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711 N. Chr. - Muslime in Europa

711 N. Chr. - Muslime in Europa

Titel: 711 N. Chr. - Muslime in Europa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Peter Jankrift
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frühmittelalterlichen Kultur war der gelehrte Bischof Isidor von Sevilla (gest. 636). Mit seinen »Etymologiae« verfasste er ein grundlegendes Werk mittelalterlicher Bildung. Die Westgoten der Iberischen Halbinsel herrschten über ein buntes Gemisch verschiedener ethnischer Gruppen. Die größte in entscheidenden Machtpositionen an der Führung beteiligte Volksgruppe waren die Hispanoromanen. Daneben wurden die unterschiedlichen Regionen des Landes von Iberern, Basken, Sappi und weiteren Völkerschaften bewohnt. Eine demographische Größe stellte auch die jüdische Bevölkerung dar. Für die Juden hatte die westgotische Herrschaft viele Schattenseiten. In engem Zusammenspiel von weltlicher und geistlicher Herrschaft wurden die Juden auf der Iberischen Halbinsel härter unterdrückt als in allen anderen |50| Reichen des frühmittelalterlichen Europas. Neben Zwangstaufen findet sich auch die Empfehlung, jüdischen Eltern ihre Kinder wegzunehmen, um sie in christlichen Familien erziehen zu lassen. Allerdings scheinen die Bestimmungen nie rigoros in die Tat umgesetzt worden zu sein, denn zur Zeit der muslimischen Invasion bildeten die Juden noch immer eine zahlenmäßig bedeutende Minderheit. Für sie bedeutete der Zusammenbruch der westgotischen Herrschaft infolge der Ereignisse des Jahres 711 die Befreiung von einem schweren Joch.

|52| Entscheidung am Guadalete
    Arcos de la Frontera, 23. Juli 711. Roderich war erschöpft. Unermüdlich und unerbittlich hatte er seine Armee vorangetrieben, nachdem die Nachrichten aus dem Süden eingetroffen waren. Die Gluthitze des Sommers verlangte dem König und seinen Männern das Letzte ab. Unter den Panzern der Reiter war es unerträglich heiß. Niemand kannte die genaue Stärke des Gegners. Fest stand nur, dass es Tausende von Berbern und Arabern waren, deren Schiffe die Küstenbewohner vor einigen Wochen bei Gibraltar gesichtet hatten. Umgehend hatte Roderich von den Basken abgelassen – dieses Problem schien vorerst kleiner – und war in die ihm vertraute Baetica geeilt.
    Tariq ibn Ziyad, der ihm an diesem unheilschwangeren Tag gegenübertreten wird, war berauscht von der Leichtigkeit, mit der seine Truppen vorgedrungen waren und reiche Beute gemacht hatten. Wenn er den König besiegen würde, wäre der Weg zur westgotischen Hauptstadt mit all ihren Schätzen frei. Der Vorteil war ganz klar auf seiner Seite. Die Krieger Allahs waren die Hitze nicht nur gewohnt, sie waren in ihren weiten Gewändern auch viel beweglicher als der Feind. In einer offenen Feldschlacht, die ja zu erwarten stand, konnten sie wiederum auf die Wendigkeit ihrer vorzüglichen Pferde und das Geschick ihrer Bogenschützen setzen.
    Dann begann die Schlacht. Über ihren Verlauf ist kaum etwas bekannt. Die Schriftzeugnisse wissen nur Legendenhaftes vom Untergang des Westgotenreiches mitzuteilen. Fest steht, dass sich die Konfrontation über acht Tage hinzog und dass die Invasoren schließlich den Sieg davontrugen. Roderich fiel. Die Überlebenden des westgotischen Heeres zogen sich nach Norden zurück. Die sterblichen Überreste ihres Königs führten sie mit sich bis nach Viseu in Nordportugal. Dort wurde Roderich, der letzte Herrscher der Westgoten, beigesetzt. Einer weit verbreiteten Legende zufolge soll der Westgotenkönig indessen mit dem Leben davongekommen sein – verkleidet sei ihm die Flucht ins Kloster Cauliana nahe Mérida gelungen. Als die muslimischen Invasoren weiter vorrückten, habe der König ein wundertätiges Bild der Muttergottes an sich genommen und in Begleitung eines Mönchs vor den |53| Ungläubigen in Sicherheit gebracht. Der Weg führte Roderich und seinen Gefährten weit in den Norden der Iberischen Halbinsel nach Nazaré im heutigen Portugal. Dort, so will die fromme Überlieferung wissen, hätten die beiden Männer künftig als Einsiedler gelebt. Im Jahre 1179, mit dem Voranschreiten der Reconquista, wurde das wunderbare Marienbild aus seinem Versteck geborgen. Nazaré entwickelte sich in der Folgezeit zu einem bedeutenden Wallfahrtsort.

Kampf um al-Andalus
    Toledo, November 711. Der König ist tot! Die Feinde kommen! Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht vom Sieg der Muslime am Guadalete bis in die altehrwürdige Hauptstadt Toledo. Sie blieb nicht ohne Folgen.
    Als Tariq ibn Ziyad im November Toledo erreichte, lag vor ihm eine Geisterstadt, menschenleer und verlassen. Der Bischof und die meisten Christen – darunter die westgotische Oberschicht – waren vor den

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