7 Werwolfstories
anwenden, denn die besten sind für die schwarze Kunst reserviert. Ein Werwolf, der zur schwarzen Magie gehört, kann sich ganz nach Wunsch selbst zurückverwandeln. Ich erinnere mich, daß in Darjeeling …«
»Aber wie steht es mit mir?«
»Das ist ja die Schwierigkeit! Sie brauchen immer jemanden, der für sie Absarka sagt. So wie ich gestern abend, erinnern Sie sich? Nachdem wir die Versammlung im Tempel Ihres Freundes … Hören Sie, ich habe eine Idee. Ich habe mich zur Ruhe gesetzt, und ich kann sorgenfrei leben, weil ich immer ein bißchen was herbeizaubern kann. Wollen Sie Ihre Werwolfkarriere ernsthaft verfolgen?«
»Für die nächste Zeit, ja. Bis ich Gloria für mich gewonnen habe.«
»Dann könnte ich doch hier im Hotel wohnen und wäre immer bei der Hand, wenn Sie jemanden brauchen, der Absarka sagt. Später können Sie es ja dem Mädchen beibringen.«
Wolf streckte eine Hand aus. »Sehr edelmütig von Ihnen. Das wollen wir mit einem Händedruck besiegeln.« Dann sah er auf die Uhr. »Ich habe heute vormittag zwei Vorlesungen versäumt. Es ist ja ganz schön, ein Werwolf zu sein, aber jeder Mensch muß sich sein Geld verdienen.«
»Die meisten Menschen.« Ozymandias streckte einen Arm hoch in die Luft und pflückte eine Münze herunter. Er betrachtete sie bedauernd; es war eine Goldmoidore. »Zum Kuckuck mit den Geistern! Sie kapieren einfach nicht, daß diese Münzen nicht mehr in Umlauf sind.«
Aus Los Angeles, dachte Wolf mit der typischen Verachtung des Nordkaliforniers, als er das saloppe Sportjackett und das knallgelbe Hemd seines Besuchers sah.
Der junge Mann erhob sich höflich, als der Professor ins Zimmer kam. Seine grünen Augen glänzten freundlich, und sein rotes Haar flammte im Sonnenlicht. »Professor Wolf?« fragte er.
Wolf sah ungeduldig zu seinem Schreibtisch hinüber. »Ja.«
»Mein Name ist O’Breen. Ich hätte Sie gerne eine Minute gesprochen.«
»Meine Sprechstunde ist dienstags und donnerstags von drei bis vier. Jetzt wartet eine Menge Arbeit auf mich.«
»Es hat nichts mit der Fakultät zu tun. Und es ist wichtig.«
Der junge Mann war freundlich und ungezwungen, trotzdem vermochte er den Eindruck zu vermitteln, daß er ein bedeutendes Anliegen habe, und Wolfs Neugier wurde geweckt. Der hochwichtige Brief an Gloria war zwei Vorlesungen lang liegengeblieben; er konnte auch noch fünf Minuten länger warten.
»Also gut, Mr. O’Breen.«
»Und unter vier Augen, wenn ich bitten darf.«
Wolf hatte Emily noch gar nicht bemerkt. Jetzt wandte er sich zu ihr und sagte: »Wenn Sie nichts dagegen haben, Emily …«
Emily zuckte mit den Schultern und ging hinaus.
»Was gibt es so Wichtiges und Geheimnisvolles?«
»Nur ein paar Fragen. Erstens: Wie gut kennen Sie Gloria Garton?«
Wolf schwieg einen Moment. Er konnte dem jungen Mann kaum sagen, daß er ihr gerade im Hinblick auf sein neues Leben als Werwolf nochmals einen Heiratsantrag machen wollte. Statt dessen erwiderte er lediglich: »Sie hatte vor ein paar Jahren bei mir belegt.«
»Ich sagte kennen, nicht kannte. Wie gut kennen Sie sie jetzt?«
»Weshalb sollte ich darauf antworten?«
Der junge Mann reichte ihm eine Visitenkarte. Wolf las: Fergus O’Breen, Privatdetektiv. Staatlich zugelassen.
Wolf lächelte. »Und worum geht es? Um Material für eine Scheidung? Das ist doch wohl die Spezialität der Privatdetektive.«
»Miß Garton ist nicht verheiratet, und das wissen Sie auch. Ich möchte nur wissen, ob Sie in letzter Zeit mit ihr in Verbindung gestanden haben.«
»Und ich möchte nur wissen, weshalb Sie mich das fragen.«
O’Breen stand auf und ging im Büro herum.
»Sieht nicht so aus, als ob wir auf diese Weise weiterkommen. Darf ich es so verstehen, daß Sie sich weigern, über die Art Ihrer Beziehung zu
Weitere Kostenlose Bücher