8 Science Fiction Stories
habe kein Recht, meine Kraft zu schwächen, weil ich eine Frau habe, auf die ich aufpassen muß, wo immer ich auch hingehe …«
»Aber warum mußt du überhaupt gehen, Jamie?« sagte sie sehr sanft. »Was bedeutet ein Mann unter so vielen? Warum bleibst du nicht hier auf der Venus, bei mir?«
Seine schwarzen Brauen trafen sich über seiner krummen Nase. »Wenn ich dir das klarmachen könnte, mein Liebling«, sagte er, »würde es mir halb so schwerfallen, von hier fortzugehen.«
Und so ging es noch eine längere Zek weiter. Für Quanna waren die Worte, die Jamie gebrauchte, oftmals bedeutungslos, ebenso wie die Motive dahinter. Sie fragte sich nachher, warum sie nicht einfach den Dolch hatte sprechen lassen, so wie die Tradition ihr das Recht dazu gab, mit diesem dunklen verbohrten Terrestrier, der so erpicht darauf war, ihr Glück zu zerstören und seins dazu.
Sie debattierten lange und heiß. Sie standen über den Blutflecken im Moos, und der Wald warf gläserne Echos um sie. Als sie sich schließlich heimwärts wandten und den spiegelnden Pfaden folgten, schritt Quanna unterwürfig, das verhüllte Haupt gebeugt, wie es sich für die venusische Frau in Gegenwart ihres Herrn geziemte, aber sie hatte nicht nachgegeben.
Sie würde ihre Pläne ändern müssen; das war alles. Wenn er sie nicht aus freiem Willen mitnahm, würde sie ihn dazu zwingen. Sie würde eben einen stärkeren Hebel in Bewegung setzen, als jenen, der so unerwartet versagt hatte. Denn er wußte und sie wußte, daß sie das Leben nicht nehmen würde, das sie gerade gerettet hatte. Dafür hatte sie Ystri nicht getötet.
Ja, sie würde einen Hebel finden, um Jamie von seinem Kurs abzubringen. Als das blaue Zwielicht über Darva am tiefsten war und die terrestrische Stadt schlief, schritt Quanna die gewundene Treppe hinauf, die zum Dach des Commander-Quartiers führte. Es wurde dunkel, aber sie trug kein Licht. Künstliches Licht ist auf der Venus selten, da es auf der Tagseite keine wirkliche Dunkelheit gibt. Quanna bewegte sich unbeirrt durch die blaue Dunkelheit auf dem Dach.
Sie trug em Bündel dünner, hohler Stäbe unter dem Arm und in einer Hand ein Körbchen mit faulenden Blumen. Der schwere, betäubend süße Duft ihrer Zersetzung ist ein unwiderstehlicher Anziehungspunkt für verschiedene Arten von venusischen Flugwesen, von denen die meisten giftig sind.
Quanna verband die hohlen Stäbe, bis sie eine lange, dünne Stange hatte, um deren oberes Ende sie Kränze der stark riechenden, faulenden Blüten schlang. Trotz der Dunkelheit arbeitete sie zielsicher. Darva lag still und ruhig zu ihren Füßen. Von den Bergen hinter ihr zu den Bergen vor ihr wehten die Gerüche des Dschungelcañons; und das Donnern ferner Felslawinen hallte hohl wider.
Darva war wie eine mittelalterliche Feste gebaut; ein von Mauern umgebenes Plateau, das von mit Zinnen und Schießscharten versehenen Mauertürmen in regelmäßigen Abständen umgeben war. Das Quartier des Commanders war am oberen Ende der Mauer, so daß Quanna von dem Dach aus, auf dem sie stand, direkt über Mauer und Plateau hinweg steil nach unten blicken konnte und hinüber zu den blauen Bergen jenseits des Flusses. Sie schwenkte ihre lange, blumenbekränzte Stange in langsamen Kreisen.
In unglaublich kurzer Zeit erklang aus dem tiefen, blauen Zwielicht ein Schlagen von Flügeln, und ein fliegender Scharten tauchte aus der Dunkelheit auf die Stange zu. Quanna fuhr fort, ihre Stange in den Luftströmungen zu schwenken, die gegen die Felsenklippen wehten. Mehr Flugschlangen – mehr dunkle Schatten, die aus dem Zwielicht herabstießen, nächtliche Kreaturen, die zwischen den Bergen kreisten und dem unwiderstehlichen Duft im Winde
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