760 Minuten Angst
treffen?«
» Das nennst du ein Treffen? Du versteckst dich immer noch wie ein Feigling!«
»Es ist eben noch nicht an der Zeit, dass wir uns persönlich gegenüberstehen, lieber Richard. Aber glaube mir, wenn ich dir sage, dass wir uns am Ende der Schnitzeljagd tatsächlich treffen werden.«
»Freu dich darauf, denn es wird dein letztes Treffen sein.«
»Wenn du meinst«, erwiderte »C« gelangweilt. »Aber bis dahin liegen noch zwei Prüfungen vor dir und eine davon hältst du zum Teil bereits in Händen.«
Von Hass getrieben hatte Rick tatsächlich für einen Augenblick seine beiden Lieblinge vergessen. Doch nun, wo »C« sie erwähnte, kam zur Wut noch Schuld und Sorge dazu. Wo seine Stimme gerade noch voller Kraft war, glich sie nun einer gebrochenen Seele.
»Was hast du mit ihnen gemacht, »C«?«
»Keine Sorge, Richard. Ich habe sie natürlich nicht getötet. Wie du vielleicht schon festgestellt hast, werden sie langsam wieder wach. Es sollte nicht mehr lange dauern, dann werden sie alles wahrnehmen. Nur ihre Körper werden noch etwas länger gelähmt sein. Extra für dich, lieber Richard, damit du dich bei deiner nächsten Aufgabe etwas leichter tust.«
»Was zum Teufel meinst du damit?!«, brüllte Rick wieder in seiner gewohnt aggressiven Art und Stimmlage.
»Alles mit der Ruhe, Richard. Aber wenn du es nicht mehr erwarten kannst, bitteschön.
Deine zweite Aufgabe, lieber Richard, besteht darin, die Axt in der Ecke hinter dir an dich zu nehmen und …«
»Du verlangst also von mir, dass ich meine Lieblinge töte?!«, unterbrach Rick den Spielleiter. Er war außer sich.
»Aber nicht doch, Richard. Ich bin doch kein Unmensch. Außerdem wäre ich dir sehr verbunden, wenn du mich beim nächsten Mal ausreden lassen würdest. Einverstanden?«
»Was willst du dann?!«, fragte Rick weiterhin brüllend.
»Ganz einfach, Richard. Ich möchte, dass du mit der Axt drei Glieder abtrennst. Wo ist mir dabei völlig egal. Nur muss bei der Abtrennung das Opfer noch am Leben sein. Sobald du das erledigt hast, kann die dritte und letzte Prüfung beginnen.«
»Wie bitte?!« Rick konnte nicht glauben, was er da hörte. »Ich soll ihnen Glieder abtrennen?! Wie krank und wahnsinnig bist du eigentlich?! Außerdem dachte ich, am Ende würde ich das Leben meiner Liebsten retten! Wieso muss ich ihnen jetzt wehtun?!«
»Weil sie nicht der Gewinn sind, lieber Richard. Ganz einfach.«
»Aber wer …«
Doch Rick kam nicht mehr dazu, seine Frage zu Ende zu stellen. »C« war gerade dabei, sich zu verabschieden.
»Viel Glück.«
Ein Rauschen signalisierte ihm, dass »C« den Lautsprecher abgeschaltet und ihn dadurch mit seiner Prüfung allein gelassen hatte. Seine Gedanken rasten noch immer mit Lichtgeschwindigkeit durch seinen Kopf. Er konnte einfach nicht fassen, was gerade passierte. Das alles konnte nicht sein. Unmöglich!
Erst jetzt bemerkte Rick das leichte Zucken in seinen Armen, das durch Klara verursacht wurde, die fieberhaft versuchte, ihren betäubten Körper zu bewegen. Weinend betrachtete er seine Königin und flüsterte ihr aufmunternd zu, als wäre sie ein kleines Baby, das gerade weinte.
»Psssst … meine Königin. Alles in Ordnung. Schlaf noch ein wenig. Ruh dich aus und dann, wenn du wieder aufwachst, wird alles vorbei sein.«
Doch es würde nicht vorbei sein. Es hatte gerade erst begonnen und Rick hatte keine Ahnung, wie er »Cs« Prüfung überstehen sollte. Er verlangte tatsächlich von ihm, seinen beiden Lieblingen Gliedmaßen abzutrennen. Allein die Vorstellung ließ sein Herz bedrohlich schneller schlagen, wodurch sich Schweiß auf seiner Stirn bildete.
Ich kann das nicht. Ich kann doch Rocko und Klara keine Körperteile abtrennen! Ich bin kein Irrer und kein Tierquäler! Außerdem sind sie alles, was ich habe.
Doch irgendwie war sich Rick da nicht mehr so sicher. Vor allem nicht nach »Cs« letzten Worten.
Weil sie nicht der Gewinn sind, lieber Richard. Ganz einfach.
Was hat »C« damit gemeint? Wenn nicht meine Haustiere der Gewinn sind, wer dann? Wenn zum Teufel hat »C« noch in seiner Gewalt?!
Seine linke Hand ließ von Klara ab und schlug mit voller Wucht auf den Boden ein. Rick konnte und wollte nicht mehr. Die erste Prüfung hatte ihm schon einiges abverlangt, aber was »C« jetzt von ihm verlangte, war einfach nur grauenvoll. So etwas konnte er nicht tun. Egal für wen.
Und wenn es Karo ist?
Der Gedanke schoss wie ein Pfeil durch seinen Kopf. Seine Augen weiteten sich und sein
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