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72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

Titel: 72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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einrichten, daß wir wiederkommen können, ohne seinen Verdacht zu erwecken.“
    Baruch Abraham war mit seiner Berechnung zu Ende und tat die Forderung. Max bot ihm schlankweg halb so viel. Der Jude schrie zwar, daß er keinen Kreuzer ablassen könne, erklärte sich aber doch endlich einverstanden mit dem Gebot und packte die Bücher zusammen.
    Nun sollte von neuem über das Bild gehandelt werden, aber Max erklärte, daß sein Freund es nicht kaufen werde, weil der Preis ganz und gar nicht im Verhältnis zu dem Wert stehe.
    „So mag er doch bieten!“ meinte Baruch.
    „Auch das tun wir nicht. Sie haben so viel vorgeschlagen, daß es geradezu lächerlich wäre, zu sagen, wie viel wir geben wollen.“
    „Was sagt der Herr? Zu viel vorgeschlagen soll ich haben? Ist zweihundert Gulden zu viel vorgeschlagen?“
    „Dreihundert verlangten Sie!“
    „Da haben mich die Herren falsch verstanden. Ich hab gesprochen nur von zweihundert.“
    „Auch das ist uns viel, viel zu teuer. Wir wollen es uns überlegen. Meine Bücher trage ich natürlich nicht selbst fort. Ich werde sie abholen lassen. Hier ist das Geld.“
    Er bezahlte den Betrag. Als dann die Freunde Ernst machten, sich zu entfernen, geriet der Jude förmlich in Ekstase. Er schwor hoch und teuer, daß er selbst volle zweihundert Gulden für das Bild bezahlt habe, ging aber doch endlich auf hundert und gar auf fünfzig herab.
    Max blieb fest. Er schüttelte den Kopf und meinte:
    „Ich will Ihnen etwas sagen. Wir werden wiederkommen. Wir gehen jetzt hinauf auf das Kastell und werden uns während dieser Promenade überlegen, wie viel wir bieten. Auf dem Rückweg kommen wir wieder her.“
    „Ist das wahr?“
    „Ich halte Wort.“
    „So mögen die Herren sich überlegen den Stand des Handels, und ich werd indessen nachsuchen, ob ich noch kann herablassen eine Kleinigkeit vom Preis. Und damit die Herren nicht brauchen zu machen einen großen Umweg hinauf zum Kastell, werde ich ihnen öffnen die Tür meiner Hofmauer und ihnen zeigen, wie sie haben zu gehen, um recht schnell wieder können zurückkommen zu mir.“
    Ihm war es darum zu tun, das alte Bild zu verkaufen. Die Habsucht trieb ihn, etwas zu tun, was er sonst wohl nicht getan hätte. Er hatte noch nie einen unbekannten Menschen durch die Mauerpforte ein- oder austreten lassen.
    Er trat an die Tür, welche aus dem Lagerraum in den Hof führte. Dort hing an einem Nagel ein Schlüssel, welchen er herabnahm. Max nickte dem Freund bedeutungsvoll zu, als ob er ihm sagen wollte:
    „Paß auf! Das ist der Ort, an welchem der Pfortenschlüssel hängt, den wir vielleicht brauchen werden!“
    Dann führte der Alte sie über den Hof hinüber nach dem Pförtchen. Während er sich bückte, um den Schlüssel in das Schloß zu stecken, drehte sich Johannes schnell um, um noch einen Blick nach dem Söller zu werfen, dort oben stand Anita, hoch aufgerichtet und ihm ein wenig zulächelnd.
    Das Hemd war ihr von der einen Schulter geglitten, und das schöne, lebenswarme Kolorit derselben bildete im Verein mit dem vollen, schön modellierten Arm einen Anblick, der einem auch sonst kaltblütigen Mann das Herz höher schlagen lassen konnte.
    Aber Johannes sah es nicht. Er sah nur das schöne, lieblich erglühende Gesichtchen und die Hand, welche sie an den Mund legte, um ihm einen keuschen Kuß zuzuwerfen.
    Dann plötzlich senkte sie sich nieder. Der Alte hatte die Tür aufgeschlagen und drehte sich um. Er durfte sie natürlich nicht sehen.
    „Also die jungen Herren werden kommen recht bald wieder?“ fragte er.
    „Ja, wir haben es versprochen und halten Wort. Aber die Zeit können wir nicht genau bestimmen“, antwortete Max. „Wie lange haben Sie den Laden geöffnet?“
    „Bis acht Uhr. Und wenn die Herren wirklich wollen kommen, so werde ich auch warten bis um neun Uhr.“
    „Schön! Wir kommen gewiß, und wenn Sie den Preis mäßig machen, so daß wir handelseinig werden, trinken wir dann eine gute Flasche Wein zusammen und rauchen dazu eine Zigarre, welche nicht oft den Weg über Ihre Schwelle finden wird.“
    Für einen Maler oder Physiognomiker war es höchst interessant, das Gesicht zu sehen, welches der Alte machte. Es sprach sich auf demselben das maßloseste Erstaunen über eine so unerhörte Freigiebigkeit oder gar Verschwendung aus. Dann aber verwandelte sich dieser Ausdruck des Erstaunens in denjenigen der Enttäuschung.
    „Was machen Sie für ein Gesicht?“ fragte Max lachend. „Ist jemand gestorben?“
    „O

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