8 Science Fiction Stories
Lippen.
Es bestand keine Notwendigkeit für eine Erklärung. Jamie steckte langsam den Revolver weg, als er sah, daß er ihn nicht brauchen würde. Quannas ausdruckslose Augen beobachteten Ystri, der mit hilfloser Wut in den Augen zusammensank, als er einsah, daß er vergeblich gegen den Blutstrom ankämpfte, der sich aus seinem Mund über die aprikosenfarbige Tunika ergoß. Da waren auch die alten Blutflecken, denn es war dieselbe Tunika, die er in der Höhle getragen hatte. Kurz dachte sie daran, daß der Aderlaß, den ihr Bruder begonnen hatte, nun von der Schwester vollendet worden war.
Jamie blickte sie über den Körper hinweg fragend an. Ystri lag mit einem Arm im Wasser; Quanna streckte ihren Fuß aus und drehte den Körper ohne Regung herum. Fast geräuschlos glitt er ins Wasser, und die spiegelnde Oberfläche schloß sich über den leuchtenden Farben von Aprikosen, Grün, hellem, frischem Scharlachrot und dem Braun vertrockneten Blutes. Über den sich ausbreitenden Ringen blickte Quanna zu Jamie auf und lächelte.
»Ich habe dein Leben gerettet, Jamie«, sagte sie.
Er nagte an seiner Unterlippe. Leben werden auf der Venus nicht unentgeltlich gerettet. Solch ein Akt ist eine Investierung, eine wohlüberlegte Handlung mit einer ganz bestimmten Gegenleistung im Auge. Und unter den Venusiern ist das Leben verwirkt, wenn der Preis verweigert wird, ohne daß dies eine Blutfehde von seiten der Verwandten des Opfers bedeuten würde. Dieser unbarmherzige Modus ist die engste Grenze, an die die Venusier in Hochhaltung eines abstrakten Ideals herankommen.
»Ich nehme an, es ist sinnlos, zu fragen, was hinter all dem steckt«, sagte Jamie und nickte auf das Wasser hin, das sich über Ystris Leiche geschlossen hatte.
Quanna zog eine Braue hoch. »Oh, das. Ich sah ihn – und ich wollte dich ohnehin um einen Gefallen bitten. Gibt es einen besseren Weg, ihn zu erkaufen, als so?«
Er wußte, daß er nie mehr über diese Sache erfahren würde, als dies. Sinnlos, zu fragen. Resigniert hob er die Schultern.
»Du hast mein Leben gerettet«, stimmte er zu. »Was willst du?«
»Mit dir zur Erde kommen«, sagte sie ohne Zögern. »Wirst du mich mitnehmen, Jamie?«
Er warf ihr einen seltsamen Blick zu. Sie hätte alles verlangen können, Geld, Waffen, alles außer etwas so Unerfüllbarem wie dies. Etwas, das er ihr nicht geben konnte.
»Quanna«, sagte er zärtlich, »glaubst du nicht, daß ich dich mitnehmen würde, wenn ich könnte?«
»Du bist Commander. Wer soll dich aufhalten?«
»Sieh mal, Liebes.« Er schritt über die Blutflecken im Moos auf sie zu und legte seine Hände auf ihre Schultern. »Die Erde ist ein bewaffnetes Lager. Niemand ist jetzt dort sicher. Du hast noch nie gesehen, wie Städte zerbombt wurden – du kannst dir das Leben nicht vorstellen, das du zu führen hättest, wenn du mit mir kämst.«
»Ich bin kein Kind.« Sie hob ihre unergründlichen, dunklen Augen.
»Ich weiß – ich weiß.« Er versuchte es ihr klarzumachen. »Aber ich gehe nicht zum Vergnügen nach Hause. Ich gehe, um zu kämpfen. Ich weiß, daß wir dort weiterkämpfen müssen, solange wir können. Nähme ich dich mit, wärest du in dauernder Gefahr. Gewaltmarsch um Gewaltmarsch, Fronteinsatz – bestenfalls ein Leben unter dauernder Belagerung. Und was am schlimmsten wäre – was würde ohne mich aus dir?«
»Ich will das alles auf mich nehmen, Jamie, Liebling.«
Er ließ seine Hände sinken. »Ich kann nicht, Quanna. Selbst wenn ich dir dieses Risiko ermöglichen könnte, wäre ich nicht frei genug, mich mit einer Frau zu belasten. Ich gehe nach Hause, um zu kämpfen, mein Liebes. Verstehst du das? Die Erde ruft uns zurück, weil sie uns verzweifelt braucht. Ich bin ein Soldat des Imperiums – ich
Weitere Kostenlose Bücher