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7 Werwolfstories

7 Werwolfstories

Titel: 7 Werwolfstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Schelwokat
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blin­zel­te. Der di­cke Le­on starr­te mich wie­der an.
    »Ha­ben Sie das Heu­len von ›le loup‹ ge­hört?« flüs­ter­te er.
    Mein Kopf be­weg­te sich ver­nei­nend. Ich hoff­te, daß er dar­auf ach­te­te und nicht auf mei­ne zit­tern­den Hän­de.
    »Selt­sam. Man möch­te mei­nen, daß das Echo über den See ge­tra­gen wür­de.«
    »Aber hier gibt es doch kei­ne Wöl­fe.«
    »Ah!« hauch­te Le­on. »Sie ir­ren sich.«
    »Wo­her wis­sen Sie das?«
    »Er­in­nern Sie sich an Big Pi­er­re, den Füh­rer – der Dunkle, der auf der an­de­ren Sei­te des Sees wohnt?« frag­te Le­on.
    »Ja.«
    »Big Pi­er­re ist ges­tern mit ei­ner Grup­pe zum Fluß auf­ge­bro­chen. Sei­ne Toch­ter Yvon­ne blieb zu­rück im Block­haus. Sie war in der Nacht al­lein. Da­her wis­sen wir über den Wolf Be­scheid.«
    »Sie hat es Ih­nen er­zählt?«
    »Sie hat es uns nicht er­zählt, non. Aber heu­te früh kam le bon Doc­teur Me­roux an ih­rer Tür vor­bei und hielt an, um ihr gu­ten Mor­gen zu sa­gen. Er fand sie im Hof. ›Le loup‹ hat­te sie in der Nacht at­ta­ckiert, mö­ge ih­re See­le in Frie­den ru­hen.«
    »Tot?«
    »Cer­tai­ne­ment. Man mag nicht dar­an den­ken. Dok­tor Me­roux ver­lor die Spur im Wald, aber wenn Big Pi­er­re zu­rück­kommt, wird er das Un­tier auf­spü­ren, ja.«
    Dr. Me­roux schob sich die The­ke ent­lang, sein Schnurr­bart sträub­te sich förm­lich vor Auf­re­gung.
    »Was hal­ten Sie da­von, Charles? Ein Ein­sied­ler­wolf in un­se­rem Be­zirk – ein Mord­wolf. Ich wer­de die Moun­ted Po­li­ce be­nach­rich­ti­gen und da­für sor­gen, daß ei­ne War­nung her­aus­geht. Wenn Sie die Lei­che des ar­men Kin­des ge­se­hen hät­ten …«
    Ich stürz­te den In­halt mei­nes Gla­ses hin­un­ter und wand­te mich has­tig zum Ge­hen.
    »Vio­let!« stieß ich her­vor. »Sie ist ganz al­lein. Ich muß so­fort zu­rück!«
    Ich stol­per­te aus Le­ons Ta­ver­ne und eil­te die son­nen­be­schie­ne­ne Stra­ße ent­lang.
    Jetzt wuß­te ich, wo Li­sa hin­ge­gan­gen war, nach­dem sie Vio­let ver­las­sen hat­te. Jetzt wuß­te ich, daß Wer­wöl­fe mehr tun, als nur ih­re Ge­stalt zu ver­wan­deln.
    Ich hielt auf den Ver­kaufs­stand zu. Er war ge­schlos­sen. Al­le Vor­sicht in den Wind schla­gend, rann­te ich zur Tür. Die ein­zi­ge Ant­wort auf mein Klop­fen war das Mur­meln des ge­lähm­ten Grei­ses.
    Ge­ra­de als ich mich zum Ge­hen wand­te, öff­ne­te sich die Tür. Li­sa stand da und blin­zel­te in das Son­nen­licht. Sie war blaß und er­schöpft, und ihr Haar hing of­fen über ih­ren nack­ten Rücken.
    »Charles – was gibt es?«
    Ich zog sie in den Schat­ten der Bäu­me hin­ter dem Haus. Sie sah zu mir hoch. Ihr Ge­sicht war von Er­schöp­fung ge­zeich­net, ih­re Au­gen wa­ren stumpf vor Mü­dig­keit.
    Dann schlug ich hart zu. Sie zuck­te weg, ver­such­te sich zu du­cken, aber mei­ne an­de­re Hand hielt ih­re Schul­ter um­klam­mert. Ich schlug sie wie­der. Sie be­gann lei­se zu win­seln, wie ein Hund. Wie ein Wolf.
    Wie­der schlug ich mit al­ler Kraft zu. Mein Hals war wie zu­ge­würgt, und ich brach­te die Wor­te nicht deut­lich her­vor.
    »Du När­rin!« japs­te ich. »Warum hast du es ge­tan?«
    Sie wein­te. Ich schüt­tel­te sie hef­tig.
    »Hör auf! Glaubst du, ich weiß nicht, was in der letz­ten Nacht ge­sche­hen ist? Und die an­de­ren wis­sen es auch. Warum hast du es ge­tan, Li­sa?«
    Da ver­stand sie und wuß­te, daß sie kei­ne Hoff­nung hat­te, mich täu­schen zu kön­nen.
    »Ich muß­te«, wis­per­te sie. »Du hast ja kei­ne Ah­nung, wie es ist. Nach­dem ich dei­ne Frau in der Hüt­te ver­las­sen hat­te, ging ich um den See her­um zu­rück. Da war es, daß – es über mich kam.«
    »Was kam über dich?«
    »Der Hun­ger.«
    Sie sag­te es ganz schlicht.
    »Das kannst du nicht ver­ste­hen, nicht wahr? Wie der Hun­ger über einen kommt. Er nagt an dei­nem Ma­gen, und dann nagt er an dei­nem Ge­hirn, bis du nicht mehr den­ken kannst. Du kannst nur noch – han­deln. Und als ich an Big Pi­er­res Block­haus vor­bei­kam, stand Yvon­ne in der Dun­kel­heit am Brun­nen und hol­te Was­ser. Ich er­in­ne­re mich, daß ich sie dort ste­hen sah, und dann – wei­ter weiß ich nichts mehr.«
    Ich schüt­tel­te sie, daß ih­re

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