8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge
auszusprechen, als Napoleon sie sanft mit dem Rüssel anstieß und sie daran erinnerte, daß auch er auf diese Weise entstanden war.
Das Gebäude ›zweiter Tag‹ betraten sie nicht. In ihm hielten sich B’na Kreeth und die Angehörigen seiner Rasse auf.
»Wir müßten in diesen Räumen umkommen, Sie verstehen«, erklärte Blakesly. Van Vogel nickte. Seine Frau eilte weiter. Sie wollte keine Marsianer sehen, nicht einmal hinter dickem Plastiglas.
Die nächsten Gebäude waren auf die planmäßige Weiterentwicklung und Produktion von Arbeitern ausgerichtet. Im ›dritten Tag‹ wurden die Anthropoiden in verschiedene Gruppen geteilt, je nach Art der Arbeit, die sie später verrichten mußten. Im ›vierten Tag‹ befanden sich ganze Reihen von Brutkästen, in denen die Arbeiter serienmäßig fertiggestellt wurden. Blakesly erklärte, daß man von der natürlichen Geburt abgekommen sei. »Unsere Methode gestattet eine genaue Kontrolle der verschiedenen wichtigen Merkmale, wie beispielsweise der Größe, und erspart uns außerdem die Arbeitskraft der Arbeiterinnen.«
Martha van Vogel war entzückt, als sie den ›fünften Tag‹ betraten. Es war die Anthropoiden-Kinderstube, wo die kleinen Kerle sprechen lernten und an ihre spätere Stellung im gesellschaftlichen Leben gewöhnt wurden. Sie sortierten Knöpfe, gruben Löcher in Sandhaufen und mußten sonstige leichte Aufgaben erfüllen. Als Belohnung für schnelle und saubere Arbeit gab es Zuckerstückchen.
Im ›sechsten Tag‹ wurde die Erziehung der Jungen vollendet. Jeder der Schüler mußte sich mit genau der Arbeit beschäftigen, die er später im Leben ausführen würde. Haushalt- und Gartenarbeiten, besonders aber auch landwirtschaftliche Tätigkeiten wie Säen, Unkrautjäten und Ernten standen im Vordergrund.
»Ein Farmer, der drei Neoschimpansen beschäftigt, kann genauso viel Gemüse anbauen wie früher mit einem Dutzend Landarbeitern.« Blakesly lächelte strahlend. »Und unsere Anthropoiden lieben die Arbeit, wenn ihre Ausbildung vollendet ist.«
Sie bewunderten die nahezu unglaublichen Leistungen, die die Gorilla-Anthropoiden vollbrachten und betrachteten die kleinen Neokapuziner, die in den höchsten Baumwipfeln saßen und Obst pflückten. Dann gingen sie weiter zum ›siebenten Tag’. Dieses Gebäude wurde zur Umwandlung von Genen auf radioaktivem Weg verwendet und befand sich daher etwas abseits von den anderen. Sie mußten einen Umweg machen, da die Schienenverbindung gerade repariert wurde, und kamen ganz zufällig an den Verschlagen und Baracken der Arbeiter vorbei. Einige der Anthropoiden versammelten sich am Drahtzaun und riefen sie an.
»Sigrett! Sigrett! Bitte, Missi, bitte Boß! Sigrett!«
»Was sagen sie?« erkundigte sich Martha van Vogel.
»Sie betteln um Zigaretten«, erklärte Blakesly verärgert. »Sie wissen, daß sie es nicht tun dürfen, aber sie sind wie die kleinen Kinder. Na – ich werde ihnen schon helfen!« Er ging an den Drahtzaun und rief einen älteren Anthropoiden: »He, Strawboß!«
Der angeredete Arbeiter trug zusätzlich zu dem hier üblichen kurzen Leinenkittel eine verschmutzte Armbinde. Er drehte sich um und schlurfte auf den Zaun zu.
»Strawboß«, befahl Blakesly, »bring die Kerle weg von hier!«
»Okay, Boß«, nickte der Alte und wandte sich fauchend an die nächststehenden Artgenossen. »Verdrückt euch, ihr Kerle. Los, haut ab!«
»Aber ich habe doch Zigaretten«, protestierte Mistreß van Vogel. »Und ich würde ihnen gern ein paar geben.«
»Es hat keinen Sinn, sie zu verhätscheln«, erklärte der Manager. »Wir haben ihnen beigebracht, daß Luxus nur durch harte Arbeit erreicht werden kann. Ich muß mich für meine schlechten Schüler entschuldigen. Aber wenn sie alt werden, vergessen sie einfach ihre Manieren.«
Sie gab keine Antwort, sondern ging weiter den Zaun entlang bis zu einem alten Schimpansenarbeiter, der sich gegen das Maschengitter preßte und sie mit sehnsüchtigen Augen anstarrte. Er erinnerte sie an ein Kind, das vor den unerschwinglichen Kostbarkeiten eines Bäckerladens steht. Da er an den Betteleien seiner Kameraden nicht teilgenommen hatte, hatte ihn der Aufseher auch nicht vertrieben.
»Willst du eine Zigarette?« fragte sie ihn.
»Bitte, Missi.«
Sie zündete ihm eine an. Er nahm sie geschickt, sog genußvoll den Rauch ein und stieß ihn langsam wieder durch die Nasenlöcher aus.
»Danke, Missi. Ich Jerry.«
»Freut mich, dich kennenzulernen, Jerry. Wie geht es
Weitere Kostenlose Bücher