8 Science Fiction Stories
habe Pläne … Später magst du ihn töten.«
»Ich traue dir nicht!«
»Morgen …«
»Verräterin!« zischte Ystri. »Laß mich hinein! Wenn er erst tot ist, wird genug Verwirrung herrschen, daß wir die Waffen nehmen können, vielleicht auch die Stadt. In Vastaris Namen, laß mich hinein!«
»Nicht heute nacht! Morgen werde ich helfen – töte ihn dann, wenn du kannst. Aber nicht hier.«
»Wo also? Du lügst!«
»Es ist die Wahrheit. Morgen werde ich ihn dir in eine Falle führen. Im Mangrovenwald, einverstanden? Morgen, zur Zeit der Wolkenebbe?«
Ystri blickte sie durch das feine Gitter zweifelnd an. Die Schritte des näherkommenden Postens wurden lauter, aber Ystri zögerte noch einen letzten Augenblick.
»Ist das die Wahrheit? Schwörst du bei Vastari?«
»Idi schwöre. Ich bringe ihn morgen in den Mangrovenwald, damit du ihn tötest, wenn du es vermagst.«
Ystri blickte sie finster an, sah jedoch einen eigentümlichen Ernst auf ihren Zügen, der ihn das Versprechen zögernd annehmen ließ. Dies und der Revolver, der matt im reflektierten Licht schimmerte.
»Morgen also zur Wolkenebbe – oder ihr sterbt beide«, knurrte er, und sein Schatten verschwand lautlos vom Fenster. Quanna blickte ihm nach. Ihre Augen waren ausdruckslos.
»Der Mangrovenwald?« Jamies Stimme war voller Zweifel, aber er lenkte sein Pferd dem aufwärtsführenden Pfad zu. »Dieser düstere Fleck? Bist du sicher, daß du dorthin willst?«
Quanna lächelte ihn unter ihrer smaragdgrünen Kapuze an. »Du sagtest, ich könnte wählen – und es ist unser letzter Ritt zusammen auf der Venus, Jamie, Liebling.«
»Oh, natürlich. Ich bekomme immer nasse Füße dort, aber wenn du meinst.«
»Ich finde, es ist ein liebliches Fleckchen, Jamie. Hör zu, Jamie, ich werde dir etwas vorsingen – ein Abschiedslied.«
Die marsianische Harfe hing an ihrem Sattel. Sie legte sie über ihr grünsamtenes Knie und begann ein leises venusisches Liedchen mit einem melodischen Ausruf am Ende jeder Strophe. Teils sollte es Jamie unterhalten, teils dem verborgenen Ystri von ihrer Ankunft Kunde bringen. Ystri würde sich amüsieren. Auf eine grimmige Art und Weise, denn es war tatsächlich ein Abschiedslied, ein venusisches Klagelied um einen Mann, der sterben sollte.
Der Mangrovenwald lag hoch oben in einem engen Canon über Darva. Jamie und Quanna waren oftmals hier gewesen, dem Vergnügen frönend, die engen, moosigen Wege, die sich über dem Wasser dahinzogen, entlang zu wandern.
Der Wald füllte ein Tal zwischen Gipfeln, durch die sich ein Geäder von Wasserfällen zog, deren Musik im ganzen Tal klang. Aus dem Sumpf mit klarem, dunklem Wasser wuchsen gigantische Mangrovengewächse in Bögen und Säulen und endlosen, grünen Hohlwegen. Die labyrinthartigen Pfade wanden sich in verwirrender Vielfalt über die großen, knorrigen Wurzeln, welche über das Wasser emporragten.
Die gläsernen Flächen ergaben solch ein getreues Spiegelbild, daß der Wald verdoppelt schien – in einem grünen Raum schwebend.
Nicht einmal die venusischen Pferde konnten diese Wege beschreiten. Jamie und Quanna stiegen am Eingang des Canon von ihren Pferden und schritten in den gläsernen Wald hinein. Bis auf Quannas Harfenspiel war alles ruhig. Sie hielt nach Ystri Ausschau. Er würde nicht leicht zu entdecken sein, das wußte sie. Nicht umsonst hatte sie heute ihren grünen Umhang genommen, und er war sicher ebenfalls grün getarnt und in den verwirrenden Bereichen des Waldes fast unsichtbar.
Sie waren ein gutes Stück in das spiegelnde Labyrinth hineingewandert, bevor eine gleitende Bewegung unter den Bäumen Quannas Aufmerksamkeit erregte. Sie war sicher gewesen, daß er allein kommen würde,
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