8 Science Fiction Stories
schüttelte seinen buschigen Kopf, nahm das Messer und stieß es spielerisch in das Brot neben ihm. Unter den hornigen Lidern warf er Quanna einen Blick zu.
»Als Händler unter den Bergstämmen, Commander«, bemerkte er, »war es durch viele Jahre hindurch meine Aufgabe, der venusischen Mentalität – soweit es einem Außenweltler nur möglich ist – nahezukommen. Zum Beispiel kannte ich einen Hügelmann, der für einen Schlag in der Art Rache nahm, daß er nicht seinen Angreifer, sondern den Feind seines Angreifers erschlug. Niemand außer einem Venusier könnte dieses Gewirr an Motiven hinter solch einer rächenden Handlung verstehen …
Ausgezeichneter Kaffee, meine liebe Quanna. Kann ich noch eine Tasse haben?«
In dem blauen Zwielicht in Jamies Schlafraum bewegte sich nichts außer den sanft wehenden Vorhängen. Jamies regelmäßiger, heiserer Atem war das einzige Geräusch, abgesehen von dem Donnern einer gelegentlichen, fernen Felslawine und den gleichmäßigen Schritten des Postens, der außerhalb des Quartiers auf und ab ging.
Jamies Schlaf war tief. Quanna hatte dafür gesorgt. Nun saß sie in der hintersten Ecke des Raumes, wo die Schatten so tiefblau waren wie in einer Unterwasserhöhle in einem venusischen Meer. Sie saß vollkommen bewegungslos, den Blick dem Fenster zugewandt, hinter dem der Schatten und die Schritte des Postens kamen und gingen, kamen und gingen.
Sie war Ghej dankbar. Sie wußte nicht, wie er ihre Gefühle für den Commander erraten haben könnte, aber sie wußte, daß er es vermocht hatte. Er hätte fast ein Venusier sein können in seiner feinfühligen Wahrnehmung von Nuancen. Sie ahnte auch, welches Vergnügen es ihm bereitet haben mußte, ihr indirekt und mittels Symbolismus unter den Augen der Anwesenden mitzuteilen, daß Ystri Jamie zu ermorden plante. Ja, Ghej lebte lange genug auf der Venus, um fast selbst wie ein Venusier zu denken.
Während sie hier im Zwielicht auf den Meuchelmörder wartete, war sie nicht besonders beunruhigt. Sie wußte genug über ihre Rasse im allgemeinen und Ystri im besonderen, um sicher zu sein, daß er allein kommen würde. Er konnte keinem Verschwörer so vollkommen vertrauen, daß er sicher war, nicht an Vastari verraten zu werden. Und sollte die Tat gelingen, so wollte er den Ruhm für sich allein.
Die Schritte des Postens draußen klangen den Gehsteig auf und ab; Jamies schweres Atmen teilte die Stille im Raum. Quanna saß bewegungslos und wartete.
Sie hätte nicht zu sagen vermocht, was sie warnte, als der Augenblick kam. Sicherlich kein Laut. Aber als der Posten das ferne Ende seiner Route erreichte und ein Schatten zu dem dünnen Fenstergitter emporglitt, war Quanna bereits dort, bevor der Schatten selbst es wahrnahm. Es mußte so etwas wie ein Schock für den Ankömmling gewesen sein, eine andere Gestalt fünfzehn Zentimeter vor seiner Nase gerade innerhalb des Gitters vorzufinden. Der Schatten fuhr mit einem unterdrückten Keuchen zurück.
Quanna hauchte: »Ystri – sieh!« und ließ das Licht vom Tor einen Augenblick lang auf ihre stumpfnasige Waffe fallen.
»Schnell!« flüsterte Ystri undeutlich, was an seiner verletzten Nase lag. »Laß mich ’rein«, verlangte Ystri.
»Nein.« Quannas Stimme war klar. »Ich weiß, was du vorhast. Nicht heute nacht, Ystri.«
»Laß mich ’rein! Der Posten …«
[???] heftig, »oder der Commander wird morgen wissen, daß du eine Spionin bist.«
Quanna wußte, daß er es ernst meinte. Sein Prestige hatte durch Vastaris Schlag ernstlich gelitten, und er würde nun jede Chance wahrnehmen, sie und Vastari in üblen Ruf zu bringen. »Nicht heute nacht.« Sie versuchte Zeit zu gewirrten. »Ich
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