7 Werwolfstories
müssen ihn noch heute nacht erwischen«, sagte Foote. »Er hat bei jemandem das Pentagramm gesehen – bei einem von uns.«
»Was ist das?« fragte James.
»Es ist ein fünfzackiger Stern in einem Kreis, ein uraltes magisches Symbol und in allen mystischen Büchern erwähnt, bis zurück zum vierten oder fünften Buch Mose. Der Werwolf sieht es auf der Handfläche seines nächsten Opfers.«
Ein keuchender Schrei entrang sich Doris’ Lippen.
»Also das war es!« rief sie. »Großer Gott, ich bin diejenige! Er sah irgend etwas auf meiner Hand, als wir im Korridor miteinander sprachen. Er war sehr erschrocken und ließ mich praktisch stehen. Er sagte, daß er mich vor etwas warnen wolle, und dann …«
»Beruhigen Sie sich«, sagte Bennington. »Je mehr wir sind, desto sicherer sind wir. Und wir sind ja alle hier.« Trotzdem konnte er sich nicht beherrschen, verstohlen über seine Schulter zu blicken.
»Das ist eine häufige Erscheinung bei lykanthropen Anfällen«, bestätigte Lundgren. »Aber, Paul, Sie irren sich über die Bedeutung, die er für einen Lykanthropen hat. Das Pentagramm bedeutet etwas ganz anderes. Doris, ich möchte Sie etwas fragen.«
»Ja – bitte, natürlich, Doktor Lundgren. Was möchten Sie wissen?«
»Was haben Sie heute abend mit der Knetmasse gemacht?«
»Ich – ich wollte Paul Foote einen Schreck einjagen«, sagte sie fast unhörbar.
»Wie? Glauben Sie mir, Doris, das ist sehr wichtig. Wie?«
»Aus seiner Zigarette kräuselte sich ein Rauchfaden. Ich – ich versuchte, ihm die Gestalt…«
»Sprechen Sie weiter.«
»… ihm die Gestalt einer Statuette zu geben«, sagte Foote trocken. Er spürte kalten Schweiß auf seiner Stirn. Das Mädchen warf ihm einen Seitenblick zu; dann nickte es und schlug die Augen nieder. »Die Musik war wie ein Anreiz«, murmelte sie.
»Sehr gut«, sagte Lundgren. »Doris, ich will Ihnen keine Schwierigkeiten machen. Haben Sie mit dieser Spielerei schon viel Erfolg gehabt?«
»In letzter Zeit, ja«, sagte sie lebhafter. »Es klappt nicht immer. Aber manchmal doch.«
»Chris, was soll das heißen?« fragte Foote.
»Das heißt, daß wir hier eine wichtige Verbündete besitzen, falls wir nur wissen, wie wir sie einzusetzen haben«, sagte Lundgren. »Im Mittelalter hätte man dieses Mädchen eine Hexe genannt. Heute würde man wahrscheinlich sagen, sie sei mit übernatürlichen Kräften begabt, obwohl ich gestehen muß, daß diese Ausdrucksweise auch nicht mehr erklärt.
Das ist die wahre Bedeutung des Pentagramms, und Jarmoskowski weiß es ganz genau. Der Werwolf kann sich am besten dann entfalten, wenn er eine Hexe zur Mithelferin hat, die ihm im menschlichen Leben Gefährtin, als Werwolf Spürerin und Markiererin ist. Die Erscheinung des Pentagramms zeigt dem Werwolf die Hexe, die er für sich bestimmt glaubt.«
»Das ist nicht gerade erfreulich«, sagte Doris mit schwacher Stimme.
»O doch. In all diesen uralten psychopathischen Verbindungen gibt es ein natürliches oder – wenn Sie so wollen – übernatürliches Gleichgewicht. Der Werwolf akzeptiert seine Partnerin in dem Glauben – der für ihn natürlich eine feststehende Erwartung ist –, daß die Hexe ihn früher oder später verraten wird. Das ist es, was Jarmoskowski so fassungslos gemacht hat; doch seine Verwandlung beweist, daß er das gewagte Spiel mitmacht. Er weiß so gut wie wir, wahrscheinlich sogar noch besser, daß Doris als Hexe noch ein Neuling und sich ihrer Fähigkeiten noch gar nicht bewußt ist. Er setzt ganz einfach darauf, daß wir nicht wissen, wie wir sie gegen ihn einsetzen können. Aber da irrt er sich.«
»Wir wissen also immer noch nicht, wen Jan sich als Opfer auserkoren hat«, sagte James schrill. »Damit ist alles klar. Wir müssen das
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