7 Werwolfstories
verwickelter Wolf aus dem Hotel gelangen und auf die Suche nach einer unbekannten Adresse gehen?
Er war gefangen. Er war verloren. Er war …
»Absarka!«
Professor Wolf erhob sich in seinem fürchterlich zerknitterten Anzug und strahlte Ozymandias den Großen an.
»Sehen Sie, Kollege«, erklärte der kleine Zauberer, »ich dachte mir, daß Sie es gleich nach dem Aufwachen versuchen würden, und ich wußte natürlich, daß Sie Schwierigkeiten haben würden. So kam ich her, um Ihnen zu helfen.«
Wolf zündete sich eine Zigarette an und reichte Ozymandias das Päckchen. »Als Sie ins Zimmer kamen«, sagte er, »was sahen Sie da?«
»Sie in Wolfsgestalt.«
»Dann ist es also wirklich – dann bin ich tatsächlich …«
»Stimmt. Sie sind ein echter Werwolf.«
Wolf setzte sich auf das zerwühlte Bett. »Ich muß es wohl glauben«, sagte er langsam. »Und wenn ich es glaube – dann heißt das, daß ich all das glauben muß, was ich bisher als Hokuspokus abgelehnt habe. Ich muß an Götter glauben und an den Teufel, an die Hölle und …«
»Werden Sie nicht pluralistisch. Es gibt einen Gott.« Ozymandias sagte das genauso ruhig und überzeugend, wie er am vergangenen Abend behauptet hatte, es gäbe Werwölfe.
»Und wenn es einen Gott gibt, dann habe ich eine Seele?«
»Ja.«
»Und wenn ich ein Werwolf bin, dann – he!«
»Was bedrückt Sie, Kollege?«
»Gut, Ozzy. Sie wissen alles. Sagen Sie mir ehrlich: Bin ich ein Verdammter?«
»Warum? Nur, weil Sie ein Werwolf sind? Aber nein. Ich will es Ihnen erklären. Es gibt zwei Sorten Werwölfe. Da ist einmal die Art, die unter einem Fluch lebt; sie können sich nicht gegen die Verwandlung wehren. Und dann gibt es freiwillige Werwölfe. Dazu gehören Sie. Auch die meisten Angehörigen dieser Kategorie sind verdammt, weil sie böse und blutdürstig sind und unschuldige Menschen auffressen. Aber sie sind nicht verdammenswert böse, weil sie Werwölfe sind, sondern sie wurden Werwölfe, weil sie verdammenswert böse sind. Sie dagegen haben sich nur zum Spaß verwandelt, und weil es Ihnen als gutes Mittel erschien, um ein Mädchen zu beeindrucken. Das ist ein unschuldiges Motiv, und daß Sie ein Werwolf sind, ändert nichts daran. Ein Werwolf muß nicht unbedingt ein Ungeheuer sein. Es ist nur so, daß man eben ausschließlich über die bösen Werwölfe spricht.«
»Aber wie kann ich ein freiwilliger Werwolf sein, wenn Sie mir sagten, schon ehe ich mich verwandelte, daß ich ein Werwolf sei?«
»Nicht jeder kann sich verwandeln. Das ist nur eine Fähigkeit wie zum Beispiel das Ohrenwackeln. Entweder man kann es, oder man kann es nicht. Das ist alles. Und genauso wie bei allen anderen Eigenschaften spielt wahrscheinlich ein Erbfaktor eine Rolle, obgleich sich noch niemand näher mit dieser Frage befaßt hat. Sie waren ein Werwolf in posse; jetzt sind Sie ein Werwolf in esse .«
»Dann ist also alles in Ordnung? Ich kann mich zum Spaß verwandeln, und es ist ganz ungefährlich?«
»Absolut.«
Wolf grinste. »Na warte, Gloria! Langweilig und unattraktiv, ha! Einen Schauspieler oder einen G-man heiraten, das kann jeder, aber einen Werwolf …«
»Ihre Kinder werden’s wahrscheinlich auch sein«, sagte Ozymandias fröhlich.
Wolf schloß verträumt die Augen, öffnete sie jedoch abrupt wieder. »Wissen Sie, was?«
»Was?«
»Mein Kater ist weg! Wie herrlich! Wie – wie praktisch, ja. Endlich das vollkommene Katermittel. Verwandle dich in einen Wolf und wieder zurück und – oh, das wollte ich ja wissen. Wie verwandle ich mich zurück?«
»Durch Absarka.«
»Das weiß ich. Aber wenn ich ein Wolf bin, kann ich’s nicht sagen.«
»Das«, sagte Ozymandias bekümmert, »ist der Fluch aller Meister der weißen Magie. Man kann immer nur die zweitrangigen Zauberformeln
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