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7 Werwolfstories

7 Werwolfstories

Titel: 7 Werwolfstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Schelwokat
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hoch­in­tel­li­gent war; daß Ca­ro­li­ne, wie der ar­me Teu­fel in An­dre­jews Das ro­te La­chen, edel­mü­tig und sanft ge­we­sen war und nie­man­dem et­was Bö­ses ge­wünscht hat­te. Doch jetzt war er von Haß er­füllt.
    Er hat­te na­tür­lich Angst, ge­nau wie Foo­te auch. Foo­te frag­te sich, ob es ihm wohl je in den Sinn kom­men wür­de, daß Gott viel­leicht auf der Sei­te der Wer­wöl­fe stand.
    Das war die Blas­phe­mie ei­nes er­schöpf­ten Ge­hirns; doch konn­te er die­sen Ge­dan­ken nicht los­wer­den. Wie nun, wenn Jar­mos­kow­ski sei­nen Trieb be­sieg­te und sich ver­steck­te, bis die sie­ben Ta­ge um wa­ren? Dann könn­te er ver­schwin­den. Schott­land war groß und dünn be­sie­delt. Er hät­te es dann nicht mehr nö­tig, sei­ne Op­fer zu tö­ten – nur noch dann, wenn er wirk­lich Hun­ger hat­te. Ein Biß hier, ein Krat­zer dort…
    Und von sei­nem Jagd­ge­biet aus wür­de sich der Kreis der Ly­kan­thro­pie im­mer wei­ter aus­deh­nen, bis …
    Viel­leicht hat­te Gott er­kannt, daß die nor­ma­le Mensch­heit nicht fä­hig war, die Welt zu re­gie­ren. Viel­leicht hat­te er be­schlos­sen, den ›Nos­fe­ra­tu‹, den ›Un­to­ten‹, ei­ne Chan­ce zu ge­ben. Viel­leicht stand die Mensch­heit an der Schwel­le zu je­ner Fins­ter­nis, in die er die gan­ze letz­te Nacht ge­blickt hat­te.
    Er biß die Zäh­ne auf­ein­an­der und stieß einen Laut der Er­bit­te­rung über sich selbst aus. Wenn er so wei­ter­mach­te, wür­den Schock und Er­schöp­fung ihn in den­sel­ben Zu­stand trei­ben, in dem Ne­w­clif­fe jetzt war. Er wisch­te sich mit den Hän­den über die Stirn und ging in das klei­ne Ar­beits­zim­mer.
    Das Ka­min­feu­er war aus­ge­gan­gen, und er hat­te nichts da, um es wie­der an­zu­fa­chen. Trotz­dem war das Zim­mer wär­mer, als es jetzt sein Bett sein wür­de. Er setz­te sich an den klei­nen Schreib­tisch und schlug Lund­grens Buch auf.
    Fall­be­rich­te über Stig­ma­ti­sier­te. Be­rich­te über He­xensab­ba­te wie sie Krafft-Ebing hät­te schrei­ben kön­nen. Die Tanzwut. Die Theo­rie der Dienst­bar­keit. Geis­ter­be­schwö­rung und Geis­ter­aus­trei­bung. Der Be­sen als herm­aphro­di­ti­sches Sym­bol. Frä­sers Ge­set­ze. Die Be­ob­ach­tun­gen von Lu­den Le­ry-Brühl. Der Fall Bert­rand. Po­li­ti­scher Kom­men­tar in Dra­cu­la. Ne­kro­man­tie, Ne­kro­phi­lie. Nordau über den ma­gi­schen und den mo­der­nen Men­schen. Die grund­le­gen­den Ri­ten der An­ti-Kir­che. Fe­ti­schis­mus und die Theo­rie über Ta­lis­ma­ne…
    Wei­ter und wei­ter und wei­ter, und ge­nau­so un­ver­ständ­lich wie zu­vor. Oh­ne Chris hat­te er kei­ne Hoff­nung, sich die­ses Ma­te­ri­al ein­zu­ver­lei­ben. Jetzt wa­ren die Ge­weh­re mit den Sil­ber­ku­geln die letz­te Ret­tung; die Quel­le des Wis­sens über das Phä­no­men, ge­gen das sie kämpf­ten, war ver­siegt.
    Foo­te blick­te mü­de auf die Uhr auf dem Ka­min­sims. Sei­ne er­geb­nis­lo­se Ex­pe­di­ti­on durch das Buch hat­te zwei Stun­den ge­dau­ert. Er konn­te es nicht län­ger auf­schie­ben, in sein Zim­mer zu ge­hen. Er er­hob sich steif, nahm das Ge­wehr, knips­te das Licht aus und ging hin­aus in den kal­ten Kor­ri­dor.
    Als er an Do­ris’ Zim­mer vor­bei­ging, sah er, daß die Tür einen schma­len Spalt of­fen­stand. Im Zim­mer mur­mel­ten zwei Stim­men.
    Foo­te, der un­heil­ba­re Lau­scher an der Wand, blieb ste­hen und hör­te mit.
    Erst Jah­re da­nach fand Foo­te her­aus, wie es an­ge­fan­gen hat­te. Do­ris war von den Er­eig­nis­sen des Ta­ges phy­sisch er­schöpft; den un­ter Schock­ein­wir­kung ste­hen­den Ne­w­clif­fe zu ver­sor­gen, ihn mit ei­nem Löf­fel zu füt­tern, auf sein Brab­beln über Fal­len und Brot­mes­ser ein­zu­ge­hen und ihn end­lich zu Bett zu brin­gen, hat­te sie aus­ge­laugt. So war sie fast au­gen­blick­lich ein­ge­schla­fen. Es war ein tiefer, traum­lo­ser Schlaf, durch den sich je­doch ei­ne va­ge, schwa­che Un­ter­strö­mung der Ver­zweif­lung zog. Als das lei­se Klop­fen ge­gen die Fens­ter­schei­ben end­lich in ihr Be­wußt­sein drang, hat­te sie kei­ne Ah­nung, wie lan­ge sie schon ge­schla­fen hat­te.
    Sie setz­te sich müh­sam auf und

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