8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge
lästig. Und je länger die beiden Schwestern kneteten und massierten, desto mehr revoltierte mein Inneres dagegen.
»Hören Sie auf!« rief ich der Frau zu meiner Rechten scharf zu.
Sie hielt ein, lächelte freundlich und ein wenig unsicher, und knetete weiter.
»Aufhören!« schrie ich und stieß sie zur Seite. Unsere Blicke trafen sich. Sie schien verletzt zu sein, wenn auch das berufsmäßige Lächeln immer noch um ihre Lippen spielte.
»Ich meine es im Ernst«, fügte ich hinzu.
Immer noch zögerte sie und sah unsicher ihre Partnerin an.
»Sie auch«, erklärte ich der anderen. »Ich habe genug.«
Sie unterbrach nicht für einen Augenblick ihren Rhythmus. Ihre Partnerin nahm sich ein Beispiel daran und kehrte an meine rechte Seite zurück.
Sie begann von neuem mit der Massage. Ich streckte den Arm aus und stieß sie diesmal stärker zurück. In dem Fettpolster steckte mehr Kraft, als ich vermutet hatte. Die kleine Frau stolperte und fiel hin.
Niemand im Zimmer rührte sich. Man starrte von der am Boden Liegenden zu mir. Die Unterbrechung war nur kurz. Dann nahmen die Schwestern ihre Arbeit wieder auf. Ich schob auch das Mädchen zu meiner Linken zur Seite, wenn auch etwas vorsichtiger als das erstemal. Die andere hatte sich aufgerafft. Sie weinte und wirkte verstört, aber sie preßte entschlossen die Lippen zusammen und kam wieder auf mich zu.
»Bleibt mir vom Leibe, ihr kleinen Ungeheuer«, sagte ich drohend.
Das half. Sie blieben stehen und sahen einander mit Tränen in den Augen an. Die Aufseherin kam zu mir herüber.
»Was ist los, Mutter Orchidee?« fragte sie.
Ich erzählte ihr, was mich beunruhigte.
»Aber es ist doch alles in Ordnung«, rief sie.
»Nicht für mich. Ich kann und werde es nicht ertragen.«
Sie wußte nicht, was sie darauf antworten sollte.
Hazels Stimme kam aus der anderen Ecke des Zimmers.
»Orchidee ist verrückt. Sie hat uns die ekelhaftesten Dinge erzählt. So etwas kann nur einer krankhaften Phantasie entspringen.«
Die kleine Aufseherin sah sie an und wandte sich dann mit fragend gehobenen Augenbrauen an die anderen. Als die Mädchen nickten und sich vor Ekel schüttelten, drehte sie sich wieder um und warf mir einen abwägenden Blick zu.
»Geht ihr beide und erstattet Bericht«, befahl sie meinen beiden Masseusen.
Sie weinten jetzt beide und gingen mit gesenkten Köpfen hinaus. Die Aufseherin sah mich noch einmal nachdenklich an und folgte ihnen.
Ein paar Minuten später hatten auch die restlichen Schwestern den Raum verlassen.
Wir sechs waren wieder allein. Diesmal unterbrach Hazel das unbehagliche Schweigen.
»Bist du gemein! Die armen kleinen Teufel tun doch nur ihre Arbeit.«
»Ich mag eben diese Art von Arbeit nicht«, erklärte ich.
»Und nur deswegen läßt du es zu, daß sie geschlagen werden? Die armen Dinger. Aber das kommt vermutlich wieder von deinem verlorenen Gedächtnis. Du weißt natürlich nicht, daß die Dienerinnen, die eine Mutter aufregen, geschlagen werden, nicht wahr?« Ihr Ton war sarkastisch gewesen.
»Geschlagen?« wiederholte ich unsicher.
»Ja, geschlagen«, ahmte sie mich nach. »Aber dir ist es ja egal, was mit ihnen geschieht, nicht wahr? Ich weiß nicht, was du während deiner Abwesenheit erlebt hast, aber auf alle Fälle hatte es einen äußerst unangenehmen Einfluß auf dich. Ich mochte dich nie, Orchidee, aber die anderen hielten dir die Stange. Jetzt sieht man ja, wer recht hatte.«
Keine der anderen erwiderte etwas. Offensichtlich teilten sie ihre Meinung.
In diesem Augenblick wurde die Tür geöffnet. Die Aufseherin trat mit einem halben Dutzend Helferinnen ein, gefolgt von einer hübschen Frau von etwa dreißig Jahren. Ihr Anblick erleichterte mich ungemein. Sie war weder zu klein, noch zu groß, noch amazonenhaft. Neben den Krankenschwestern wirkte sie übergroß, aber ich schätzte sie auf höchstens ein Meter sechzig. Eine normale Frau mit hübschen Zügen und kurzem, braunem Haar. Unter ihrem weißen Kittel zeigte sich ein schwarzer Faltenrock. Die Aufseherin hatte Mühe, ihren langen Schritten zu folgen. Sie plapperte etwas von »Wahnvorstellungen« und fügte hinzu: »Sie kam erst heute aus dem Zentrum zurück.«
Die Frau war offensichtlich Ärztin. Sie trat neben mein Bett, während die kleinen Wärterinnen sich eng aneinanderdrückten und mich nicht gerade freundlich ansahen. Die Ärztin steckte mir ein Thermometer in den Mund und zählte meine Pulsschläge. Von beiden Messungen offenbar befriedigt,
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