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77 Tage

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Titel: 77 Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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berichten zu können, hätte sie diese im Alter von neun Jahren beginnen müssen.
    Blieb Muskel-Mona, die Freizeitlyrikerin, übrig. Tatsächlich passte sie bei genauerer Betrachtung überraschend gut zu Bellas Beschreibung. Sie war kräftig gebaut, sprach so gut wie nie und irgendwie blond konnte man sie auch nennen – wenn auch kurz und wollig wie ein schlecht getrimmter Pudel.
    Erstaunt setzte ich mich auf.
    Konnte das sein?
    Versteckte sich Mona hinter Bella?
    Hm. Irgendwie musste sich das doch herausfinden lassen.
    Doch wen fragte ich? Wem außer Gülcan hatte sie sich noch anvertraut?
    In Bezug auf die Eheprobleme niemanden, aber eine Schwangerschaft teilte man doch gewöhnlich dem Arbeitgeber mit. Elsbeth van Pels war als Leiterin mehrerer Zweigstellen zu weit entfernt. Teamleiterin Anna Willms war die direkte Vorgesetzte und mit Sicherheit informiert. Leider war sie viel zu korrekt, um den Datenschutz zu missachten. Aber mir fiel noch jemand ein, der Bescheid wissen musste.
    »Hört auf, eure arme Auftraggeberin abzuzocken, und gebt zu, dass ihr das Ding nicht lösen könnt«, stichelte Staschek noch mal.
    »Wir lösen das Ding«, gab Danner zurück.
    Staschek prustete sein Bier über den Tisch: »Wenn ihr den Fall doch noch auf die Reihe kriegt, zahl ich diesen Monat eure Rechnung bei Molle.«
    »Dann fang schon mal an zu sparen«, riet ich ihm.
    Staschek stellte sein Glas hin und verschränkte spöttisch die Arme vor der Brust. »Wie willst du den Fall lösen, wenn eure Auftraggeberin euch morgen früh feuert?«
    »Bens Termin mit Elsbeth van Pels ist erst um neun. Ich kann also morgen früh um sechs noch einmal zur Frühschicht antreten.«
    Tag 53
    BELLAS BLOG:
    MONTAG, 20.20 UHR
    In Zukunft werde ich kämpferischer sein. Und weniger neurotisch. Eine neue, mutige Bella. Die ihre Probleme anpackt und löst.
    Das ist schwerer als gedacht.
    Mit knirschenden Zähnen steigt Mario zurzeit über Schuhe und Staubsauger hinweg. Nicht ein einziges Mal hat er mich heute beschimpft. Deshalb habe ich versucht, mein Problem mit Sina anzupacken.
    Dem stand das Telefon im Weg. Eine geschlagene Stunde bin ich um den Apparat herumgeschlichen. Wörtlich habe ich mir überlegt, was ich sagen würde. Danach habe ich es aufgeschrieben.
    Erst würde ich mich für die Störung entschuldigen, sozusagen vorbeugend. Entschuldige die Störung beim Gespräch mit deinem PC. Beim Sex mit Dieter. Beim Plätzchenbacken.
    Schließlich habe ich tatsächlich angerufen.
    Sechs Freizeichen. Dann ging Sina ran.
    Ich habe gesagt, was ich aufgeschrieben hatte.
    »Hi, Sina, hier ist Bella. Ich hoffe, ich störe nicht. Ich muss dir was erzählen. Kann ich vorbeikommen?«
    Und sie hat geantwortet, was ich mir vorgestellt habe. Genau, was ich mir vorgestellt habe. Trotzdem bin ich nicht darauf gefasst gewesen.
    »Ach, Bella, heute ist schlecht. Wir wollen ins Kino. Ich ruf dich morgen an, Süße. Okay?«
    Mir fiel keine Antwort ein. Ich hatte keine vorbereitet. Außerdem hatte sie schon aufgelegt.
    Seitdem fühle ich mich scheiße. Dabei war die Aktion kein totaler Reinfall. Ich habe angerufen. Immerhin. Ich habe nicht gestottert. Ich habe gesagt, was ich sagen wollte. Und Sina hat sogar geantwortet, wie ich es erwartet habe.
    Aber wie gesagt, ich habe nicht damit gerechnet. Nicht wirklich.

29.
    Samstagmorgen saß ich also wieder mit baumelnden Beinen auf dem schmalen Bänkchen in der engen Umkleide vom Pflegedienst Sonnenschein.
    Die unangenehme Aufgabe, Elsbeth van Pels über den Stand unser Ermittlungen zu unterrichten, übernahm Danner allein. Ich rechnete nicht damit, dass sie uns trotz der bisherigen Ergebnislosigkeit weiter beschäftigen würde.
    Voraussichtlich war die vor mir liegende Samstagmorgenschicht also unsere letzte Chance, die Ursache für die erhöhten Todesfallzahlen herauszufinden.
    Und ich setzte alles auf eine Karte, die mehr eine vage Hoffnung als eine konkrete Spur war.
    »Hallo, Liliana!« Hedi Sundermann deponierte ihre Handtasche sorgfältig in ihrem Spind. Dann richtete sich die große Altenpflegerin auf, fast ganz. Sie grinste. »Was ist? Kommst du noch mal mit mir? Oder hast du genug vom Kofferschleppen?«
    »Der wiegt doch nichts.« Ich sprang auf.
    Dass die Bloggerin Bella als rachsüchtiger Todesengel unterwegs war, war hoch gepokert. Aber mit Hedis Hilfe würde ich zumindest Bellas Identität klären können, denn Hedi musste als stellvertretende Teamleitung über Schwangerschaften informiert sein. Und seit wir

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