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711 N. Chr. - Muslime in Europa

711 N. Chr. - Muslime in Europa

Titel: 711 N. Chr. - Muslime in Europa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Peter Jankrift
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das Auftreten der Seuche waren gemäß der religiösen Tradition rasch gefunden: Die Mehrheit betrachtete das außergewöhnliche Massensterben als Strafe Allahs für das Fehlverhalten mancher Muslime. Als besonders verwerflich galt der verbotene Genuss von Wein. Der Kalif bestimmte, dass solche Verstöße gegen die koranischen Bestimmungen innerhalb des Heeres mit Auspeitschung bestraft werden sollten. War man sich über die Ursachen der Seuche weitgehend einig, klafften die Meinungen über das weitere Verhalten auseinander. Schließlich folgte der Kalif den Empfehlungen der Stammesführer der Quraisch, das verseuchte Gebiet so rasch wie möglich zu verlassen. Abu Ubaidah hingegen betonte, dass die Lehre des Propheten jedem Muslim ausdrücklich verbiete, vor einer Seuche zu fliehen – man dürfe sich dem Willen Allahs nicht entziehen. Kalif Omar jedoch entgegnete, was immer geschehe, sei Allahs Wille. Damit war die künftige Praxis in Seuchenzeiten festgelegt. Mohammed selbst glaubte nicht an die Übertragbarkeit von Krankheiten durch Ansteckung. Er hatte aber festgelegt, dass kein Muslim verseuchtes Land verlassen oder betreten sollte. Der religiösen Überlieferung gemäß war Mohammed von einem Beduinen gefragt worden, warum sein Kamel krank geworden sei, nachdem es Kontakt zu einem erkrankten Artgenossen gehabt hatte. Darauf soll der Prophet entgegnet haben: »Wer aber steckte das erste Kamel an?«

»Futuh Misr« – die »Öffnung Ägyptens«
    Nahe Kairo, Juli 641. Es war ein glänzender Sieg! Der byzantinische Statthalter Theodorus hatte dem Ansturm der Muslime nur wenig entgegenzusetzen, war er doch von jeglicher Unterstützung aus dem Reich abgeschnitten. Der Kaiser hatte nach den Niederlagen in Syrien und Palästina genug damit zu tun gehabt, seine Hauptstadt Konstantinopel gegen einen möglichen Angriff zu sichern und zumindest Kleinasien gegen die Invasoren zu verteidigen. Den Verlust der reichen Provinz am Nil, der mit militärischen Mitteln nicht mehr zu verhindern war, erlebte Herakleios nicht mehr. Er starb als gebrochener Mann am 11. Februar 641 an den Folgen der Fallsucht.
    Während im Osten die Eroberung des Sassanidenreiches voranschritt und die Byzantiner sich immer weiter nach Norden zurückzogen, wandten sich die Muslime unter Führung des Amr ibn al-As der »Öffnung« Ägyptens zu. Im Herbst 640 bewegten sich die Truppen des muslimischen Feldherrn durch den Sinai. Nachdem das kaiserliche Heer unweit des heutigen Kairo geschlagen worden war, zogen die Krieger Allahs weiter in Richtung auf das stolze Alexandria, das 642 in ihre Hände fiel. In Ägypten trafen die Muslime ein weiteres Mal auf eine sehr gemischte Bevölkerung. Die koptischen Christen wie auch die Juden hegten nicht unbedingt Sympathien für die byzantinischen Herrscher. Die Truppen waren Besatzer ohne Rückhalt im Volk. Wenn letzteres die Araber bei ihrem Vormarsch nicht unterstützte, konnten auch die Byzantiner nicht auf dessen militärische Beteilung zählen. Ähnlich verhielt es sich in Palästina und Syrien, wo die griechisch-orthodoxen Christen ihre Vormachtstellung gegenüber den unterschiedlichen orientalischen Kirchen durchzusetzen versuchten. Noch im 12. Jahrhundert bemerkte der jakobitische Patriarch von Antiochia, Michael der Große, in seinem bedeutenden Geschichtswerk, die Byzantiner seien »ein |38| böses und häretisches Volk«. Nach dem Fall Ägyptens setzten die Muslime ihre Expansion in Nordafrika fort. Bis zum Ende des 7. Jahrhunderts hatten sie die gesamte Küstenregion zwischen der Sinai-Halbinsel und Marokko unter ihre Herrschaft gebracht. Die Berber, die zunächst erbitterten Widerstand gegen die Invasion geleistet und sich nur halbherzig zum neuen Glauben bekehrt hatten, wurden zu einem Teil der inzwischen schier unüberschaubaren
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Verbrannte Erde
    In der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts war der Eroberungszug an manchen Fronten ins Stocken geraten oder zum Stillstand gekommen. Ein Grund dafür war der Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten, der spätestens seit dem Beginn der 660er Jahre zur Zerreißprobe für die junge Glaubensgemeinschaft wurde. Doch die Atempause war nur kurz.
    Die Byzantiner hatten auf ihrem Rückzug nach Norden verbrannte Erde hinterlassen. Zudem erschwerte das gebirgige Gelände Kleinasiens einen raschen Vorstoß. Die Byzantiner nahmen gelegentliche Übergriffe auf ihr Territorium in Kauf und vermieden größere militärische Konflikte mit den Muslimen. Diese wagten

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