7 Werwolfstories
– das Untier finden und töten. Wir müssen es töten, ehe es einen von uns umbringt – wenn nicht Doris, dann jemand anderen. Selbst wenn er uns verschont – es wäre genauso schlimm, ihn frei herumlaufen zu lassen.«
»Womit wollen Sie ihn töten?« fragte Lundgren sachlich.
»Eh?«
»Ich sagte, womit wollen Sie ihn töten? Mit dem Hormonüberschuß im Blut kann er über gewöhnliche Geschosse lachen. Und da es hier keine dem heiligen Hubert geweihte Kirchen gibt, können Sie ihn nicht mit einer wundertätigen Kugel in den Tod treiben.«
»Silber genügt«, sagte Frank.
»Ja, Silber genügt. Es vergiftet die Pinearin-Katalyse. Aber wollen Sie vielleicht einen ausgewachsenen Wolf mit Eßbestecken und Leuchtern erlegen? Oder versteht hier jemand genug von Metallurgie, um eine brauchbare Silberkugel gießen zu können?«
Foote seufzte. Jetzt, da die Last der Beweisführung von ihm genommen war und der Schock ihn ernüchtert hatte, war er fast wieder sein altes Selbst, trotz der tödlichen Drohung, die über ihm und den anderen schwebte.
»Ich hab’s ja immer gesagt«, meinte er, »auf einer Party bei den Newcliffes gibt es keine langweilige Minute.«
Es schlug halb zwei. Foote nahm eins von Newcliffes Gewehren und wog es in der Hand. Es fühlte sich nutzlos an. Er fragte: »Machen Sie Fortschritte?«
Die Gruppe am Küchenherd schüttelte wie auf Kommando gleichzeitig die Köpfe. Eine der Gasflammen war zu einem provisorischen Bunsenbrenner umgewandelt worden, und darüber versuchte man einige Gegenstände aus reinem Silber, meist mexikanischer Herkunft, zu schmelzen.
Als Schmelztiegel diente eine kleine irdene Schüssel. Die Stellfläche eines Blumentopfs diente als Deckel. Das Loch war mit Asbestfetzen ausgelegt, die man gewaltsam aus der Dachisolierung herausgerissen hatte. Lehmerde bildete das etwas zweifelhafte Bindemittel. Die große Flamme flackerte unregelmäßig und warf phantastische Schatten über die angespannten Gesichter.
»Jetzt ist es geschmolzen«, sagte Bennington, indem er den Deckel mit einer Zange anhob und vorsichtig darunterspähte. »Und was machen wir jetzt damit? Es von der Turmspitze hinunterfallen lassen?«
»Mit Schrot kann man keinen Wolf umbringen, es sei denn, man hat unverschämtes Glück«, erklärte Newcliffe. Jetzt, da es sich zeitweise nicht mehr um ein übernatürliches, sondern um ein gewöhnliches Jagdproblem handelte, war er in seinem Element. »Außerdem habe ich keine zuverlässige Schrotflinte. Aber es sollte uns doch gelingen, eine brauchbare Kugelform zustande zu bringen. Die Kugel sollte so weich sein, daß sie sich nicht im Lauf verklemmt.«
Er öffnete die Tür zur Kellertreppe und verschwand; in einer Hand hielt er ein paar normale Gewehrpatronen. Die Hunde begannen wieder leise zu jaulen. Doris zitterte. Foote legte einen Arm um ihre Schultern.
»Es ist alles in Ordnung«, sagte er. »Wir werden ihn erwischen. Sie haben nichts zu befürchten.«
Sie schluckte. »Ich weiß«, sagte sie mit zugeschnürter Kehle. »Aber jedesmal, wenn ich daran denke, wie er auf meine Hände blickte, und wie rot seine Augen schillerten … Glauben Sie, daß er um das Haus herumschleicht? Daß die Hunde deshalb heulen?«
»Keine Ahnung«, sagte Foote bedächtig. »Aber bei Hunden kann man nie wissen. Sie können Dinge über weite Entfernungen hinweg spüren. Ich möchte annehmen, daß für eine Hundenase ein Mann mit Pinearin im Blutstrom eine starke Ausdünstung hat. Aber wahrscheinlich weiß er, daß wir hinter seinem Skalp her sind, und so wird er kaum in der Nähe herumschleichen.«
Sie brachte ein zittriges Lächeln zustande. »Ich will versuchen, nicht
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