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760 Minuten Angst

760 Minuten Angst

Titel: 760 Minuten Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schmid
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bereiten.
    Ich band ihre Arme und Beine los, dann warf ich mir ihren zierlichen Körper um die Schulter und machte mich daran, zurück zur Garage zu gehen. Natürlich hörte ihre Mutter nicht auf, mir immer wieder dumme Fragen zu stellen. Diesmal war es »Was machen Sie mit meiner Tochter?« und wieder schenkte ich ihr nichts weiter als ein müdes Lächeln.
    Ich beförderte meinen kleinen Gast auf den Beifahrersitz und schnallte ihn an. Ihm sollte es schließlich gut gehen. Ich spielte kurz mit dem Gedanken, der Kleinen eine weitere Injektion zu geben, damit sie nicht doch noch aufwachte, entschied mich aber dagegen. Ich kannte mich mit dem Mittel nicht aus und wollte sie nicht aus Versehen umbringen.
    Sie wird schon nicht aufwachen und wenn … mein Gott, sie ist nur ein kleines Kind. Was soll sie schon anrichten?
    Als ich zurück in den Raum kam, fielen der Mutter immer noch Fragen ein, die sie mir stellen konnte. Ich wollte nicht so sein und gab ihr diesmal ein paar Antworten. Da sollte noch einmal jemand sagen, dass ich kein guter Gastgeber wäre.
    »Also«, fing ich an. »Du bist Teil meiner Schnitzeljagd. Deine Tochter auch. Dein Mann kann euch beide retten, aber er hat sich dazu entschlossen, es lieber nicht zu tun, beziehungsweise will er sich nicht an die Spielregeln halten. Und du wirst jetzt darunter leiden. Genau wie deine Tochter. Aber alles der Reihe nach.«
    Gerade als sie anfangen wollte, wieder einmal ihre Stimme zu erheben, war ich es, der es tat.
    »Ruhe!«
    Ich wollte brüllen. Nicht weil ich wütend war, sondern weil ich ihr Angst machen wollte. Es wirkte!
    »Ich werde jetzt deinen Mann anrufen und du wirst erst wieder etwas sagen, wenn ich es dir erlaube, verstanden? Ansonsten muss deine Tochter dafür büßen.«
    Mein Gast nickte und ich tat wie angekündigt. Es würde mein letzter Anruf bei Jakob werden, um ihn zur Vernunft zu bringen. Wenn er diesmal nicht reagierte, war es das eben für ihn … und seine Familie.
    Jakob ging ans Handy, sagte jedoch nichts. Er war gar nicht mal so dumm. Er wollte, dass ich den Anfang machte. Ich tat ihm den Gefallen.
    »Zur Vernunft gekommen, lieber Jakob?«
    »Nennen Sie mich nicht so«, beschimpfte er mich.
    Unser Gespräch ging noch ein wenig weiter, dann wollte er mit seiner Frau sprechen, so wie ich es mir gedacht hatte und ich ließ ihn gewähren. Eine Minute.
    Ich drückte ihr das Handy ans Ohr, dann sah ich auf meine Armbanduhr und kaum dass die Minute rum war, zog ich mit der freien Hand eine gefüllte Spritze aus meiner Hosentasche. Ich nahm die Schutzhülle ab, zog das Handy von ihrem Ohr, drückte ihr die Nadel in den Nacken und injizierte ihr das Beruhigungsmittel. Es dauerte nicht lange, bis sie unter Protest in einen tiefen Schlaf fiel.
    Dann widmete ich mich wieder Jakob und verabschiedete mich nach einer Weile mit den Worten »Du solltest wirklich nicht zur Polizei gehen«.
    Ich legte auf und verstaute das Telefon. Ich hatte so das Gefühl, dass Jakob diesmal verstanden hatte. Ich würde jetzt seine Frau nehmen, sie auf die Ladefläche betten und dann würde ich meine Sachen packen und sie an einen ganz besonderen Ort bringen.
    Ich wusste schon, warum ich für jeden Spieler ein paar B-Pläne in petto hatte. Nun denn, Jakob hatte sich selbst für den schweren Pfad entschieden. Es sollte nicht an mir liegen, ihm diesen Wunsch zu verweigern.
    Er wird sich noch wünschen, sich nie gegen mich aufgelehnt zu haben. Oh ja, das wird er. Ganz bestimmt.

19:31 Uhr, noch 659 Minuten bis zum Ende der Angst

    Im ersten Moment begriff sie nichts. Ihr Gehirn war außerstande, die Veränderung ihrer Situation wahrzunehmen. Es blieben nur der Knall, das Geschrei und das Dröhnen in ihren Ohren. Dann kam die kurze Stille.
    Ohne wirklich zu wissen, wonach sie suchte oder was sie tun sollte, sah sich Stella mehr als verwirrt und teilweise geistig abwesend im Wohnzimmer um. Katie hatte sich auf den Boden geworfen und die Hände über den Kopf gelegt, als erwarte sie, dass die Decke über ihr einstürzte. Vielleicht hatte sie da nicht einmal so Unrecht.
    »Ka … Katie …? Alles in … Ordnung?«
    Stella konnte nicht mit Gewissheit sagen, ob sie die Worte tatsächlich aussprach, geschweige denn, ob sie bei ihrer Freundin Gehör fanden. Noch immer hatte sie dieses Dröhnen in den Ohren und ihr Hals fühlte sich rau an. Vermutlich wegen dem letzten Schreiausbruch.
    »Ja … ja …«, antwortete Katie, während sie sich zögerlich erhob. »Es war nur … ich dachte

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