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7 Werwolfstories

7 Werwolfstories

Titel: 7 Werwolfstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Schelwokat
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Glo­ria, ob ihm das Herz brach oder nicht, es hat­te kei­nen Sinn, sei­nen Kum­mer in Al­ko­hol zu er­trän­ken. Wenn man sich so elend fühl­te und so­gar un­ter der Ein­bil­dung la­bo­rier­te, ein Wer­wolf ge­we­sen zu sein …
    Aber wie­so konn­te er sich das so ein­dring­lich vor­stel­len? Ein Bruch­stück der Er­in­ne­rung nach dem an­de­ren dräng­te sich in sein Be­wußt­sein, wäh­rend er sich an­zog. Wie er mit dem Bär­ti­gen zum Stra­w­ber­ry Ca­ny­on ge­gan­gen war, wie sie dort einen ein­sa­men Platz fan­den, wie er die Zau­ber­for­mel lern­te – er konn­te sich so­gar an die Wor­te er­in­nern: an das Wort für die Ver­wand­lung und an das Wort für die Zu­rück­ver­wand­lung.
    Ent­spran­gen auch die­se Wor­te nur der Ein­bil­dungs­kraft ei­nes Be­trun­ke­nen? Hat­te er sich auch das nur ein­ge­bil­det, wor­an er sich sche­men­haft er­in­ner­te – die wun­der­vol­le, zau­ber­haf­te Frei­heit der Ver­wand­lung, der kur­ze, schar­fe Schmerz in dem Au­gen­blick, als sei­ne Ge­stalt sich ver­än­der­te, und da­nach die gren­zen­lo­se Glück­se­lig­keit, sich ge­schmei­dig und schnell­fü­ßig und frei be­we­gen zu kön­nen?
    Er be­trach­te­te sich im Spie­gel. Er sah ge­nau­so aus, wie er aus­se­hen soll­te, au­ßer daß sein de­zen­ter grau­er Ein­rei­her zer­knautscht war. Ein ru­hi­ger Wis­sen­schaft­ler, viel­leicht mit ei­ner bes­se­ren Fi­gur, mehr Im­pul­si­vi­tät und ei­nem aus­ge­präg­te­ren Hang zur Ro­man­tik als die meis­ten an­de­ren, aber un­ver­kenn­bar – Pro­fes­sor Wolf.
    Al­les an­de­re war un­sin­nig. Doch der im­pul­si­ve Teil sei­nes We­sens wis­per­te ihm zu, daß es nur einen Weg gab, um das zu be­wei­sen: in­dem er ›Das Wort‹ aus­sprach.
    »Na gut«, sag­te Wolfe Wolf zu sei­nem Spie­gel­bild. »Ich werd’s dir be­wei­sen.« Und er sprach es aus.
    Der Schmerz war schär­fer und stär­ker als in sei­ner Er­in­ne­rung. Al­ko­hol dämpf­te die Schmerz­emp­find­lich­keit. Einen Mo­ment lang über­fiel ihn ei­ne schlim­me Pein. Dann war al­les vor­über, und er streck­te glück­lich über­rascht sei­ne Glie­der.
    Aber er war kein ge­schmei­di­ges, schnell­fü­ßi­ges und frei­es Tier. Er war ein Wolf, der hilf­los in ei­nem de­zen­ten grau­en Ein­rei­her ver­hed­dert war.
    Er ver­such­te auf­zu­ste­hen und ein paar Schrit­te zu ma­chen, aber die Ja­cken­är­mel und Ho­sen­bei­ne wa­ren wie Fall­stri­cke, und er lan­de­te flach auf der Schnau­ze. Er stieß mit den Pfo­ten, ver­such­te, den An­zug zu zer­rei­ßen, hielt aber so­fort in­ne. Wer­wolf oder nicht, er war im­mer noch Pro­fes­sor Wolf, und der An­zug hat­te 35 Dol­lar ge­kos­tet. Es muß­te doch ein bil­li­ge­res Mit­tel ge­ben, um sei­ne Frei­heit zu er­lan­gen.
    In Ge­dan­ken stieß er ei­ni­ge ge­die­ge­ne platt­deut­sche Flü­che aus. Die­se Kom­pli­ka­ti­on war in kei­ner der Wer­wolf-Le­gen­den vor­ge­kom­men, die er bis­her ge­le­sen hat­te. Im Buch wur­den die Leu­te – bumm! – Wöl­fe oder ver­wan­del­ten sich – peng! – in Men­schen zu­rück. Als Men­schen wa­ren sie be­klei­det, als Wöl­fe be­pelzt. Ei­ne glat­te Ir­re­füh­rung. Jetzt er­in­ner­te er sich, daß Ozy­man­di­as der Große ihm be­foh­len hat­te, sich aus­zu­zie­hen, ehe er ihm die Zau­ber­for­mel bei­brach­te.
    Die Zau­ber­for­mel! Das war’s! Er brauch­te nur das Wort für die Rück­ver­wand­lung zu sa­gen: Abs­ar­ka!, und er wür­de wie­der ein Mann sein, der sich be­quem in sei­nem An­zug be­we­gen konn­te. Dann wür­de er sich erst­mal aus­zie­hen, ehe er einen neu­en Ver­such un­ter­nahm. Wirk­lich, mit et­was Über­le­gung war al­les ein­fach. »Abs­ar­ka!« sag­te er.
    Oder zu­min­dest glaub­te er, es ge­sagt zu ha­ben. Doch aus sei­ner Schnau­ze kam nur ein Win­seln. Und er war im­mer noch ein de­zent ge­klei­de­ter hilflo­ser Wolf.
    Das war schlimm. Wenn er nur durch das Wort Abs­ar­ka be­freit wer­den konn­te, er aber in sei­ner Wolfs­ge­stalt nicht zu spre­chen ver­moch­te – dann saß er in der Pat­sche. Für im­mer und ewig. Er konn­te na­tür­lich Oz­zy su­chen und fra­gen, aber wie soll­te ein in einen grau­en An­zug

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