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7 Werwolfstories

7 Werwolfstories

Titel: 7 Werwolfstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Schelwokat
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Ver­dacht zer­streut, den Cra­gin ge­hegt ha­ben moch­te. Ich hat­te ihn da­zu ge­bracht, daß er sich ob sei­nes ge­hei­men Glau­bens schäm­te, daß in den Flüs­ter­ge­schich­ten über Wer­wöl­fe viel­leicht doch ein Körn­chen Wahr­heit steck­te.
    Ich be­schloß, mit Vio­let ge­nau­so zu ver­fah­ren. Ganz ru­hig be­rich­te­te ich ihr den Ver­lauf der Un­ter­re­dung.
    Sie hör­te schwei­gend zu.
    »Und jetzt, Liebs­te, er­kennst du si­cher­lich die Wahr­heit«, schloß ich. »Der Wolf ist wirk­lich – aber es ist nur ein Wolf. Du dach­test, er könn­te noch et­was an­de­res sein, weil er ei­ne ge­wis­se In­tel­li­genz zeig­te. Dok­tor Me­roux sag­te mir, daß der­ar­ti­ge Mord­wöl­fe an Men­schen ge­wöhnt und viel schlau­er sind.
    Aber als er tö­te­te, be­nahm er sich wie ein Tier. Es ist ein Wolf und wei­ter nichts. Heu­te nacht wer­den sie ihn stel­len, und du kannst wie­der ru­hig schla­fen.«
    Vio­let leg­te ei­ne Hand auf mei­nen Arm.
    »Bleibst du hier?« frag­te sie.
    Ich run­zel­te die Stirn.
    »Nein. Ich ge­he zur Kreu­zung und schlie­ße mich den Jä­gern an. Es ist ei­ne Eh­ren­sa­che für mich, da­bei­zu­sein.«
    »Ich wünsch­te, du wür­dest… Ich ha­be Angst…«
    »Schließ die Tü­ren ab. Ein Wolf kann kein Tür­schloß auf­ma­chen.«
    »Aber…«
    »Ich ge­he mit auf die Jagd. Glau­be mir, du wirst si­che­rer sein, wenn ich heu­te nacht nicht hier bin.«
     
    Es war kurz vor Mond­auf­gang, als ich Li­sa un­ter den Bäu­men hin­ter dem Haus traf.
    Sie stand im Schat­ten, und mir fiel ein Stein vom Her­zen, als ich sah, daß es ei­ne Frau war, die auf mich war­te­te, und nicht ein Wolf.
    Ihr Lä­cheln und ih­re zärt­li­che Be­grü­ßung be­ru­hig­ten mich noch mehr.
    »Ich wuß­te, daß du kom­men wür­dest«, sag­te sie. »Jetzt kön­nen wir Zu­sam­men­sein. Oh, Charles, ich ha­be sol­che Angst!«
    »Angst?«
    »Ja. Hast du es nicht ge­hört? Die­ser Cra­gin – von der Moun­ted Po­li­ce –, was er ge­sagt hat? Er kam heu­te zu mir und frag­te, ob ich et­was über den Wolf wüß­te. Le­on hat in der Ta­ver­ne wie ein al­tes Weib ge­klatscht, daß ich nachts spa­zie­ren­ge­he, und er hat Ge­schich­ten über Wer­wöl­fe er­zählt.«
    »Mach dir kei­ne Sor­gen«, trös­te­te ich sie und er­zähl­te ihr kurz von mei­ner Un­ter­hal­tung mit Cra­gin.
    »Aber sie ge­hen heu­te nacht auf die Jagd«, sag­te Li­sa. »Le­on hat sein Lo­kal ge­schlos­sen, und die meis­ten Män­ner ge­hen mit Cra­gin. Sie sind bei Son­nen­un­ter­gang auf­ge­bro­chen und um den See her­um­ge­gan­gen. Sie wol­len bei Big Pi­er­res Block­haus an­fan­gen und von dort aus dem Wolf nach­spü­ren.«
    »Warum soll­te dich das be­un­ru­hi­gen?« ant­wor­te­te ich lä­chelnd. »Es gibt kei­nen Wolf. Heu­te nacht sind du und ich zu­sam­men.«
    »Ja, das stimmt«, sag­te Li­sa. »So­lan­ge ich bei dir bin, brau­che ich nichts zu fürch­ten.« Sie be­deu­te­te mir, ihr zu dem Steilab­hang hin­ter den Bäu­men zu fol­gen.
    »Wol­len wir uns hier­her set­zen und uns un­ter­hal­ten?« schlug sie vor. »Le­on hat zwar zu, aber ich war vor­her dort und ha­be Wein be­sorgt. Du magst doch Wein, Charles, nicht wahr?«
    Sie lang­te einen Krug her­vor, und wir leg­ten uns ins Gras.
    Der Wein war süß, aber stark. Als der Mond im Os­ten auf­ging, trank ich.
    Plötz­lich pack­te sie mich an der Schul­ter.
    »Horch!«
    Ich hör­te es von weit­her – von weit über dem See. In das schwa­che Ge­schrei mensch­li­cher Stim­men misch­te sich ein schril­les, mo­no­to­nes Ge­kläff.
    »Sie sind auf der Jagd und ha­ben Hun­de da­bei.«
    Li­sa schau­der­te zu­sam­men. Ich nahm einen tie­fen Schluck und zog sie an mich.
    »Kein Grund zur Be­un­ru­hi­gung«, trös­te­te ich sie.
    Trotz­dem fühl­te ich, wie Furcht in mir auf­stieg, als ich zum Him­mel auf­blick­te, und die­se Furcht wuchs mit den lau­ter wer­den­den Ge­räuschen, die vom See her her­über­klan­gen.
    Sie jag­ten einen Wer­wolf – und ich hielt sie in mei­nen Ar­men.
    Li­sas stol­zes, wil­des Pro­fil hob sich ge­gen die blas­se Mond­schei­be ab.
    Mond und Mäd­chen, die sich ge­gen­sei­tig an­starr­ten. Und ich starr­te auf bei­de …
    Wenn der Mond auf­steigt, so auch das

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