8 Science Fiction Stories
und nun sah sie, daß sie sich nicht geirrt hatte. Auch war sie sicher gewesen, daß er keinen Revolver benützen würde. Er wollte Jamies Tod aus vielerlei Gründen. Der hauptsächlichste war, Vastari den Ruhm dieses Mordes wegzuschnappen, und Ystri würde den langen, venusischen Dolch für diesen Streich verwenden. Also würde er sich nahe genug heranschleichen müssen, um Jamie in den Rücken stechen zu können, und es bestand keine Gefahr eines unvorhergesehenen Schusses über das Wasser. Aber Ystri war vorsichtig. Jamie hatte einen guten Ruf als Kämpfer. Quanna führte Jamie tiefer und tiefer in den Wald, wo die großen Mangrovenwurzeln Pfade bildeten, die breit genug waren, daß sich keine verräterischen Spiegelbilder mehr im Wasser zeigten. Dann würde Ystri, einem grünen, schnellen Schatten gleich, kommen.
Wenn auch Quannas Herz schneller schlug, als sie fühlte, daß der Augenblick gekommen war, wo es zu tun galt, was zu tun war, so zeigte sich doch nichts davon in ihrem Gesicht. »Ich habe eine Überraschung für dich, Jamie, Liebling«, sagte sie und hielt unter einem großen, gewölbeartigen Bogen an. »Wirst du einen Augenblick hier auf mich warten? Ich werde in ein paar Minuten zurück sein.« Und dann, weil die Gefahr groß und sehr nahe war, stellte sie sich auf die Zehenspitzen, nahm sein dunkles Gesicht in ihre Hände und küßte ihn schnell auf den Mund.
Die Venusier sind keine Leute, die ihre Gefühle solcherart demonstrieren. Jamie starrte Quanna überrascht nach, als sie sich schnell abwandte und mit wirbelndem Umhang im Laubwerk verschwand. Ihr langer, dunkler Blick und der unerwartete Kuß hatten den Hauch einer Vorahnung gebracht, die ihn dazu veranlaßte, seine Pistole im Gürtel zu lockern und den Wald ringsum mit einer vagen Unruhe zu beobachten. Und dies hatte Quanna vielleicht auch gewollt, als sie ihn küßte. Zweifache Motive stecken hinter den meisten Dingen, die Venusier tun.
Quanna eilte schnell und lautlos den Pfad entlang, der sich vor ihr aus dem Blickfeld wand. Ihr grünes Spiegelbild war ihr ständiger Begleiter im Wasser, geschmeidig und verstohlen. Soweit es in diesem krummen Weggewirr möglich war, bewegte sie sich in einem Kreis, und wenige Augenblicke später sah sie eine grüne Gestalt vor ihr von Baum zu Baum huschen. Quanna lächelte.
Jamie hatte eine Zigarette angezündet. In der gläsernen Stille war das Schnappen des Feuerzeugs deutlich hörbar, und die Schärfe des Rauches drang durch die schweren Düfte des Wasserdschungels. Durch einen Hohlweg konnte sie seinen dunklen Kopf beobachten; Jamie hatte sich mit dem Rücken an einen Baum gelehnt und rauchte äußerlich gelangweilt, warf die Asche ins Wasser und beobachtete die sich ausbreitenden Ringe.
Vor ihr glitt der Schatten Ystris in plötzlichem Ansturm vorwärts, schnell und tödlich. Ein Messer blitze auf.
Quanna legte den Abstand in lautlosem Lauf zurück, dessen Schritte das Moos dämpfte. Ihr grüner Umhang schwang weit auf und war wie ein Flügelschlag; das Aufblitzen darunter kam einen Augenblick, bevor der Stahl in Ystris Faust hochzucken konnte.
Es gibt keinen Laut, der dem festen, dumpfen Schlag eines hefttief eindringenden Dolches gleich ist, wenn er mit voller Kraft gestoßen wird. Jamie erkannte ihn augenblicklich und fuhr mit der Pistole in der Hand herum, bevor Ystri selbst noch recht wußte, wie ihm geschehen war. Ystri mußte zuerst nur die Schwere des Schlages verspürt haben. Er schnappte nach Luft und wirbelte mit offenem Mund zu Quanna herum.
Sein Gesicht verzerrte sich, als er erkannte, was geschehen war. Er rang erneut nach Luft, um sie zu verraten, aber sie hatte gut getroffen. Ein Guß hellen, roten Blutes ertränkte die Worte auf seinen
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