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760 Minuten Angst

760 Minuten Angst

Titel: 760 Minuten Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schmid
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allein an Jake, der Aufforderung nachzukommen, um seine Familie zu retten. So lauteten die Spielregeln der Schnitzeljagd. Das hatte Jake endgültig begriffen.
    »Schatz … ich … ich versteh immer noch nicht …«
    »Ja, Liebes … ich weiß …«, antwortete Jake in einem solch ruhigen Ton, dass er es selbst nicht glauben konnte.
    Aber irgendetwas war im Laufe der Schnitzeljagd mit ihm geschehen und nun war es für Jake selbstverständlich, »Cs« Aufforderung nachzukommen und sich der Prüfung zu stellen. Sein Wille war zum Gesetz geworden.
    Ohne seiner Frau eine Antwort oder richtige Erklärung zu geben, stand Jake auf, wandte sich mit gesenktem Haupt von seiner Familie ab und steuerte geradewegs auf den Karton in der Mitte des Raumes zu. Vor lauter Aufregung um seine bewusstlose Frau und Tochter war ihm dieses Detail genauso entgangen wie zuvor der einfache Lautsprecher.
    Doch nun, als alles gesagt schien, seine Familie wohlauf war und »C« ihm seine Prüfung auferlegt hatte, war es Jake, als hätte er sämtliche Zeit der Welt, um sich in Ruhe auf alles vorzubereiten. Auch wenn die letzten Sätze vom Spielleiter ihm weiterhin im Kopf herumschwirrten.
    Die Anweisung befindet sich in dem Karton hinter euch. Sobald ihr sie gelesen habt, bleiben euch maximal fünf Minuten für die Entscheidung. Viel Glück.
    Der einfache Karton lag nun vor ihm. Es war einer dieser Umzugskartons, auf dem die Faltanleitung abgedruckt war und der zudem ein paar freie Stellen zur eigenen Beschriftung aufwies. »C« hatte diese für eine ganz besondere Nachricht genutzt. In seiner gewohnten Handschrift stand dort geschrieben.
    Willkommen zum Auftakt … deiner ganz persönlichen Hölle.
    »C« hatte ihn bereits mehrmals darauf hingewiesen, dass sein Verstoß bei der ersten Prüfung schwere Konsequenzen nach sich ziehen würde und je länger Jake Teil der zweiten Prüfung war, desto mehr glaubte er den Worten des Psychopathen. Angst reichte schon lange nicht mehr, um das Gefühl zu beschreiben, dass seinen Magen regelrecht traktierte.
    Am liebsten hätte er sich an Ort und Stelle übergeben, doch noch musste er sich zusammenreißen. Schließlich kannte er nicht einmal die Aufgabe an sich. Es wurde Zeit, dass er sich ihr stellte. Er durfte nicht noch einmal davonlaufen.
    »Schatz … was machst du denn da?«
    Jake nahm zwar die Worte seiner Frau wahr, ohne jedoch ihre Bedeutung zu verstehen. Er tat alles nur, um seine Familie zu beschützen und doch war gerade diese der Punkt, den er gerade am wenigsten gebrauchen konnte. Nun zählte allein die Nachricht auf dem Karton vor ihm.
    Es lag eine ihm sehr bekannte Postkarte darauf. Sie war beigefarben und handschriftlich stand sein voller Name darauf geschrieben. JAKOB.
    Daneben lag eine Fertigspritze mit einer farblosen Lösung darin. Obwohl sich Jake bereits denken konnte, was »C« mit ihm vorhatte, waren diese Gedanken noch meilenweit von der grauenhaften Wahrheit entfernt … wie er gleich selbst feststellen würde.
    Ein eiskalter Schauer durchlief seinen Körper und wie unter Strom wandte sich Jake herum, nur um festzustellen, dass der Auslöser die Hand seiner geliebten Frau war, die sie ihm auf die rechte Schulter legte. Zusammen mit Mira war sie zumindest für Jakes Ohren lautlos an ihn herangetreten.
    »Ist das unsere Aufgabe?«, fragte Leila ebenso gelassen wie kurz zuvor ihr Mann, obwohl ihr innerlich zum Schreien und Heulen zumute war. Der Zeigefinger ihrer rechten Hand zeigte dabei auf die Postkarte und der Spritze.
    Jake nickte und antwortete mit einem monotonen »Ja.«
    »Soll ich sie öffnen?«, fragte Leila ohne Gefühl in der Stimme.
    »Nein … Liebes … ich … ich muss das tun.«
    Die Worte kamen ihm schwer über die Lippen und immer wieder musste er zwischen ihnen tief Luft holen, als würde sie ihm neue Kraft geben.
    »Ich bin bei dir«, sagte Leila und festigte den Griff ihrer linken Hand auf Jakes Schulter.
    Bevor er sich an den Umschlag wagte, legte er seine linke Hand über die seiner Frau und drückte sie wenige Sekunden so fest er konnte, ohne ihr wehzutun. Auch wenn er nicht mehr alleine war, gerade jetzt, in diesem Moment, fühlte er sich so verlassen wie noch nie zuvor in seinem Leben.
    Wie in Trance griff seine rechte Hand nach der Postkarte des Grauens und führte sie zu seinem Gesicht. Kaum hatte diese seinen Lesebereich betreten, wurde sie herumgedreht und Jakes Augen konnten den kurzen Text in sich aufnehmen und in seinem Gehirn verarbeiten.
    Dann brach

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