8 Science Fiction Stories
kehre, könnte ich ihn mit bloßen Händen erwürgen!«
»Die Venusier sind wie Quecksilber, Commander«, sagte Ghej gedankenvoll. »Sie entgleiten der Berührung mit der Logik anderer Welten.«
»Ich weiß. Weil sie noch immer Barbaren sind, nicht wahr? Vielleicht werden sie immer Barbaren bleiben. In ihrer Sprache gibt es keine Worte wie ›Treue‹ oder ›Ehre‹ oder ähnliche dieser stolzen Ideale, denen wir folgen. Sie kennen keine Werte über den selbstsüchtigen, tierischen Werten des Überlebens. Sie sind zivilisierter Gedanken, so wie wir sie definieren, nicht fähig. Ich sage Ihnen, Ghej, die Venus stagniert bereits, trotz ihrer Wildheit. Barbarei ist an beiden Enden der sozialen Skala, und die Völker der Venus fielen von einer Barbarei in die andere, ohne ein Intervall einer wirklichen Zivilisation dazwischen.« Jamie schlug wieder auf die Sessellehnen.
»Denken Sie an Norris’ Kolonisation der Venus. Können Sie sich einen Venusier vorstellen, der so viel Not und Entbehrungen erträgt, nur um eines Ideals willen? Erinnern Sie sich an die erste Belagerung von Norristown? Die1 Kolonisten hätten jederzeit ihr Schiff nehmen und alles, was Norris und seine Männer aufgebaut hatten, verlassen können. Aber sie taten es nicht. Sie hielten aus, bis das Entsatzschiff kam – ein ganzes Jahr zu spät. Haben Sie jemals die Geschichte dieser Belagerung gelesen, Ghej? Unaufhörliche Angriffe von den Sümpfen und den Meeren, dauerndes Fieber und Krankheiten von den unbekannten Organismen der Venus. Aber die Kolonisten waren von einem größeren Fieber befallen als alles, was die Venus zu bieten vermochte – vom fieberhaften Traum eines großen Imperiums, der das ganze System erfaßt hatte.
Die Soldaten starben an den Barrikaden, einer nach dem anderen, und die Zivilisten nahmen den Kampf auf. Als das Raumschiff schließlich kam, fand man Frauen und Kinder, Krüppel und Verwundete an den Waffen und keinen einzigen tauglichen Mann auf den Beinen.
Dieser lodernde Idealismus hat im venusischen Geist keine Wurzeln. Und doch ist etwas unwiderstehlich Faszinierendes an diesem Planeten und seinen Bewohnern. Er ist wild und lebendig. Er ist die Zukunft. Auf der Erde ist Venus der Morgenstern, und ich glaube, dies ist mehr als nur ein Symbol.«
Jamie stand auf und trat ans Fenster. Er blickte über die Dächer Darvas hinaus auf die großartigen blauen Berge, wo eben die Wolkenflut sich auflöste und helles Tageslicht durchfilterte.
»Auf der Erde werde ich nicht gesellschaftsfähig sein. Ein Ausländer. Die Erde ist eine Welt gepflegter Gärten, gebändigt« Meere und ausgeglichener Bergrücken. Die Menschen sind in eine Schablone gepreßt. Man weiß haargenau, wie sie auf eine gegebene Situation reagieren werden. Man möchte gähnen, wenn man daran denkt – nach zwanzig Jahren auf der Venus unter diesen gigantischen Bergen, wo die Menschen so wild und ungezähmt sind wie die Wolkenbrüche.
Ich habe die Höflichkeitsfloskeln der Erde vergessen. Sie haben eine enge, kleine Gesellschaft, und ich werde nirgendwo hineinpassen.«
Jamie schwieg, und eine lange Zeit sprach niemand. Jamies Gedanken spannen den Faden weiter.
Nicht, daß es irgendwie von Bedeutung wäre, wie die Erde uns Kolonisten aufnimmt. Man erzählt uns hier auf der Venus nicht viel, aber die letzten Meldungen besagten, daß Barbarenstützpunkte wie eine Plage aus der Erde wuchsen, daß sie aus dem Himmel niederquollen – in Schiffen, wie wir sie zu bauen lehrten, und mit Waffen, die wir vor vielen Jahren in ihre Hände gaben.
Er konnte dies nicht aussprechen, nicht einmal Morgan gegenüber. Und sicher nicht in
Weitere Kostenlose Bücher