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7 Werwolfstories

7 Werwolfstories

Titel: 7 Werwolfstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Schelwokat
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möch­test, daß ich an dei­nen kla­ren Ver­stand glau­be, dann mußt du mir schon be­wei­sen, daß man dich ein paar Stun­den al­lein las­sen kann, oh­ne daß du einen Ner­ven­zu­sam­men­bruch be­kommst.«
    »Charles …!«
    Ich ging zur Tür und öff­ne­te sie. Sie zuck­te zu­sam­men, als das sil­ber­ne Mond­licht ins Zim­mer drang. Ich stand da und lä­chel­te sie an.
    »Vio­let, ich bin über­aus nach­sich­tig mit dir ge­we­sen. Aber wenn du nicht zum Arzt ge­hen willst, dar­auf be­stehst, hier­zu­blei­ben, und dich wei­gerst zu­zu­ge­ben, daß du geis­tes­ge­stört bist, dann be­wei­se, daß du recht hast.«
    Ich wand­te mich um, trat hin­aus, warf die Tür hin­ter mir zu und ging rasch den Pfad hin­un­ter.
    Es war ei­ne herr­li­che Nacht, und ich at­me­te die Luft in tie­fen Zü­gen ein, wäh­rend ich zu der knapp zwei Ki­lo­me­ter ent­fern­ten Kreu­zung wan­der­te.
    Die Un­ge­duld trieb mich vor­an. Ich hat­te es ei­lig, mein Ziel zu er­rei­chen. In Wirk­lich­keit woll­te ich gar nicht zu Le­ons Ta­ver­ne.
    Ich ging zu Li­sa.
    Li­sas klei­ne Hüt­te war dun­kel, und ich frag­te mich, ob sie zu Bett ge­gan­gen sei. Ihr al­ter Va­ter schlief schon, das wuß­te ich. Von ihm war kei­ne Stö­rung zu er­war­ten.
    Wäh­rend ich auf die Hüt­te zu­ging, hat­te ich be­reits be­schlos­sen, Li­sa auf­zu­we­cken, falls sie be­reits schlief. Ei­ne sol­che Nacht war nicht zum Schla­fen ge­schaf­fen.
    Kurz vor der Tür ließ mich ein plötz­li­ches Ge­räusch an­hal­ten. Die Tür öff­ne­te sich lang­sam. Un­will­kür­lich trat ich in den Schat­ten zu­rück, als ei­ne Ge­stalt er­schi­en.
    »Li­sa!« flüs­ter­te ich.
    Sie dreh­te sich um und kam zu mir.
    »So hat­test du al­so die­sel­be Idee«, mur­mel­te ich, als ich sie in die Ar­me nahm. »Komm, ma­chen wir, daß wir von hier weg­kom­men. Laß uns zum Strand ge­hen.«
    Schwei­gend ging sie ne­ben mir her, als ich sie den Weg zum Was­ser führ­te.
    Lan­ge Zeit blick­ten wir zum Mond hin­auf. Dann, als sich mei­ne Ar­me fes­ter um sie schlös­sen, wand­te sich Li­sa zu mir und schüt­tel­te den Kopf.
    »Nein, Charles. Ich muß jetzt ge­hen.«
    »Wo­hin?«
    »Ich ha­be in der Nä­he der Kreu­zung et­was zu er­le­di­gen.«
    »Das kann war­ten.«
    Ich um­schloß ihr Ge­sicht mit mei­nen Hän­den, um sie zu küs­sen. Sie wich zu­rück.
    »Was ist los, Li­sa?«
    »Laß mich in Ru­he!«
    »Ist et­was nicht in Ord­nung?«
    »Es ist al­les in Ord­nung. Geh, Charles.«
    Ich starr­te sie ver­blüfft an. Und sah, daß ihr Ge­sicht un­na­tür­lich ge­rötet war, die Au­gen hek­tisch glänz­ten und ihr Mund eher pro­tes­tie­rend als in Er­war­tung mei­ner Zärt­lich­kei­ten ge­öff­net war.
    Sie sah mich nicht an. Sie sah durch mich hin­durch zum Mond hin. Ein Zwil­lings­mond spie­gel­te sich in ih­ren Au­gen. Die bei­den Mon­de schie­nen sich aus­zu­deh­nen, zu wach­sen und dann die dun­kel­ro­ten Pu­pil­len durch sil­ber­ne Feu­er­ku­geln zu er­set­zen.
    »Geh weg, Charles«, stieß sie her­vor. »Geh – schnell!«
    Aber ich blieb.
    Schließ­lich er­lebt man nicht je­den Tag das un­ge­wöhn­li­che Schau­spiel ei­ner ly­kan­thro­pen Me­ta­mor­pho­se. Und hier sah ich, wie ei­ne Frau sich in einen Wolf ver­wan­del­te.
    Das ers­te An­zei­chen war der ver­än­der­te Atem­rhyth­mus. Aus dem At­men wur­de ein Keu­chen, aus dem Keu­chen ein hei­se­res Schnau­fen. Ich be­ob­ach­te­te, wie ihr Bu­sen sich hob und senk­te, hob und senk­te, hob und senk­te und – sich ver­wan­del­te.
    Ih­re Schul­tern fie­len nach vorn ab. Der Kör­per schi­en sich nicht nie­der­zu­du­cken, son­dern förm­lich schräg weg­zu­wach­sen. Die Arm­stel­lung ver­schob sich.
    Li­sa lag jetzt auf dem Bo­den. Sie krümm­te und wand sich bald im Schat­ten, bald im Mond­licht. Aber ih­re Haut schim­mer­te nicht mehr. Sie wur­de dunk­ler, grö­ber und be­deck­te sich mit Haar­bü­scheln.
    Ih­re Be­we­gun­gen wa­ren wie die ei­ner Krei­ßen­den, und in ge­wis­ser Hin­sicht wa­ren es Preß­we­hen. Sie ge­bar ei­ne neue Form ih­rer selbst. Die Qual und das Zu­cken ih­res Kör­pers wa­ren rei­ne Re­fle­xe.
    Es war fas­zi­nie­rend zu se­hen, wie ihr Schä­del sich ver­än­der­te, als ob

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