7 Werwolfstories
den ganzen Tag lang am Sockelwulst geklebt hatte, und rollte in verrückten Kringeln über den Fußboden.
»Tom«, sagte Doris sanft. »Kommen Sie. Hier können Sie nichts mehr tun.«
»Es war das Blut«, sagte seine leere Stimme. »Sie hatte einen Riß an ihrer Hand. Faßte die von der Falle geschabten Fetzen an. Meine Falle. Ich bin schuld. Nur ein Schnitt mit einem Brotmesser, als sie die Canapes herrichtete. Ich bin schuld.«
»Nein, Tom. Sie haben keine Schuld. Jetzt müssen Sie sich ausruhen.«
Sie nahm ihn bei der Hand. Er folgte ihr gehorsam, stolpernd, während seine bespritzten Schuhe über den Teppich schlurften, und sein Atem kam wie ein leises Wispern aus seinen Lungen. Dann schlossen sich die Doppeltüren hinter ihnen.
Bennington raste zum Spülbecken in der Küche.
Foote setzte sich auf den Klavierschemel, sein müdes Gesicht war steif von angetrockneten Tränen. Wie die meisten Nichtmusiker tippte er fast in einer Reflexbewegung auf die Tasten. Ehrenberg rührte sich nicht vom Fleck, er stand so still, als ob er gar nicht dazugehörte, aber James wurde von dem Geklimper aus der Starre gerissen. Er ging durchs Zimmer, machte einen großen Bogen um den Leichnam, und blickte auf Foote hinunter.
»Sie haben richtig gehandelt«, sagte er mit schwankender Stimme. »Verdammen Sie sich nicht selbst, Paul. Was Sie taten, war absolut richtig – und auch gnädig.«
Foote nickte. Er fühlte – nichts. Gar nichts.
»Der Leichnam?« sagte James.
»Ja. Es muß wohl sein.« Er stand auf. Zusammen hoben sie den Körper hoch; man konnte ihn schlecht halten. Ehrenberg verharrte stumm, blind und taub. Sie manövrierten sich durch das Haus und weiter bis zum Gewächshaus.
»Wir sollten sie hierhin legen«, sagte Foote, und auf seiner Zunge lag plötzlich ein scharfer, saurer Geschmack. »Hier, wo die Wolfsblume blühte, die alles auslöste.«
»Das wäre eine Art poetischer Gerechtigkeit«, sagte James. »Aber ich glaube nicht, daß es klug wäre. Tom hat dort hinten einen Werkzeugschuppen, der nicht geheizt ist. Dort sollte es kühl genug sein.«
Sanft legten sie den Körper auf den Zementfußboden, breiteten ein paar grobe Säcke aus und rollten den Körper auf diese Unterlage. Zum Zudecken schien nichts vorhanden zu sein. »Wir können sie morgen früh abholen lassen«, sagte Foote.
»Werden wir nicht mit den Behörden Schwierigkeiten haben?« fragte James stirnrunzelnd. »Eine Frau, deren Schädel mit einem stumpfen Gegenstand zertrümmert wurde …«
»Ich glaube, der Pfarrer wird uns helfen, und mit Lundgren auch«, sagte Foote traurig. »In Schottland kann die Sterbeurkunde vom Pfarrer ausgestellt werden. Außerdem, Alec – ist das hier eine Frau? Zweifellos ist es nicht Caroline.«
James warf einen kurzen Blick auf die haarigen, muskulösen Schenkel. »Nein. Im juristischen Sinn ist es – nichts. Ich verstehe, was Sie meinen.«
Sie kehrten zum Haus zurück. »Und Jarmoskowski?« fragte James.
»Heute nacht nicht. Wir sind alle zu müde und erschüttert. Und es scheint auch sicher genug für uns zu sein. Dafür hat Chris gesorgt.«
Ehrenberg war verschwunden. James sah sich in dem großen leeren Raum um.
»Noch eine Nacht. Ach, was ist das für eine elende Geschichte. Gute Nacht, Paul.«
Er ging hinaus. Foote blieb noch ein Weilchen stehen und betrachtete nachdenklich den Blutflecken auf dem kostbaren Perserteppich. Dann befühlte er sein Gesicht und seinen Hals, untersuchte seine Hände, Arme und Beine und seine Brust.
Nicht ein Kratzer. Tom hatte sehr schnell gehandelt. Er war erschöpft, konnte sich aber nicht überwinden, zu Bett zu gehen. Lundgren war tot, und jetzt war es sein Problem. Ihm war klar, wie wenig er immer noch darüber wußte, aber es stand fest, daß die anderen noch viel weniger wußten
Weitere Kostenlose Bücher