7 Werwolfstories
stufenweise herabzusinken. Zuerst sah es nur aus, als ob er sich aufs Bett gesetzt habe; aber die Verkürzung ging immer weiter, dann schlängelte sich der Körper, und die Kleidung drehte sich mit, die Hemdbrust wurde ein undeutlicher Fleck auf der breiter werdenden Brust, die Schultern fielen herab, das spitze Kinn wurde zu einer stumpfen Schnauze, und die Zehennägel der Pfoten klickten auf den Fußboden, während er langsam auf Foote zuging. Er hielt den Schwanz gerade ausgestreckt, und die rauhe Haarkrause auf seinem Rücken stellte sich auf. Er schnüffelte.
Irgendwie setzte Foote seine Beine in Bewegung. Er fand den Türgriff und schleuderte sich in den Korridor hinaus.
Kaum eine Sekunde, nachdem er die Tür zugeschlagen hatte, donnerte ein schwerer Körper dagegen. Das Holz krachte laut. Er stemmte sich mit aller Macht gegen die Türfüllung. Er konnte fast nichts sehen; seine Augen schienen ins Innere seines Schädels gerollt zu sein.
Aus dem Dämmerlicht löste sich eine weiße Gestalt, und ein neuer Schauder überlief ihn. Aber es war nur das Mädchen.
»Paul! Um alles in der Welt! Was geht hier vor?«
»Schnell«, keuchte er, »bringen Sie mir Silber – irgendeinen schweren Gegenstand aus Silber – schnell!«
Das Drängen in seiner Stimme war stärker als ihr Erstaunen. Sie rannte in ihr Zimmer zurück. Dann verging eine ganze Ewigkeit, während er auf die Geräusche in Jarmoskowskis Zimmer lauschte.
Einmal dachte er, ein leises Rumpeln gehört zu haben, aber er war sich nicht sicher. In seinen Ohren brauste und pulsierte es so laut, daß er sich wunderte, daß nicht die ganze Umgebung davon aufwachte. Er hing am Türgriff und keuchte.
Dann kam das Mädchen und schleppte einen fast ein Meter hohen Silberleuchter herbei; eine Waffe, die für seine erschlafften Muskeln fast so schwer war. Er umklammerte den Türgriff nur noch mit der linken Hand und zückte den Leuchter ungeschickt mit der rechten.
»So«, sagte er in – wie er hoffte – grimmig entschlossenem Ton. »Jetzt kann er kommen.«
»Aber was ist denn eigentlich los?« fragte Doris. »Sie wecken ja das ganze Haus auf. Da, sehen Sie – selbst der Hund ist ‘reingekommen, um nachzusehen – «
»Der Hund!«
Er fuhr herum und ließ den Türgriff los. Keine zehn Schritte entfernt stand ein riesiges, kohlschwarzes Tier von fast einem Meter sechzig Länge und fletschte die glänzenden Zähne. Sobald es Foote erblickte, knurrte es. Seine Augen flackerten rötlich dunkel und still.
Dann sprang es.
Foote riß den Leuchter hoch und schwang ihn wieder – aber das Tier war weg. Es hatte mitten im Sprung abgestoppt. Am offenen Ende des Korridors bewegte sich etwas, dann war alles wieder dunkel und still.
»Er sah den Leuchter«, keuchte Foote. »Ist wahrscheinlich aus dem Fenster gesprungen und kam dann durch die Eingangstür herein. Dann sah er das Silber und machte sich davon.«
»Paul!« rief Doris. »Was – woher wußten Sie, daß es springen würde? Es war so riesig! Und was hat das Silber …«
Zu seiner eigenen Überraschung mußte er grinsen. Er konnte sich vorstellen, welchen Eindruck die Wahrheit auf Doris machen würde. »Das«, sagte er, »war ein Wolf, und zwar ein großer. Selbst die gewöhnliche Sorte ist nicht sehr freundlich, und …«
Im oberen Stockwerk erklangen Schritte, und dann dröhnte Newcliffes laut schimpfende Stimme. Newcliffe liebte laute Abende und stille Nächte. Jetzt schienen auch die anderen den Krach gehört zu haben, denn in kürzester Zeit drängten sich halbbekleidete Gestalten in den Korridor und wollten wissen, was los sei, oder verlangten entrüstet, daß man etwas weniger Lärm mache.
Abrupt ging das Licht an und beleuchtete verschlafene Gesichter und Gestalten im Nachthemd, die sich in
Weitere Kostenlose Bücher