7 Werwolfstories
»Vielleicht hatte ich es nicht anders verdient. Wie geht’s Tom?«
»Er – er fühlt sich nicht wohl. Er weiß nicht, wo er ist und was er tut. Er hat eine Kleinigkeit gegessen und ist dann eingeschlafen, aber er atmet so merkwürdig.« Sie begann ihre Hände zu kneten. »Was wollen Sie von mir?«
»Doris – was ist mit dieser Hexenkunst? Lundgren schien anzunehmen, daß uns das helfen könnte. Und weiß Gott – wir brauchen Hilfe. Haben Sie eine Ahnung, weshalb Chris es für so wichtig hielt? Ich meine, über das hinaus, was er uns erzählte?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich hielt es damals für ein bißchen albern und verstehe es immer noch nicht. Ich kenne ein paar kleine Tricks, das ist alles, zum Beispiel den mit dem Rauch. Ich habe nie darüber nachgedacht, es schien mir eigentlich eine ganz natürliche Begabung zu sein, und ich hielt es mehr oder minder für Taschenspielerei. Ich habe auf der Bühne Zaubertricks gesehen, die mir viel unerklärlicher vorkamen.«
»Aber es waren Tricks – nicht die Oberwindung eines Naturgesetzes.«
»Was weiß ich schon über Naturgesetze«, sagte sie. »Mir erscheint es natürlich, daß, wenn man einen formbaren Körper beeinflussen will, man irgendeine andere plastische Masse, die zur Hand ist, entsprechend formt. Um Rauch gefügig zu machen, knetet man Ton oder irgend etwas anderes. Ist das nicht natürlich?«
»Nicht besonders«, sagte er trocken. »Das ist ein Gesetz der Magie, fall uns dieser Gedanke Trost bringt. Aber es wird als falsches Gesetz angesehen.«
»Bei mir hat es aber funktioniert«, sagte sie schulterzuckend.
Er beugte sich vor. »Das weiß ich, und deshalb bin ich hier. Wenn Sie das können, dann gibt es auch anderes, was Sie beherrschen – Dinge, die uns helfen könnten. Ich möchte mit Ihnen nochmals alles durchsprechen, was Chris von Ihren Fähigkeiten hielt, vielleicht fällt Ihnen dann irgend etwas ein, was für uns von Nutzen wäre.«
Sie drückte ihre Hände gegen die Wangen und ließ sie wieder in den Schoß sinken. »Ich will’s versuchen«, sagte sie.
»Fein. Chris sagte, daß in alten Zeiten Hexen Personen mit übernatürlichem Wahrnehmungsvermögen und ähnlichen Fähigkeiten waren. Er war wohl auch der Meinung, daß die magischen Riten, die zur Ausübung der Hexenkunst gehörten, nur einen manipulativen Zweck hatten – symbolische Objekte, die die Hexe zur Konzentration ihrer übersinnlichen Kräfte benötigte. Wenn er recht hatte, dann sind die ›Gesetze‹ der Magie wirklich nur illusorisch, und was wirklich am Werk war, war etwas viel Geheimnisvolleres.«
»Ich glaube, ich verstehe Sie«, sagte Doris. »Und worauf soll das hinausführen?«
»Keine Ahnung. Aber zumindest kann ich Ihnen ein paar Fragen stellen. Hatten Sie je einen prophetischen Traum, Doris? Verstehen Sie etwas von Chiromantie? Können Sie Horoskope stellen? Oder hatten Sie jemals das Gefühl, daß Sie in die Zukunft sehen können?«
Sie schüttelte entschieden den Kopf.
»Gut, dann fällt das alles weg. Kam es Ihnen je vor, als ob Sie Gedankenlesen könnten?«
»Manchmal kann man die Gedanken anderer erraten …«
»Nein, nein«, sagte Foote. »Ich meine, waren Sie jemals sicher, daß Sie…«
»Niemals.«
»Wie steht es damit, daß Sie die Lage von Gegenständen in einem anderen Zimmer oder in einer anderen Stadt – nein. Waren Sie jemals nahe bei einem Feuer aus ungeklärter Ursache? Ein Feuer, das einfach durch Ihre Anwesenheit entstand?«
»Nein, Paul, ich habe noch nie ein anderes Feuer als Kaminfeuer gesehen.«
»Haben Sie je etwas bewegt oder beeinflußt, das größer oder schwieriger war als eine Rauchfahne?«
Doris runzelte die Stirn. »Schon oft«, sagte sie. »Aber es waren nur kleine Dinge. Einmal mußte
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