7 Werwolfstories
Gloria Garton etwas zu sagen?«
»Ich sehe keinen Grund für eine andere Einstellung.« Wolf wurde langsam ärgerlich.
Zu seiner Überraschung grinste der Detektiv freundlich. »Schön, lassen wir das. Erzählen Sie mir etwas über Ihre Abteilung. Seit wann ist Ihr Personal hier?«
»Dozenten und andere?«
»Nur die Professoren.«
»Ich bin seit sieben Jahren hier. Alle anderen mindestens zehn Jahre, wahrscheinlich sogar länger. Wenn Sie das genau wissen wollen, kann der Dekan Ihnen Bescheid geben, falls er Sie nicht, wie ich hoffe – «, hier lächelte Wolf liebenswürdig, »– ‘rausschmeißt.«
O’Breen lachte. »Professor, ich habe das Gefühl, wir könnten uns prächtig vertragen. Noch eine Frage, und dann können Sie selbst mich ‘rausschmeißen. Sind Sie amerikanischer Staatsbürger?«
»Natürlich.«
»Und die anderen?«
»Auch. – Hätten Sie jetzt wohl die Freundlichkeit, mir den Grund für Ihre absurden Fragen zu nennen?«
»Nein«, sagte O’Breen liebenswürdig. »Auf Wiedersehen, Professor.« Seine flinken grünen Augen hatten während der Unterredung jede Einzelheit des Büros registriert. Jetzt ruhten sie auf Wolfs langem Zeigefinger, wanderten hinauf zu den dichten Augenbrauen und kehrten zum Finger zurück. In den Augen spiegelte sich ein aufkeimender Verdacht, als er das Büro verließ.
Ach, Unfug, sagte Wolf zu sich selbst. Ein Privatdetektiv, gleichgültig, wie wach seine Augen und wie scheinbar ziellos seine Fragen waren, wäre sicherlich der letzte Mensch auf Erden, der die Merkmale einer Lykanthropie erkennen könnte.
Seltsam. Das Wort Werwolf war akzeptabel. Man konnte sagen ›Ich bin ein Werwolf‹, und alles war in Ordnung. Sagte man aber ›Ich bin ein Lykanthrop‹, dann sträubten sich den anderen die Nackenhaare. Wirklich merkwürdig. Das wäre ein Thema für eine Untersuchung über den Einfluß der Etymologie auf den Begriffsinhalt.
Ach was! Wolfe Wolf war nicht mehr in erster Linie ein Gelehrter. Er war jetzt ein Werwolf, ein Werwolf aus Spaß; und Spaß wollte er haben. Er zündete seine Pfeife an, starrte auf das leere Papier und versuchte verzweifelt, einen Brief an Gloria zu entwerfen. Er sollte gerade so viel andeuten, daß sie fasziniert war und ihr Interesse so lange wach blieb, bis er nach Abschluß des Semesters zu ihr fahren und ihr die ganze wundervolle Wahrheit enthüllen konnte.
Professor Oscar Fearing schob sich ächzend ins Zimmer. »Guten Tag, Wolfe. Viel Arbeit?«
»Tag«, sagte Wolf abwesend und starrte weiter das Papier an.
»Große Ereignisse stehen bevor, was? Freust du dich auf die schöne Gloria?«
Wolf fuhr hoch. »Wie – was meinst du damit?«
Fearing reichte ihm eine Zeitung hinüber.
»Du hast es noch nicht gehört?«
Wolf las mit wachsendem Erstaunen und Entzücken:
GLORIA GARTON TRIFFT AM FREITAG EIN!
Eine Tochter unserer Stadt kehrt nach Berkeley zurück. Im Zuge der spektakulärsten Talentsuche, seit eine Scarlett O’Hara gesucht wurde, trifft Gloria Garton, strahlender Star der Metropolis-Film, am Freitag in Berkeley ein.
Am Freitagnachmittag wird die Hundebevölkerung von Berkeley im Campus-Theater Gelegenheit haben, sich an dem im ganzen Land laufenden Wettbewerb zu beteiligen, mit dem ein Hund für die Rolle von Tookah, dem Wolf in dem neuen Metropolis-Epos ›Fänge der Wildnis‹ gesucht wird. Gloria Garton wird den Proben persönlich beiwohnen.
»Ich verdanke Berkeley so viel«, sagte Miß Garton. »Ich sehe mit größter Freude dem Wiedersehen mit der Stadt und der Universität entgegen.« Miß Garton spielt die Hauptrolle in ›Fänge der Wildnis‹.
Miß Garton studierte an der Universität von Kalifornien, als sie ihre erste Filmrolle
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