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711 N. Chr. - Muslime in Europa

711 N. Chr. - Muslime in Europa

Titel: 711 N. Chr. - Muslime in Europa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Peter Jankrift
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langen Reihe daherzog, griffen die Basken, die sich auf einer sehr hohen Bergspitze als Hinterhalt postiert hatten, die hinterste Gepäckabteilung und die sie schützende Nachhut an und drängten sie, von oben herabstürzend, ins Tal hinab.« Den weiteren Ausführungen Einhards zufolge fielen alle Franken dem anschließenden Gemetzel zum Opfer. Einige der Gefallenen werden namentlich genannt, so der königliche Truchsess Eggihard, Pfalzgraf Anselm und Hruodland, Markgraf der Bretagne. In diesem ansonsten vollkommen unbekannten Hruodland begegnet uns das historische Vorbild für den legendären »Roland«, den das französische Rolandslied |77| einige Jahrhunderte später zum Helden von Roncesvalles erhebt.

Roland, Schrecken der Araber – die Legende
    Die Legende rückt die Ereignisse um Karls Heereszug auf die Iberische Halbinsel in ein völlig anderes Licht als zeitgenössische Schriftzeugnisse. Sie verwandelt die Basken in Mauren und Markgraf Hruodland in den jungen Helden Roland. Das berühmte Rolandslied erzählt die Geschichte des verschlagenen »Maurenkönigs« Marsilie. Dieser herrscht über Saragossa und verhält sich anfangs den Christen wie auch Karl gegenüber freundlich, vollzieht aber plötzlich eine Kehrtwendung. Nachdem er seine Herrschaft gefestigt hat, wird er zu einem Unterdrücker der Christen, zerstört christliche Gotteshäuser und zwingt die »Ungläubigen«, den Islam anzunehmen. In ihrer Not wenden sich die Bedrängten an den fränkischen Herrscher Karl. »Als der Kaiser [sic!] die schlimmen Nachrichten aus Spanien hörte, fuhr er in wildem Schmerz, rasend vor Grimm, von seinem Throne empor und rief: Diese Schmach werde ich rechen, beim ewigen Gott! Die ganze Macht meines Reiches will ich nach Spanien werfen, Marsilie und die Heiden sollen mir ihre Untat büßen!«, so die Legende. Karl zögert nicht und versammelt ein Heer mit den mutigsten und treuesten seiner Gefolgsleute: dem »streitbaren« Erzbischof Turpin, den jungen Helden Roland und Oliver, den Grafen Walther und Otto sowie dem listigen Ganelon. Die Legende macht Roland zu einem Neffen Karls. Der junge Ritter führt stets sein unzerbrechliches Schwert Durendart und sein Horn Olifant mit sich, dessen Klang wie der »Donner des Himmels« meilenweit zu hören war. Dann beginnt der Zug auf die Iberische Halbinsel.
    In seiner Weisheit und seinem Großmut schickt Karl eine Gesandtschaft zu Marsilie, um den Waffengang doch noch abzuwenden, doch der Maurenkönig lässt die Gesandten ermorden. Daraufhin beginnt der Feldzug. Die fränkischen Ritter erobern nach und nach die Städte der Heiden, bis nur noch Zaragoza übrig ist. Nach dem heimtückischen Gesandtenmord sind die Verhandlungen zwischen Franken und Mauren mehr als schwierig. Marsilies |80| Berater verstehen es jedoch, den habgierigen Ganelon mit der Aussicht auf reichen Gewinn auf ihre Seite zu ziehen und schließlich zum Verrat anzustiften. Ganelon, der seinem Stiefsohn Roland schon länger nach dem Leben trachtet, unterbreitet Karl das vermeintliche Angebot Marsilies, künftig Frieden mit den Christen zu halten und Tribut zu zahlen. Als Gegenleistung hierfür verlangt der Maure den Abzug von Karls Hauptheer. Nur eine Handvoll ausgewählter Männer – darunter Erzbischof Turpin, Roland und Oliver – soll zurückbleiben und darauf achten, dass die Mauren Wort halten. Am Pass von Roncesvalles nehmen sie Abschied von ihren Kameraden, die, angeführt von Karl, den Rückweg ins Frankenreich antreten.

|78| Karl der Große und Harun ar-Raschid
    Karl der Große und Harun ar-Raschid standen vor den gleichen Problemen. Was also lag näher, als den diplomatischen Kontakt zu suchen. Beide Parteien hatten durchaus ähnliche Interessen, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Die politischen Machtfragen waren gewichtiger als alle Vorbehalte gegen die Muslime als Feinde des christlichen Glaubens. Die Abbasiden strebten danach, die omaijadische Herrschaft auf der Iberischen Halbinsel zu beseitigen. Dabei standen sie vor dem Problem, dass Córdoba zu weit von ihrem Machtzentrum Bagdad entfernt war. Militärisch ließen sich die Omaijaden von dort aus kaum in ernsthafte Bedrängnis bringen. Bereits zweimal hatte man vergeblich versucht, die Iberische Halbinsel dem Herrschaftsbereich des abbasidischen Kalifats einzuverleiben. Entsprechende Unternehmungen waren 763 und 777 gescheitert.
    Den Franken war das Emirat von Córdoba ebenfalls ein Stachel im Fleisch. Immerhin ging von den Muslimen durch

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