben, lan­ge noch – und lei­den.
    »Hof­fent­lich lei­det er sehr! Es wä­re nur aus­glei­chen­de Ge­rech­tig­keit«, mur­mel­te sie.
    Als sie dann die Kel­ler­tür er­reich­te, hol­te sie den Schlüs­sel aus der Ta­sche, den sie selbst nachts im­mer bei sich hat­te, und sperr­te auf. Sie drück­te ge­gen die Tür, und da sie im­mer dar­auf ach­te­te, daß die An­geln ge­ölt wa­ren, schwang sie laut­los auf.
    Ein wi­der­li­cher Ge­ruch drang aus dem fins­te­ren Keller­ge­wöl­be, und Tan­ja rümpf­te die Na­se. Sie war­te­te ei­ni­ge Atem­zü­ge, bis sie sich ei­ni­ger­ma­ßen an den Ge­stank ge­wöhnt hat­te, dann tas­te­te sie nach dem Licht­schal­ter und knips­te das Licht an.
    »Hal­lo, Ro­bert«, be­grüß­te sie den nack­ten, ver­schmutz­ten und bis auf die Kno­chen ab­ge­ma­ger­ten Mann, der mit Hän­den und Fü­ßen an die

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