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74 - Mein Leben und Streben

74 - Mein Leben und Streben

Titel: 74 - Mein Leben und Streben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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benachrichtigte die gesamte deutsche Presse davon, daß ich augenblicklich in Asien sei, nach meiner Heimkehr aber nicht zögern werde, mich bei der beabsichtigten Vergewaltigung zu erwehren. Mehr konnte für den Augenblick nicht getan werden, weil es mir unmöglich war, meine Reise abzubrechen. Von meiner Frau bekam ich keine Nachricht. Es war ihr unmöglich, sich um so ernste, geschäftliche Angelegenheiten zu kümmern. Plöhns aber schrieben, doch konnten mich diese Briefe erst in Padang auf der Insel Sumatra erreichen. Sie lauteten aufregend. Die Presse hatte begonnen, sich mit meinen Münchmeyerschen Romanen zu beschäftigen, und zwar in einer für mich ungünstigen Weise. Es wurden Gerüchte über mich verbreitet, die teils lächerlich, teils gewissenlos waren. Man las in den Zeitungen, daß ich mich gar nicht im Orient befinde, sondern mich wegen einer bösartigen Krankheit im Jodbad Tölz, Oberbayern, versteckt habe. Hätte ich geahnt, daß das in dieser lügenhaften, geschäftigen und böswilligen Weise ein ganzes Jahrzehnt weitergehen werde, so würde ich meine Reise doch unterbrochen und schleunigst nach Hause zurückgekehrt sein. Hätte ich das getan, so wären mir alle die unmenschlichen Martern und Qualen, die ich während dieser langen Zeit ausgestanden habe, erspart geblieben. Leider aber wußte ich damals noch nicht, was mit meinen Romanen vorgegangen war und welche Leitgedanken im Münchmeyerschen Geschäft über mich kursiert hatten und heute noch kursierten. Ich glaubte, die Sache noch aus der Ferne beilegen zu können und hielt nichts weiter für nötig, als eine genaue Information, aus der sich die einzuschlagenden Schritte zu ergeben hätten. Ich schrieb also heim, daß meine Frau mit Plöhns nach Ägypten kommen möchte, wo ich in Kairo mit ihnen zusammentreffen würde. Sie kamen, aber sehr verspätet, weil Plöhn unterwegs krank geworden war. Was ich von ihnen erfuhr, lautete keineswegs günstig und klang außerdem sehr unbestimmt. Der Rechtsanwalt stand immer noch erst bei den Vorbereitungen. Fischer hatte erklärt, sich auf das äußerste wehren zu wollen; meine Romane habe er von Frau Münchmeyer gekauft; sie seien sein wohlerworbenes, bar bezahltes Eigentum, mit dem er machen könne, was er wolle. Die Zeitungen waren gegen mich eingenommen. Meine Münchmeyerschen Romane wurden als Schundromane bezeichnet. Ich sah ein, daß ein Prozeß mit Münchmeyers nicht zu umgehen war, und fragte meine Frau nach den für mich hierzu nötigen Dokumenten.
    Ich habe bereits gesagt, daß ich mir Münchmeyers Briefe aufgehoben hatte. Ihr Inhalt war für einen Prozeß gegen Münchmeyer derart beweiskräftig, daß ich ihn glattweg gewinnen mußte. Diese Briefe waren nebst andern gleich wichtigen Sachen in einem bestimmten Schreibtischkasten aufbewahrt. Ich hatte vor meiner Abreise meine Frau auf diesen Kasten und seinen Inhalt ganz besonders aufmerksam gemacht, ihr den Zweck der Briefe ganz besonders erklärt und sie aufgefordert, dafür zu sorgen, daß ja nicht das geringste Blättchen davon verlorengehe. Als ich sie jetzt in Kairo nach diesen Dokumenten fragte, versicherte sie mir, daß sie noch genauso lägen, wie ich sie ihr übergeben habe. Kein Mensch habe sie berührt. Das beruhigte mich, denn das bedeutete den sicher gewonnenen Prozeß. Als meine Frau mir diese Versicherung gab, stand Frau Plöhn dabei und hörte es. Sie sah sie groß an, sagte aber nichts. Das fiel mir damals nicht auf; später aber, als ich mich dieses großen, erstaunten, mißbilligenden Blickes erinnerte, wußte ich nur allzugut, was er hatte sagen sollen. Meine Frau war nämlich eines Abends zu Frau Plöhn gekommen und hatte ihr mitgeteilt, daß sie soeben unsern Trauschein verbrannt habe, der Vorbedeutung wegen, die sich damit verbinde. Und einige Zeit später hatte sie ihr in derselben lachenden Weise gesagt, daß sie nun auch die Dokumente aus dem Schreibtischkasten genommen und verbrannt habe; sie wolle dadurch verhindern, daß ich Münchmeyers verklage. Frau Plöhn war hierüber entsetzt gewesen, hatte aber die vollendete Tatsache nicht zu ändern vermocht. Jetzt, als sie die Versicherung meiner Frau mit anhören mußte, daß die Briefe noch unberührt vorhanden seien, gab es in ihr den ersten Riß zu jener innern Scheidung, die erst dann auch äußerlich zutage trat, als nichts mehr verheimlicht werden konnte. Wir reisten nach Ägypten, Palästina, Syrien, über Konstantinopel, Griechenland und Italien nach Hause. Während

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