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760 Minuten Angst

760 Minuten Angst

Titel: 760 Minuten Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schmid
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Kollateralschaden vermeiden. Doch es ging nicht mehr anders. Jakob hatte sich entschieden. Ich reagierte lediglich darauf.
    Nachdem alles hochgefahren war, startete ich das Navigationsprogramm der Spieler und überflog kurzerhand die aktuellen Positionen. Alles war im grünen Bereich, bis auf die Tatsache, dass sich Benjamin bereits wieder in seiner Wohnung befand. War er etwa mit seiner Prüfung fertig? So schnell? Ungewöhnlich.
    Doch bevor ich mich diesem Spieler widmen konnte, musste ich Valentina kontaktieren. Laut der Verfolgung ihrer Bewegungen befand sie sich weiterhin in Sarahs Wohnung. Sie sollte nun mit ihrer ersten Prüfung fertig sein. Es war an der Zeit, auch sie auf die zweite Prüfung vorzubereiten.
    Ich nahm mein Mobiltelefon zur Hand und wählte Violett. Unser Gespräch war kurz und verlief genauso, wie ich es wollte. Allgemein lief es bei den Frauen wesentlich unkomplizierter als bei den Männern. Doch genug davon. Es wurde Zeit, dass er sich weiter um seine »Spielfiguren« kümmerte. Einer nach dem anderen.
    Und mit Benjamin würde er anfangen!

19:54 Uhr, noch 638 Minuten bis zum Ende der Angst

    Noch vor kurzem hatte sie sich so viele Gedanken um ihre Füße, Schuhe und Schmerzen gemacht. Jetzt, ihr unbekannte Zeit später, verlor sie nicht eine Sekunde daran. Es hatte keine Bedeutung mehr.
    So vieles hatte in den letzten Stunden an Sinn verloren, war völlig aus ihrem Leben gelöscht worden, als hätte es nicht existiert. Doch obwohl sie sich dem völligen Nichts hingeben wollte, machte sie weiter, da es um das Leben ihrer Omi ging.
    Es war schon grotesk, wie wenig ihr eigenes Leben noch Priorität hatte. Die Sache mit Katie, ihrer Wohnung, der Explosion und dem Feuer hatten nicht nur einen Teil ihres Lebens zerstört, sondern auch ihrer Seele. Obwohl man es Stella nicht ansah, war ein großes Stück ihrer selbst bereits gebrochen und es war fragwürdig, ob es je heilen würde.
    Doch genug der Gedanken und der Ergründung des »Warum«. Nun stand sie hier, auf dem Nonnenplatz, ihre Schuhe dabei in der rechten Hand und hielt Ausschau nach dem Stern, der von »C« in seiner Textnachricht erwähnt wurde. Noch hatte sie ihn nicht gefunden.
    So blieb Stella nichts übrig, als der Straße auf dem Bürgersteig zu folgen. Ihr Blick wanderte dabei wie unter Strom von einer Seite zur anderen und obwohl es im Sekundentakt passierte, nahmen ihre müden Augen den Großteil an Informationen wahr. So vergingen gerademal zwei Minuten, bis Stella vorm Ziel ihrer erneuten Reise stand. Am Ort ihrer zweiten Prüfung.
    Die Nachricht von »C« war tatsächlich wörtlich zu nehmen. Den Nonnenplatz zu finden, war für Stella ein Leichtes gewesen und nun sah sie auch den Stern, der silbern auf einer dunkelbraunen Haustür prangte.
    Das Einfamilienhaus war heruntergekommen und wirkte dadurch verlassen. Der »Stern« war ein Drahtgeflecht, wie man es oft in der Weihnachtszeit als Dekoration sah. Anscheinend hatten die Vorbesitzer ihr Haus um die Weihnachtszeit aufgegeben und sich nicht mehr die Mühe gemacht, den Schmuck abzuhängen.
    Stella war es egal. Alles was zählte, war die Tatsache, dass sie ihren Bestimmungsort gefunden hatte und die zweite Prüfung auf sie wartete. Ihr Verstand hatte schon vor einiger Zeit begriffen, dass es keinen Ausweg gab und so hatte dieser vor »C« kapituliert. Sie würde alles tun, was er von ihr verlangte. So waren die Spielregeln.
    Als sie zur Haustür schritt, sah sie sich kurz in der Nachbarschaft um, ob sie eventuell beobachtet wurde. Niemand war zu sehen. Obwohl Stella keine Ahnung hatte, ob die Haustür offen war, hatte sie diesbezüglich keine Zweifel. Warum sollte »C« sie herführen und dann den Zutritt verweigern?
    Und so war es dann auch.
    Die Tür ließ sich ohne Probleme öffnen und Stella trat in das Innere. Das Haus war tatsächlich verlassen und wie bereits in ihrer eigenen Wohnung gab es auch hier keine Anhaltspunkte, wie Stella nun vorgehen sollte. »C« liebte es anscheinend, seine Spieler durch die Ungewissheit in den unbeschreiblichen Wahnsinn zu treiben. Bei Stella funktionierte dieser Wunsch hervorragend, zumindest für den Teil ihres Verstandes, der noch intakt war.
    Da ihr nichts anderes übrig blieb, ging Stella mit rationaler Sicht an die Sache heran und beschloss, das Haus systematisch abzuklappern, bis sie einen Hinweis von »C« fand. Schließlich war es bei der ersten Prüfung nicht anders verlaufen.
    So folgte Stella dem schmalen Gang und fand sich

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