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7 Werwolfstories

7 Werwolfstories

Titel: 7 Werwolfstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Schelwokat
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den gan­zen Tag lang am So­ckel­wulst ge­klebt hat­te, und roll­te in ver­rück­ten Krin­geln über den Fuß­bo­den.
    »Tom«, sag­te Do­ris sanft. »Kom­men Sie. Hier kön­nen Sie nichts mehr tun.«
    »Es war das Blut«, sag­te sei­ne lee­re Stim­me. »Sie hat­te einen Riß an ih­rer Hand. Faß­te die von der Fal­le ge­schab­ten Fet­zen an. Mei­ne Fal­le. Ich bin schuld. Nur ein Schnitt mit ei­nem Brot­mes­ser, als sie die Cana­pes her­rich­te­te. Ich bin schuld.«
    »Nein, Tom. Sie ha­ben kei­ne Schuld. Jetzt müs­sen Sie sich aus­ru­hen.«
    Sie nahm ihn bei der Hand. Er folg­te ihr ge­hor­sam, stol­pernd, wäh­rend sei­ne be­spritz­ten Schu­he über den Tep­pich schlurf­ten, und sein Atem kam wie ein lei­ses Wis­pern aus sei­nen Lun­gen. Dann schlos­sen sich die Dop­pel­tü­ren hin­ter ih­nen.
    Ben­ning­ton ras­te zum Spül­be­cken in der Kü­che.
    Foo­te setz­te sich auf den Kla­vier­sche­mel, sein mü­des Ge­sicht war steif von an­ge­trock­ne­ten Trä­nen. Wie die meis­ten Nicht­mu­si­ker tipp­te er fast in ei­ner Re­flex­be­we­gung auf die Tas­ten. Eh­ren­berg rühr­te sich nicht vom Fleck, er stand so still, als ob er gar nicht da­zu­ge­hör­te, aber Ja­mes wur­de von dem Ge­klim­per aus der Star­re ge­ris­sen. Er ging durchs Zim­mer, mach­te einen großen Bo­gen um den Leich­nam, und blick­te auf Foo­te hin­un­ter.
    »Sie ha­ben rich­tig ge­han­delt«, sag­te er mit schwan­ken­der Stim­me. »Ver­dam­men Sie sich nicht selbst, Paul. Was Sie ta­ten, war ab­so­lut rich­tig – und auch gnä­dig.«
    Foo­te nick­te. Er fühl­te – nichts. Gar nichts.
    »Der Leich­nam?« sag­te Ja­mes.
    »Ja. Es muß wohl sein.« Er stand auf. Zu­sam­men ho­ben sie den Kör­per hoch; man konn­te ihn schlecht hal­ten. Eh­ren­berg ver­harr­te stumm, blind und taub. Sie ma­nö­vrier­ten sich durch das Haus und wei­ter bis zum Ge­wächs­haus.
    »Wir soll­ten sie hier­hin le­gen«, sag­te Foo­te, und auf sei­ner Zun­ge lag plötz­lich ein schar­fer, sau­rer Ge­schmack. »Hier, wo die Wolfs­blu­me blüh­te, die al­les aus­lös­te.«
    »Das wä­re ei­ne Art poe­ti­scher Ge­rech­tig­keit«, sag­te Ja­mes. »Aber ich glau­be nicht, daß es klug wä­re. Tom hat dort hin­ten einen Werk­zeug­schup­pen, der nicht ge­heizt ist. Dort soll­te es kühl ge­nug sein.«
    Sanft leg­ten sie den Kör­per auf den Ze­ment­fuß­bo­den, brei­te­ten ein paar gro­be Sä­cke aus und roll­ten den Kör­per auf die­se Un­ter­la­ge. Zum Zu­de­cken schi­en nichts vor­han­den zu sein. »Wir kön­nen sie mor­gen früh ab­ho­len las­sen«, sag­te Foo­te.
    »Wer­den wir nicht mit den Be­hör­den Schwie­rig­kei­ten ha­ben?« frag­te Ja­mes stirn­run­zelnd. »Ei­ne Frau, de­ren Schä­del mit ei­nem stump­fen Ge­gen­stand zer­trüm­mert wur­de …«
    »Ich glau­be, der Pfar­rer wird uns hel­fen, und mit Lund­gren auch«, sag­te Foo­te trau­rig. »In Schott­land kann die Ster­be­ur­kun­de vom Pfar­rer aus­ge­stellt wer­den. Au­ßer­dem, Alec – ist das hier ei­ne Frau? Zwei­fel­los ist es nicht Ca­ro­li­ne.«
    Ja­mes warf einen kur­z­en Blick auf die haa­ri­gen, mus­ku­lö­sen Schen­kel. »Nein. Im ju­ris­ti­schen Sinn ist es – nichts. Ich ver­ste­he, was Sie mei­nen.«
    Sie kehr­ten zum Haus zu­rück. »Und Jar­mos­kow­ski?« frag­te Ja­mes.
    »Heu­te nacht nicht. Wir sind al­le zu mü­de und er­schüt­tert. Und es scheint auch si­cher ge­nug für uns zu sein. Da­für hat Chris ge­sorgt.«
    Eh­ren­berg war ver­schwun­den. Ja­mes sah sich in dem großen lee­ren Raum um.
    »Noch ei­ne Nacht. Ach, was ist das für ei­ne elen­de Ge­schich­te. Gu­te Nacht, Paul.«
    Er ging hin­aus. Foo­te blieb noch ein Weil­chen ste­hen und be­trach­te­te nach­denk­lich den Blut­fle­cken auf dem kost­ba­ren Per­ser­tep­pich. Dann be­fühl­te er sein Ge­sicht und sei­nen Hals, un­ter­such­te sei­ne Hän­de, Ar­me und Bei­ne und sei­ne Brust.
    Nicht ein Krat­zer. Tom hat­te sehr schnell ge­han­delt. Er war er­schöpft, konn­te sich aber nicht über­win­den, zu Bett zu ge­hen. Lund­gren war tot, und jetzt war es sein Pro­blem. Ihm war klar, wie we­nig er im­mer noch dar­über wuß­te, aber es stand fest, daß die an­de­ren noch viel we­ni­ger wuß­ten

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