7 Werwolfstories
Stimmengewirr. »Die Spur führt um die Terrasse herum zur Eingangstür, dann wieder weg und am Haus vorbei zum Golfplatz.« Er rollte ungeschickt die feuchten Pyjamabeine hoch. Foote fiel ein kleiner Stein vom Herzen; wenigstens war das Untier nicht mehr im Haus.
»Das ist doch alles völliger Unsinn«, erklärte Newcliffe ärgerlich. »Wir benehmen uns wie kleine Kinder, die sich im Dunkeln fürchten. Es gibt keine Werwölfe.«
»Darauf möchte ich nicht wetten«, sagte Ehrenberg. »Seit Jahrhunderten haben Millionen von Menschen an die Existenz von Werwölfen geglaubt. Wenn man die Zahl der Jahre mit der Zahl der Menschen multipliziert, kommt ein beträchtliches Endergebnis heraus, nicht wahr?«
Newcliffe wandte sich an Lundgren. »Chris, von Ihnen kann man wenigstens mit Sicherheit annehmen, daß Sie nicht den Verstand verloren haben.«
Der Psychiater lächelte dünn. »Sie haben meinen Stockholmer Vortrag nicht gelesen. Ich meine den Vortrag über Psychosen der Menschen im Mittelalter. Er befaßte sich hauptsächlich mit Lykanthropie – also mit Werwölfen.«
»Soll das heißen, daß Sie diese idiotische Geschichte glauben?«
»Ich habe Jarmoskowski schon in den frühen Abendstunden erkannt«, sagte Lundgren. »Er hat wohl seine Handflächen rasiert, aber er zeigt alle anderen Charakteristika – rötliche Augen bei Mondaufgang, gleichlange Zeige- und Mittelfinger, zugespitzte Ohren, zusammengewachsene Augenbrauen, gewölbtes Siebbein, obere Eckzähne verlängert. Kurz und gut – wir haben hier eine typische Überproduktion des Zirbeldrüsenhormons: einen Lykanthropen.«
»Warum haben Sie bis jetzt geschwiegen?«
»Weil ich nicht ausgelacht werden wollte«, sagte Lundgren trocken. »Und ich wollte Jarmoskowskis Aufmerksamkeit nicht auf mich lenken. Menschen mit Drüsenstörungen sind unberechenbar.«
Foote grinste reuevoll. Wenn er daran gedacht hätte, ehe er Jarmoskowski stellte, würde er seinen Mund gehalten haben.
»Es gibt nicht mehr viele Fälle von Lykanthropie«, dozierte Lundgren. »Man findet höchstens in obskuren Zeitschriften etwas darüber. Es ist die wenig bekannte Entgleisung einer wenig bekannten Drüse mit innerer Sekretion. Darüber hinaus wissen wir nur das, was man schon anno vierzehnhundert wußte, nämlich daß diese Entgleisung anscheinend den Betroffenen befähigt, sein Erscheinungsbild willkürlich zu verändern.«
»Mir erscheint das Ganze immer noch absurd«, meinte Bennington. »Ich kenne Jan seit Jahren. Netter Kerl – hat mir mal aus einer verzwickten Lage geholfen, ohne daß er dazu verpflichtet war. Und ich glaube, es gibt schon genug Dissonanzen in diesem Haus, so daß ich wohl kein Unheil stifte, wenn ich sage, daß ich Paul Foote nicht mal so weit traue, wie ich ihn werfen kann. Bei Gott, Paul, wenn sich das als einer Ihrer beliebten Schabernacks herausstellen sollte…«
»Fragen Sie Lundgren«, sagte Foote.
Tiefes Schweigen folgte, das nur von schweren Atemzügen unterbrochen wurde. Lundgren war fast allen als die Autorität auf dem Gebiet der psychischen Anomalien durch hormonale Störungen bekannt. Niemand schien ihn fragen zu wollen.
»Paul hat recht«, sagte Lundgren. »Ob Sie es glauben oder nicht. Jarmoskowski ist ein Lykanthrop. Ein hyperpineal Gestörter. Keine andere Drüse kann die Blutgefäße des Auges so beeinflussen oder eine derartige Umorganisation der Soma ermöglichen. Jarmoskowski ist zweifellos ein Werwolf.«
Bennington sackte zusammen, und der Ausdruck indignierter Ungläubigkeit schwand aus seinem Blick. »Ich will verdammt sein!« murmelte er. »Das kann doch nicht wahr sein!«
»Wir
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