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7 Werwolfstories

7 Werwolfstories

Titel: 7 Werwolfstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Schelwokat
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ich ei­ne Sän­ge­rin mit ei­ner ver­ros­te­ten So­pran­stim­me be­glei­ten. Sie war hoch­nä­sig und dräng­te sich im­mer in den Mit­tel­punkt. Ich ha­be die Schlei­fen auf ih­ren Schu­hen mit­ein­an­der ver­kno­tet, so daß sie hin­fiel, als sie sich das ers­te­mal ver­beug­te, aber es war furcht­bar schwie­rig, und ich ha­be vor An­stren­gung ge­schwitzt.«
    Foo­te un­ter­drück­te einen Seuf­zer. »Wie ha­ben Sie es ge­macht?«
    »Ich weiß nicht ge­nau. Wahr­schein­lich hät­te ich es nie ge­schafft, wenn die Schluß­num­mer nicht ›Das Buch der hän­gen­den Gär­ten‹ ge­we­sen wä­re.« Sie lä­chel­te ein we­nig. »Wenn Sie al­ler­dings Schön­bergs ver­rück­ten Kon­tra­punkt nicht ken­nen, wird Ih­nen das nichts sa­gen.«
    »Es sagt mir lei­der ge­nug. Jetzt kann ich Sie bloß noch fra­gen, ob Sie je­mals ei­ne Frau in ei­ne wei­ße Maus ver­wan­delt ha­ben oder auf ei­nem Be­senstiel durch die Luft ge­rit­ten sind. Do­ris, fällt Ih­nen denn gar nichts ein? Chris hat nie ins Lee­re hin­ein­ge­re­det; wenn er sag­te, daß Sie uns hel­fen kön­nen, dann mein­te er das. Aber er ist tot, und wir kön­nen ihn nicht mehr fra­gen. Jetzt hängt es von Ih­nen ab.«
    Sie brach in Trä­nen aus. Foo­te stand un­be­hol­fen auf. Er hat­te kei­ne Ah­nung, was er jetzt tun soll­te.
    »Do­ris…«
    »Ich weiß nicht«; jam­mer­te sie. »Ich bin kei­ne He­xe! Ich ha­be nie ei­ne He­xe sein wol­len! Ich weiß nichts, über­haupt nichts, und ich bin mü­de und ha­be Angst, und bit­te ge­hen Sie jetzt, bit­te …«
    Er wand­te sich hilf­los ab, woll­te sich wie­der um­dre­hen, und in die­ser Se­kun­de ging ihr Kla­gen im Dröh­nen ei­nes Schnell­feu­er­ge­wehrs un­ter, das von oben kam.
    Foo­te ras­te aus dem Zim­mer und die Trep­pen hin­un­ter. Das Erd­ge­schoß schi­en un­ter dem Licht der ein­sa­men Lam­pe ver­las­sen da­zu­lie­gen. Von oben her­ab krach­te wie­der Ge­wehr­feu­er; dann kam Ben­ning­ton die Trep­pe her­un­ter­ges­aust.
    »Wir müs­sen heu­te nacht auf­pas­sen«, keuch­te er, als er Foo­te er­blick­te. »Er ist da. Ich ha­be ge­se­hen, wie er in Wolfs­ge­stalt aus dem Wald kam. Ich ha­be das gan­ze Ma­ga­zin ver­schos­sen, aber ge­gen die Bäu­me war er nicht gut aus­zu­ma­chen, Als er sich zu­rück­zog, ha­be ich noch­mals zehn Run­den ge­schos­sen, aber ich ha­be ihn be­stimmt nicht ge­trof­fen. Ge­weh­re sind nicht mei­ne Stär­ke.«
    »Von wo aus ha­ben Sie ge­schos­sen?«
    »Von der Turm­stu­be aus.« Sein Ge­sicht war ernst und streng. »Ich ging ‘rauf, um noch mal Luft zu schnap­pen und einen Blick über die Ge­gend zu wer­fen, und da war er. Ich hof­fe, daß er heu­te nacht noch ein­mal zu­rück­kommt. Ich möch­te der­je­ni­ge sein, der ihn tö­tet.«
    »Sie sind nicht der ein­zi­ge.«
    »Da­für sei Gott ge­dankt. Und jetzt gu­te Nacht. Hal­ten Sie die Au­gen of­fen.«
    Foo­te stand noch ei­ne Wei­le im Dun­keln, nach­dem Ben­ning­ton ver­schwun­den war. Ben­ning­ton hat­te ihn nach­denk­lich ge­macht.
    Wäh­rend­des­sen kam Do­ris vor­sich­tig die Trep­pe her­un­ter. Sie trug einen klei­nen, kom­pak­ten Ge­gen­stand. Da er schon das Licht aus­ge­knipst hat­te, konn­te er nicht er­ken­nen, was es war. Sie ging ge­ra­de­wegs in ihr Zim­mer.
    Ich will der­je­ni­ge sein, der ihn tö­tet.
    Selbst der ge­mä­ßig­te Ben­ning­ton konn­te das jetzt sa­gen. Aber Foo­te, der das da­hin­ter­lie­gen­de Ge­fühl nur zu gut ver­stand, stell­te zu sei­ner Über­ra­schung fest, daß er es nicht tei­len konn­te.
    Wie soll­te man die­se ge­schla­ge­nen Men­schen has­sen? Warum war es für nor­ma­le Men­schen wie Ben­ning­ton so schwer, sich klarzu­ma­chen, daß die Ly­kan­thro­pie ei­ne Krank­heit wie je­de an­de­re war, die ih­re ei­ge­ne Ätio­lo­gie hat­te und ih­re Op­fer oh­ne An­se­hen der Per­son über­fiel? Ben­ning­ton stand in dem Ruf, durch und durch li­be­ral zu sein; si­cher brach­te er es nicht übers Herz, einen Al­ko­ho­li­ker oder einen Rausch­gift­süch­ti­gen zu has­sen. Auch wuß­te er – und er war der ers­te ge­we­sen, der dar­auf hin­ge­wie­sen hat­te –, daß Jar­mos­kow­ski als Mensch hilfs­be­reit, mit­füh­lend und

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