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7 Werwolfstories

7 Werwolfstories

Titel: 7 Werwolfstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Schelwokat
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zu­sam­men­ge­wach­se­nen Au­gen­brau­en, die lan­gen Zei­ge­fin­ger und die be­haar­ten Hand­flä­chen. All das ha­ben Sie. Selbst Ihr Na­me deu­tet dar­auf hin. Fa­mi­li­enna­men ent­ste­hen nicht zu­fäl­lig. Je­der Smith hat einen Vor­fahr, der Schmied war. Je­der Fi­scher ent­stammt ei­ner Fa­mi­lie, die sich mit dem Fisch­fang be­faß­te. Und Sie hei­ßen Wolf.«
    Die­se Be­haup­tung wur­de so ru­hig aus­ge­spro­chen und klang so plau­si­bel, daß Wolf un­si­cher wur­de.
    »Aber ein Wer­wolf ist ein Mensch, der sich in einen Wolf ver­wan­delt. Das hab’ ich noch nie ge­tan. Wirk­lich nicht.«
    »Ein Säu­ge­tier«, sag­te Ozy­man­di­as, »ist ein Tier, das le­ben­de Jun­ge ge­biert und die­se säugt. Auch ei­ne Jung­frau ist ein Säu­ge­tier. Und die blo­ße Tat­sa­che, daß Sie sich noch nie ver­wan­delt ha­ben, än­dert nichts dar­an, daß Sie ein Wer­wolf sind.«
    »Aber ein Wer­wolf …« Plötz­lich leuch­te­ten Wolfs Au­gen auf. »Ein Wer­wolf? Das ist ja viel bes­ser als ein G-man! Jetzt wer­de ich’s Glo­ria zei­gen!«
    »Wie mei­nen Sie das, Kol­le­ge?«
    Wolf klet­ter­te vom Bar­ho­cker her­un­ter. Die Auf­re­gung, in die ihn sein bril­lan­ter Ein­fall ver­setzt hat­te, schi­en ihn zu er­nüch­tern. Er pack­te den klei­nen Mann beim Är­mel. »Kom­men Sie. Wir su­chen uns einen Platz, an dem wir nicht ge­stört wer­den. Und dann be­wei­sen Sie, daß Sie wirk­lich ein Zau­be­rer sind.«
    »Aber wie?«
    »Sie zei­gen mir, wie ich mich ver­wan­deln kann.«
    Ozy­man­di­as trank den Gin To­nic aus und spül­te sei­ne letz­ten Hem­mun­gen hin­un­ter. »Kol­le­ge«, ver­kün­de­te er, »es kann los­ge­hen!«
     
    Pro­fes­sor Os­car Fea­ring stand hin­ter dem selt­sam ge­schnitz­ten Le­se­pult im Tem­pel zur fins­te­ren Wahr­heit und be­en­de­te so­nor mur­melnd das Ge­bet. »Und in die­ser Nacht von al­len Näch­ten, im Na­men des schwar­zen Lich­tes, das in der Fins­ter­nis glüht, dan­ken wir dir!« Er schloß das per­ga­ment­ge­bun­de­ne Buch und blick­te auf die we­ni­gen An­we­sen­den, in­dem er in­brüns­tig rief: »Wer will dem Herrn der Un­ter­welt sei­nen Dank dar­brin­gen?«
    Ei­ne fül­li­ge Wit­we er­hob sich. »Ich ent­bie­te mei­nen Dank!« schrill­te sie auf­ge­regt. »Mei­ne Kat­ze war krank, tod­krank. Ich nahm von ih­rem Blut, bot es dem Herrn der Un­ter­welt dar, und er war gnä­dig und gab sie mir zu­rück.«
    Hin­ter dem Al­tar über­prüf­te ein Elek­tri­ker die Schal­ter und spuck­te an­ge­wi­dert aus. »To­tal ver­rückt! Al­le mit­ein­an­der!«
    Der Mann, der so­eben ei­ne gro­tes­ke und angst­ein­flö­ßen­de Ver­klei­dung an­leg­te, hielt einen Mo­ment in­ne und zuck­te mit den Schul­tern. »Wir wer­den gut be­zahlt. Was geht’s uns an, wenn die ver­rückt spie­len!«
    Ein hoch­ge­wach­se­ner, ma­ge­rer al­ter Mann hat­te sich er­ho­ben. »Ich ent­bie­te mei­nen Dank!« rief er. »Ich dan­ke dem Herrn der Un­ter­welt da­für, daß ich mein großes Werk vollen­den konn­te. Mein Schutz­schirm ge­gen ma­gne­ti­sche Bom­ben hat sich als voll wirk­sam er­wie­sen zum Ruh­me un­se­res Lan­des, der Wis­sen­schaft und des Herrn der Un­ter­welt!«
    »Spin­ner«, mur­mel­te der Elek­tri­ker.
    Der Ko­stü­mier­te sah vor­sich­tig um die Ecke des Al­tars. »Was heißt hier Spin­ner. Das ist Chis­wick vom phy­si­ka­li­schen In­sti­tut. Man den­ke, so ein Mann fällt auf die­sen Blöd­sinn her­ein! Hör mal einen Mo­ment zu: Er er­zählt so­gar von den Re­gie­rungs­plä­nen, sei­ne Er­fin­dung zu ver­wen­den. Ich möch­te wet­ten, daß die Fünf­te Ko­lon­ne hier al­ler­hand auf­schnap­pen könn­te.«
    Als die Ver­samm­lung ih­re Dank­sa­gung be­en­det hat­te, herrsch­te Schwei­gen im Tem­pel. Pro­fes­sor Fea­ring lehn­te sich über das Le­se­pult und sprach ru­hig und ein­drucks­voll. »Wie ihr wißt, mei­ne Brü­der in Fins­ter­nis, ist heu­te der drei­ßigs­te April, der Abend, den die Kir­che der Mär­ty­re­rin St. Wal­pur­gis ge­weiht hat, und den wir an­de­ren, tiefe­ren Zie­len wei­hen. Es ist der heu­ti­ge Abend, und nur der heu­ti­ge Abend, an dem es uns mög­lich ist, un­se­ren Dank dem Herrn der Un­ter­welt

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