8 Science Fiction Stories
Anwesenheit eines außenweltlichen Händlers, so gut er Ghej auch kannte. Er durfte nicht sagen, was in seinem Innern seit Monaten nagte und brannte, die schreckliche Furcht, die ihn und die zivilisierte Welt befallen hatte – Generationen zu spät, um noch Rettung zu bringen.
Denn die Ära des zivilisierten Menschen ging zu Ende. Jamie wünschte sich fast, er hätte nicht die Muße, es kommen zu sehen. Er wünschte, er hätte die alten Bücher nie gelesen, denn nun vermochte er das Schließen eines Kreises zu sehen, das Schließen eines Kreises, der sich vor langer Zeit für andere Kulturen geschlossen hatte.
Sie sagen, daß wir ›vorübergehend konsolidieren‹, dachte er und starrte auf die großen, wolkenverhangenen Berge. Ich weiß es besser. Ich habe einen Überblick, den sie zu Hause nicht haben – oder nicht zugeben. Ich kenne die Anzeichen der Fäulnis, und diese Anzeichen schreien der Erde aus dem Ant litz. Eine bessere Rasse als der moderne Mensch wird notwendig sein, das zurückzugewinnen, was wir lassen müssen.
Und es gibt keine solche Rasse. Die Venusier hätten es vielleicht geschafft – aber dieser Traum ist nun vorbei. Ein, paar Jahrhunderte noch, und wir hätten diesen schlüpfrigen Quecksilbergeistern eine Vorstellung davon eingeflößt, was Idealismus bedeutet. Ich weiß nicht. Nun ist es nicht mehr möglich. Und die Venusier waren unsere letzte Hoffnung.
Keine andere Rasse bleibt übrig. Die Barbaren, die die Erde erobern, sind dekadente Barbaren. Die anderen Welten des Imperiums sind entweder alte Zivilisationen, ebenso müde oder noch müder, als wir es sind, oder untermenschliche Stämme, die keine noch so kundige Führung wesentlich über das Stadium des Affen zu heben vermöchte.
Und so zerbröckelt das größte Reich, das die Menschheit jemals kannte, von innen her, ohne Hoffnung auf Wiedergeburt …
Der starke Duft von Kaffee, der einer greifbaren Erscheinung gleich in den Raum drang, brach die kurze Stille, die über die Männer gefallen war. Quanna kam lächelnd herein, gefolgt von Dienern mit Schalen. Ihre tiefen, ruhigen Augen nahmen alles Lesbare in den Gesichtern vor ihnen wahr, obwohl niemand sie hinblicken sah. Geschickt goß sie den Kaffee ein.
Als sie Ghej die Schale reichte, stellte sie, einem zeremoniellen, venusischen Brauch folgend, ein kleines, silbernes Tablett mit Brot neben seinen Ellbogen. Hier, wie auch auf der Erde, symbolisierte Brot den Lebensborn, und Gäste werden damit bedient, wann immer sie speisen.
Ghejs mit hornigen Lidern versehene Augen starrten auf das Brot und blickten dann zu Quanna auf. Sie bemerkte es verwundert. Etwas war also im Gange. Etwas, das Jamie betraf, denn in dem komplizierten Symbolismus, der das ganze venusische Leben erfaßt, ist Brot das Sinnbild für den Führer oder Hausherrn.
»Ich glaube, Sie mißverstehen Vastari, Commander«, sagte Ghej und trank von seinem Kaffee. »Es stimmt, daß kein Venusier zu begreifen scheint, was andere Welten Idealismus nennen. Aber in seinem eigenen Geist ist Vastari wahrscheinlich von der Richtigkeit seiner Handlung überzeugt. Er spricht von Freiheit, wie Sie wissen.«
»Die Freiheit, zu plündern und zu brennen, und nachher zu verhungern!«
»Vielleicht«, nickte Ghej und begann mit dem silbernen Messer zu spielen, das quer über dem Brottablett lag. »Wahrscheinlich. Aber andererseits repräsentiere ich die Vergangenheit, meine Herren. Meine Welt starb vor Jahrtausenden. Ihr seid die Gegenwart; eure Welt geht vorüber. Vastari ist die Zukunft. Was er damit anstellt, kann wiederum nur die Zukunft zeigen. Sie und ich werden nicht mehr hier sein, um es sehen zu können.« Er
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