760 Minuten Angst
Ohr.
»Guten Abend, liebe Valentina. Ich hoffe, du hast die erste Prüfung weitestgehend überstanden?«
Sie wollte antworten, doch ihre Stimme versagte.
»Nun gut, Valentina. Du musst auch nicht antworten, denn ich werde bald mit eigenen Augen sehen, ob du meiner Anweisung Folge geleistet hast. Kommen wir also zur zweiten Prüfung. Schließlich wollen wir Sarah nicht unnötig warten lassen, nicht wahr?«
»Geht … geht es Sarah gut«, stotterte Valentina. Ihre Stimme klang brüchig und schwach.
»Aber sicher doch. Solange du genau das machst, was ich von dir verlange, wird ihr nichts geschehen. So sind die Spielregeln.«
»Was … was muss ich tun?«
»Du wirst dich nun zum Haus deiner Eltern begeben. Dort wirst du sämtliche Informationen bezüglich der zweiten Prüfung erhalten. Ich zähle auf dich, Valentina … und Sarah auch.«
Dann legte »C« auf und ließ Valentina mit einem sich ewig wiederholenden Piepton allein. Ihre Gedanken rasten und doch dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis sich ihr Körper in Bewegung setzte und Valentina sich auf den Weg zu ihren Eltern machte.
Die nächste Prüfung wartete bereits auf sie.
Emilie hatte sich in den Schlaf geweint.
Ihr Körper lag angezogen auf dem weißen Bettlaken, während ihr Haupt sich tief in das Kopfkissen vergrub. Sie glich einem Fötus im Mutterleib und die Angst war ihr bis in die Träume gefolgt.
Doch Alpträume waren immer noch besser als die bittere Realität, denn zumindest konnte sie aus der Scheinwelt erwachen. Vor der Realität gab es jedoch kein Entkommen. Sie dauerte ewig, zumindest bis zu dem Moment, wo Gott Mitleid haben und sie erlösen würde.
Ich schloss die Tür und ließ mich erst mal tief in den Fahrersitz sinken. Nun hatte auch das letzte »Paket« seinen Platz auf der Ladefläche gefunden und ich war bereit, mich zum neuen Schauplatz zu begeben. Doch bevor ich es schaffte, den Zündschlüssel herumzudrehen, klingelte abermals das Telefon in meiner Hosentasche.
Das »Trio« meldete sich zu Wort.
»Alles erledigt?«
»Sicher. Der schläft jetzt erst mal ne Runde«, antwortete der Anführer.
»Sehr schön. Das Geld liegt wie versprochen für euch bereit. Wenn ihr die Wohnung verlasst, befinden sich rechts von euch, zwei Häuser weiter, drei Papiertonnen. In der mittleren werdet ihr einen beigefarbenen Umschlag vorfinden. Darin liegt eure Entlohnung.«
»Danke. Die ganze Sache hat so viel Spaß gemacht, da hätten wir es fast umsonst getan.«
Der Vollidiot lachte dreckig und ich konnte nicht anders, als angewidert den Kopf zu schütteln. Manchmal war dieses Übel einfach notwendig. So war nun mal das Leben.
»Gut. Sobald ihr das Geld habt, nehmt ihr das Telefon und zerstört es. Wir werden uns nicht mehr sprechen.«
Und so legte ich auf und genoss noch einmal die Ruhe vor dem Sturm. Obwohl einiges aus dem Ruder lief, war zumindest das große Ganze noch intakt. Richard hatte seine erste Prüfung hinter sich und so schickte ich ihm die vorbereitete SMS bezüglich seiner zweiten Prüfung. Jetzt hatte ich erst mal andere Dinge zu erledigen.
Ich startete daher den Motor und fuhr zum zweiten Spielort. Es war kein langer Weg und doch konnte ich währenddessen die Ereignisse noch einmal Revue passieren lassen. Dazu zählten sowohl die der Vergangenheit als auch der Zukunft. Am Ende würde alles nach Plan laufen, soviel stand fest.
Das Garagentor schwang auf, ich fuhr den Transporter ins Innere und schloss daraufhin das Tor. Als würde ich täglich nichts anderes machen, schleppte ich die ersten beiden »Pakete« zu ihrem Bestimmungsort. Sie schliefen tief und fest, als ich mein Handy in die Hand nahm, um Jakob eine neu verfasste Textnachricht zukommen zu lassen. Es war an der Zeit, dass er zu mir kam.
Nachdem das erledigt war, konnte ich die restlichen beiden »Geschenke« an ihrem Bestimmungsort drapieren. Auch ihr Besitzer würde bald eintreffen und sich seiner Prüfung stellen. Doch bis dahin blieb mir noch ein wenig Zeit, die ich in meinem Zimmer verbringen wollte.
Der Raum war bis auf einen Schreibtisch, einen Drehstuhl, einem Computer und vier Bildschirmen vollkommen leer und verdunkelt. Allein eine kahle Glühlampe erhellte den sonst so finsteren Raum. Ich setzte mich, schaltete den Computer ein und betrachtete die einzelnen Monitore.
Es war tatsächlich alles vorbereitet. Selbst der Ausweichplan für Jakob war bereit. Warum musste sich dieser auch für den schwierigen Pfad entscheiden. Wie sehr wollte ich
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