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7 Werwolfstories

7 Werwolfstories

Titel: 7 Werwolfstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Schelwokat
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und sie lach­te.
    »Gut. Für ei­ne klei­ne Wei­le«, stimm­te sie zu.
    »Ei­ne klei­ne Wei­le?«
    Li­sa nick­te, ih­re Au­gen fun­kel­ten. »Ja. So­lan­ge dei­ne Frau noch am Le­ben ist.«
    Sie sag­te das ganz selbst­ver­ständ­lich. Und dann wur­de mir be­wußt, daß es tat­säch­lich ei­ne selbst­ver­ständ­li­che Be­mer­kung war; denn sie war lo­gisch und ent­sprach der Wahr­heit.
    Ich woll­te Vio­let nicht mehr. Ich woll­te die­ses an­de­re – die­ses an­de­re, das we­der Lie­be noch Lust war, son­dern die Ver­mäh­lung mei­ner See­le mit dem ab­so­lut Bö­sen.
    Und wenn ich das woll­te, muß­te Vio­let ster­ben.
    Ich sah Li­sa an und nick­te. »Willst du, daß ich sie tö­te?« frag­te ich.
    »Nein. Es gibt an­de­re Mit­tel und We­ge.«
    »In­dia­ni­schen Zau­ber?«
    Noch vor ei­nem Mo­nat hat­te ich über die blo­ße An­deu­tung ge­lacht. Aber heu­te, da ich Li­sa kann­te, sie in mei­nen Ar­men ge­hal­ten hat­te, wuß­te ich, daß die­se An­deu­tung wohl­be­grün­det war.
    »Nein. Nicht di­rekt. Was wür­dest du sa­gen, wenn dei­ne Frau nicht ster­ben müß­te? Was wür­dest du sa­gen, wenn sie weg­ge­hen müß­te?«
    »Du meinst, wenn sie mich ver­las­sen wür­de – sich schei­den lie­ße?«
    »Ich se­he, du ver­stehst mich nicht. Gibt es nicht Häu­ser, in de­nen man Ver­rück­te ein­sperrt?«
    »Vio­let ist nicht ver­rückt. Sie ist so­gar sehr aus­ge­gli­chen. Es müß­te schon et­was Be­son­de­res sein, daß sie in den Wahn­sinn trei­ben könn­te.«
    »So et­was wie der An­blick von Wöl­fen?«
    »Von Wöl­fen?«
    »Ein Wolf wird hin­ter dei­ner Frau her­lau­fen. Er wird sie pla­gen, sie quä­len, sie ver­fol­gen, wenn sie al­lein ist. Sie wird dich um ei­ne Er­klä­rung und um Hil­fe bit­ten. Du mußt dich wei­gern, ihr Glau­ben zu schen­ken. Es wird nicht lan­ge dau­ern, bis ihr Geist…«
    Li­sa zuck­te mit den Schul­tern.
    Ich frag­te sie nichts. Ich ak­zep­tier­te nur, was sie ge­sagt hat­te. Falls Li­sa in den Wald ging und die Scha­ma­nen kon­sul­tier­te oder Ge­be­te zu den Mäch­ten der Fins­ter­nis flüs­ter­te, so wuß­te ich nichts da­von.
    Ich wuß­te nur, daß ein Wolf er­schi­en und mei­ne Frau ver­folg­te. Und ich gab vor, nichts zu hö­ren und nichts zu se­hen. Es kam so, wie Li­sa es pro­phe­zeit hat­te. Vio­let ver­lor den Ver­stand. Ir­gend­wie hat­te sich in ih­rem Ge­hirn die Vor­stel­lung ein­ge­nis­tet, ih­re nächt­li­che Ne­me­sis sei ein Wer­wolf. Um so bes­ser. Sie war auf dem bes­ten Weg, wahn­sin­nig zu wer­den.
    Und Li­sa war­te­te und lä­chel­te ihr ver­stoh­le­nes Lä­cheln.
    An die­sem Mor­gen war­te­te Li­sa auf mich in dem klei­nen Ver­kaufs­stand an der Kreu­zung.
    Im hel­len Son­nen­licht wirk­te sie wie ei­ne ein­fa­che in­dia­ni­sche Perl­sticke­rin. Nur wenn ihr Ge­sicht vom Schat­ten ver­schlei­ert war, sah ich ih­re Au­gen und ihr Haar, schwarz und un­er­gründ­lich wie ihr ei­ge­nes in­ners­tes We­sen.
    Sie leg­te ei­ne Hand auf mei­nen Arm, und ei­ne Wel­le aus Eis und Feu­er lief mir die Wir­bel­säu­le ent­lang.
    »Und wie geht es dei­ner Frau?« flüs­ter­te sie.
    »Nicht be­son­ders. In der letz­ten Nacht fand sie Wolfss­pu­ren vor un­se­rer Tür. Sie be­kam einen hys­te­ri­schen An­fall.«
    Li­sa lä­chel­te.
    »Sie glaubt, es sei ein Wer­wolf, weißt du. Ich wünsch­te, du wür­dest mir die Wahr­heit sa­gen, Lieb­ling. Wie bringst du den Wolf da­zu, in Er­schei­nung zu tre­ten und ihr zu fol­gen?«
    Li­sa lä­chel­te.
    Ich seufz­te.
    »Ich soll­te wohl nicht so neu­gie­rig sein.«
    »So ist es, Charles. Ge­nügt es dir nicht, daß un­ser Plan funk­tio­niert. Daß Vio­let den Ver­stand ver­liert? Daß sie bald fort sein wird und wir zu­sam­men sein kön­nen – für im­mer?«
    Ich sah sie groß an. »Ja, es ge­nügt. Aber ver­ra­te mir, wie es wei­ter­ge­hen soll.«
    »Dei­ne Frau wird den Wolf se­hen. Wirk­lich se­hen. Sie wird von Angst über­wäl­tigt sein. Du wirst dich wie bis­her wei­gern, ihr Glau­ben zu schen­ken. Dann wird sie sich an die Be­hör­den wen­den. Sie wird ins Dorf ge­hen und ver­su­chen, die Leu­te zu über­zeu­gen. Je­der wird sie für ver­rückt hal­ten. Und wenn man dich fragt, weißt du von

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