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760 Minuten Angst

760 Minuten Angst

Titel: 760 Minuten Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schmid
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nachgelassen hatte, begab sich Rick zurück ins Wohnzimmer. Er wollte sich gerade zur Erholung auf das Sofa setzen, als er ein Läuten vernahm. Es erinnerte ihn an die Nadel, welche seinen Kopf durchdrungen hatte. War es die ganze Zeit das Handy von »C« gewesen, das ihn gequält hatte?
    Rick nahm das grüne Mobiltelefon an sich und begutachtete das Display. Er hatte eine Textnachricht erhalten. Sie würde ihn wohl zu seiner zweiten Prüfung bringen. Er war bereit dafür.

    ICH HOFFE DOCH, LIEBER RICHARD, DASS DICH DEINE FREUNDE NICHT ALLZU SEHR BEGRÜSST HABEN UND WENN DOCH, DANN TUT ES MIR AUFRICHTIG LEID. DOCH WAS LERNEN WIR DARAUS, RICHARD? WARUM MUSSTE DIESES LEID ÜBER DICH KOMMEN? AM ENDE WIRST DU HOFFFENTLICH ZEIT HABEN, DIR ÜBER ALL DAS KLAR ZU WERDEN, DOCH NUN MUSS ICH DICH ERNEUT AUF REISE SCHICKEN. FOLGE DEM PFAD DER KIRCHE ZUR RICHTBANK DER SÜNDER. AUF DIESEM WEG WIRD DIR MEIN ZEICHEN DAS ZIEL OFFENBAREN. ICH WARTE MIT DEINEN LIEBSTEN AUF DICH. »C«

    »C« hätte gar nicht so weit ausholen müssen. Rick kannte sich in Regensburg und der näheren Umgebung bestens aus. Er kannte die meisten Straßennamen auswendig und daher war dieses neue Rätsel für ihn ein Kinderspiel.
    Er steckte das grüne Handy ein und ging mühselig ins Schlafzimmer, um sich ein frisches, schwarzes T-Shirt überzuziehen. Dann verließ er die Wohnung, um »C« einen Besuch abzustatten.
    Er konnte es kaum erwarten.

    Sie öffnete die Augen.
    Im ersten Moment kam Valentina alles wie ein ganz normaler Morgen vor. Als hätte sie gerade ihren Wecker gehört, ihn im Halbschlaf ausgeschalten und sich nun dazu aufgerafft, die Augen zu öffnen. Doch diese Illusion währte nur wenige Sekunden. Dann kam die grausame Realität an die Oberfläche.
    Und mit ihr der Schmerz!
    Wie ein Film im Schnelldurchlauf drangen die Erinnerungen an ihr Werk zurück in ihre Gedanken und ließ sie verstehen, was passiert war. Was Valentina getan hatte … bis zum Schrei.
    Ich muss wohl ohnmächtig geworden sein.
    Valentina hatte keine Erinnerungen mehr daran. Als Letztes war ihr nur der Schrei geblieben. Sie wusste ebenso wenig, wie lange sie bewusstlos war. Andererseits gab es eine ganz andere Sache, die ihr mehr Sorgen bereitete.
    Was wohl mit meinem Auge ist?
    Zum Schmerz gesellte sich nun die Angst. Valentina war versucht, über ihre linke Gesichtshälfte zu streifen, ließ aber von der Idee ab. Zu groß war die Furcht vor weiteren Qualen … und der Wahrheit.
    Ich will es nicht wissen … ich will es nicht wissen … oh Gott … bitte … ich will es doch gar nicht wissen.
    Warum ich … Warum … ich?
    Tränen kullerten über ihre Wangen und das Brennen breitete sich auf der linken Gesichtshälfte aus. Es war unbeschreiblich und kaum auszuhalten. Valentina schrie sich die Schmerzen aus dem Leib, doch es wurde nicht besser. Es würde nie mehr besser werden. Sie war in einem Alptraum gefangen, aus dem es kein Entrinnen gab.
    Dann kehrte Stille ein.
    Als hätte man Valentina ausgeschaltet, verstummte ihr Schrei, versiegten ihre Tränen und stoppten die Gedanken. Alles was blieb, war die Stille … mitsamt der Leere.
    Valentina begriff, dass sie gar keine andere Wahl hatte, als weiterzumachen. Sie konnte noch so viel schreien, weinen oder sich Gedanken machen, am Ende würde es doch nichts an der Tatsache ändern, dass sie eine Gefangene des Spielleiters und seiner Schnitzeljagd war.
    Ich kann nicht gewinnen.
    Die Erkenntnis kam mit vier Worten, die so erschütternd waren, dass Valentina am liebsten mit allem Schluss gemacht hätte. Doch das konnte sie nicht. Denn es gab Sarah, ihre beste Freundin, die in den Fängen des Irren war. Valentina konnte sie nicht im Stich lassen. Dazu war sie nicht fähig.
    Doch was jetzt?
    Was kann ich tun?
    »C« hatte ihr keine neue Nachricht zukommen lassen, zumindest hatte Valentina diesbezüglich nichts mitbekommen. Was sollte sie jetzt also machen? Einfach hier sitzen und abwarten?
    Sie brauchte nicht lange auf eine Antwort zu warten, denn es war ihr Körper, besser gesagt ihre linke Gesichtshälfte, die sich erneut bemerkbar machte. Valentina hatte es doch tatsächlich geschafft, diese Schmerzen für einen Bruchteil von Minuten auszublenden. Doch nun fühlte es sich an, als würde all die aufgestaute Qual auf einmal zurückkehren.
    Ohne länger darüber nachzudenken, stand Valentina auf und ging in das kleine Badezimmer. Sie schritt auf das Waschbecken zu und holte den Korb mit den Arzneimitteln aus dem Unterschrank

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