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71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

Titel: 71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Bastian denselben verlassen werde.
    Dabei gab er sich einer eigentümlichen Beschäftigung hin. Er hatte nämlich zwei Kürbisse, welche er eifrig mit dem Messer bearbeitete, um sie in eine kopfähnliche Form zu bringen. Dieser Versuch schien ihm auch wirklich recht gut zu gelingen.
    So wurde es Abend. Das Tagewerk war vollbracht und auf dem Kronenhof saßen Herrschaft und Dienstboten beim Nachtmahl. Nur der Sepp fehlte. Das fiel aber niemand auf, auch der Bäuerin nicht, da er sich selten an die Ordnung des Hauses, in welchem er sich zufälligerweise aufhielt, gebunden fühlte.
    Er stand allein zwischen Dorf und Hof an der Straße und lauschte nach der Richtung des Dorfes hin. Da hörte er Schritte. Mehrere Leute kamen. Das war zu hören. Als sie nahe waren, erkannte er Uniformen und trat ihnen entgegen.
    „Gut, daß Sie pünktlich kommen!“ sagte er. „Drin im Hof wird gessen. Ich werd Sie führen.“
    Es waren zehn Gendarmen. Sie wurden von demjenigen angeführt, welcher heut am Nachmittag hier gewesen war.
    „Weißt du auch gewiß, daß wir nicht bemerkt werden, Sepp?“ fragte er.
    „Ganz sicher! Soeben erst hab ich wieder nachschaut und will auch nochmal voranlaufen. Kommen 'S langsam nach!“
    Er eilte fort. Als sie im Hof anlangten, stand er wartend da und meldete:
    „Sie sind noch alle beisammen. Nicht wahr, Sie teilen sich?“
    „Ja. Fünf werden die Bäuerin fassen, dabei bin ich, und die anderen fünf sollen sich so verstecken, daß sie den Bastian bei offener Tat fassen können.“
    „Haben 'S Laternen mit? Ich kann hier keine verschaffen, ohne daß es auffallen tät.“
    „Wir haben alles Nötige mit.“
    „So gehen Sie mit Ihren vier Leuten nur getrost in das neue Gebäude. Wann 'S die Treppe hinaufkommen und anklopfen, wird der Herr Ludwigen aufimachen; er wartet schon. Und die anderen fünf werd ich durch das Tor führen.“
    „Aber daß ihnen kein Mensch begegnet!“
    „Das ist nicht möglich. Kommen 'S nur, ihr Herren!“
    Er ging ihnen voran in den Hof, am Stall vorüber und die Treppe hinauf, welche nach Fritzens Kammer führte. Wenn man an der Tür der letzteren vorüber ging, so gelangte man in eine alte Rumpelkammer, in welche fast während des ganzen Jahres kein Mensch kam. Dorthin versteckten sich die Polizisten in der Dunkelheit.
    „Warten 'S, ich werd aufischließen“, sagte er. „Ich hab mir den Schlüssel vom Fritz geben lassen und auch das Schloß eingeölt, damit es nicht schreit. Da machen 'S von innen zu, damit kein Mensch hinein und Sie sehen kann. Nachher werd ich schon kommen und Ihnen sagen, wann's losgehen wird und wann Sie ihre Laternen anbrennen können. Verhaltens sich nur still!“
    „Der Kerl wird Ihnen doch keinen Schaden tun können?“ fragte einer.
    „O nein! Wir bleiben gar nicht in dera Kammer.“
    „Ach so! Aber da findet er Sie doch nicht.“
    „Er findet uns schon, wenigstens wird er es denken. Wir machen zwei Puppen mit Kürbisköpfen; die legen wir hinein. Licht hat er sicherlich nicht mit, und der Mond läßt nur so viel Helligkeiten durch das Fenster, daß der Bastian die Puppen für uns halten wird. Sobald er in die Kammer ist, schleichen 'S hin, und wann er die Kürbissen dermordet hat, da nehmen 'S ihn fest. Dann hat er keine Ausred, und es ist bewiesen, daß er wirklich hat morden wollt.“
    Nun ging er und stellte sich wieder auf die Lauer. Nach kurzer Zeit sah er den Bastian aus dem noch offenen Tor kommen und verstohlen nach dem Dorf gehen. Er zog seine schweren Schuhe aus und folgte ihm. Da konnte er sich sehr bald überzeugen, daß er sich nicht geirrt hatte. Der Knecht stahl sich in die offene Schmiede.
    Nun kehrte der Sepp zurück und wartete wieder in der Nähe des Gutes, bis der Bastian zurückkehrte. Er hatte sich in den Straßengraben gelegt und sah, daß der hart an ihm Vorübergehende ein Beil in der Hand trug. Ihm wieder folgend, überzeugte er sich, daß der Knecht das Mordwerkzeug in die Bohnen versteckte und dann über den Zaun ins Freie sprang. Jedenfalls wollte er nun die beiden Samielanzüge herbeiholen.
    Jetzt begab sich der Alte nach der Kammer Fritzens. Dieser saß seiner wartend da.
    „Nun, wie ist's gangen?“ fragte der letztere.
    „Alles in Ordnung. Er ist eben fort, um die Anzüg zu holen. Wo befindet sich die Bäuerin?“
    „Die hat sagt, sie hätt Kopfschmerzen und ist zu Bett gangen.“
    „Heuchlerin! Der Bastian hat aus der Schmiede das Beil holt und im Bohnenbeet versteckt, damit will er uns

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