711 N. Chr. - Muslime in Europa
an der Brücke«. Anders als gewohnt konnten die Araber ihre Pferde diesmal nicht wirksam einsetzen – die Tiere scheuten angesichts der persischen Kriegselefanten und warfen ihre Reiter ab. Nicht genug damit, ließen die gefürchteten persischen Bogenschützen einen Pfeilregen auf die arabischen Invasoren niederprasseln, der einen hohen Blutzoll forderte. Viele der gestürzten Reiter wurden von den Elefanten zertrampelt, darunter auch einer der beiden arabischen Heerführer. Als die übrigen sahen, dass einer ihrer Feldherren tot und der zweite schwer verletzt war, versuchten sie verzweifelt, den Rückzug anzutreten. Die muslimische Streitmacht wurde von den Sassaniden so vollkommen aufgerieben, dass nur wenige mit dem Leben davonkamen. Doch dieser Sieg blieb der letzte Triumph der Sassaniden.
Die Muslime brauchten einige Zeit, ihre Reihen neu zu formieren und abermals vorzustoßen. Yazdegerd III. entsandte seinen erfahrenen Feldherrn Rostam Farrokhzad, der sich bereits in der »Schlacht an der Brücke« bewährt hatte, mit einer großen Armee über den Euphrat in die Gegend von Qadisiyya unweit von Hilla im Irak. Wann genau dort das entscheidende Aufeinandertreffen stattfand, das den Muslimen in der Folge das Tor zur Unterwerfung des Sassanidenreiches öffnete – ob 636, 637 oder doch erst 638 –, ist unklar. Fest steht, dass die Araber aus ihren strategischen Fehlern in der »Schlacht bei der Brücke« gelernt hatten. Als die Perser erneut Kriegselefanten einsetzten, wurden dieses Mal speziell ausgebildete Kämpfer zu Hilfe gerufen, welche die Dickhäuter mit Speeren und Pfeilen gezielt bekämpften. Ein Hauch von Legende umweht die schicksalhafte Schlacht bei Qadisiyya. Was letztlich dazu führte, dass die Muslime nach tagelangen Kämpfen obsiegten, lässt sich nicht genau rekonstruieren. Sie machten reiche Beute, darunter das juwelenbestickte Banner der Sassaniden.
Die Niederlage weihte das sassanidische Großreich dem Untergang. Die persische Militärstrategie zielte darauf ab, Feinde unmittelbar an den Grenzen zu bekämpfen. Im Landesinneren standen keine Truppen mehr, die einer Invasion entgegentreten |33| konnten. Notgedrungen musste Yazdegerd aus seiner Hauptstadt Ktesiphon gen Osten fliehen, während die Araber immer weiter in sein Reich eindrangen. Je weiter die Eindringlinge aber in das persische Kernland vorrückten, desto erbitterter wurde der Widerstand: Yazdegerd hatte alles auf eine Karte gesetzt, seine letztes Aufgebot versammelt und in Marsch gesetzt. Nun stand die Entscheidungsschlacht bevor.
In seinem befestigten Lager wartete Yazdegerd auf Neuigkeiten: In den vergangenen Tagen hatten sich seine Krieger immer wieder Scharmützel mit den Arabern geliefert, der große Zusammenstoß stand indessen noch aus. Im Schutz der Befestigung konnte man eine Weile ausharren. Kundschafter sondierten die Lage. Wo genau stand der Feind? Wie stark waren seine Verbände? Dann aber trafen verblüffende Nachrichten ein: Die Späher vermeldeten, die muslimischen Invasoren hätten sich zurückgezogen. Das konnte nur bedeuten, dass sich die Araber auf Isfahan konzentrierten. Von dort war wider Erwarten keine Verstärkung für die Perser eingetroffen. Hatte man in Isfahan den Angreifern tatsächlich trotzen können, so dass noch Hoffnung bestand? Zumindest schien es so. Dann könnte man mit vereinten Kräften dem Feind in den Rücken fallen. Eile war gefragt! Es blieb keine Zeit, die Truppen zu ordnen, wollte man die Araber nicht entkommen lassen. Doch der Schein trog. Umso fataler wirkte die Entscheidung, das sichere Lager zu verlassen und dem vermeintlich abgezogenen Feind nachzusetzen. Die Muslime hatten nämlich ihren Abzug lediglich vorgetäuscht, um die Perser auf freies Feld zu locken. Unversehens starteten die Krieger Allahs einen Angriff gegen das überraschte Heer Yazdegerds. Den Sassaniden blieb keine Gelegenheit, sich zu formieren. Mit dem Mut der Verzweiflung kämpften sie gegen die drohende Niederlage an. Am Ende hatte die Schlacht von Nehawend auf beiden Seiten unzählige Opfer gefordert, doch mit ihrem teuer errungenen Sieg hatten die Muslime dem Sassanidenreich den Todesstoß versetzt. Provinz um Provinz fiel nun den Eindringlingen in die Hände. Yazdegerd, der das Vertrauen der Großen seines Reiches verloren hatte, vermochte der Invasion keinen ernstzunehmenden Widerstand mehr entgegenzusetzen. Sein Hilfegesuch an den chinesischen |37| Kaiser blieb ungehört. Das Reich der Mitte interessierte
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