8 Science Fiction Stories
folgten. Schließlich war sie der Mittelpunkt eines Schwarms lautloser Wesen, die in wilden Bögen um die faulenden Blumen kreisten, wie Motten um ein Licht; bis auf das Schlagen der Flügel bewegten sie sich vollkommen lautlos.
Als sie sah, was sie zu sehen begehrte, senkte sie die Stange, bis die blumenbekränzte Spitze in Reichweite war. Unerschrocken griff sie mit der Hand in die wirbelnde Menge und faßte ein schwarzes, beflügeltes Wesen am Genick. Es schlug mit den schuppigen Schwingen wild nach ihr, und sein dicker, muskulöser Schlangenkörper schnellte nach ihrem Gesicht. Gelassen, denn sie hatte seit ihrer Kindheit mit den geflügelten Schlangen zu tun gehabt, legte sie die Stange nieder und arbeitete an dem Wesen herum, dessen blauhäutige Schwingen die Luft durchwirbelten. Der Reptilienleib wand sich hin und her, und ein giftiges Zischen begleitete die Flügelschläge. Quanna achtete nicht darauf. So tödlich giftig diese geflügelten Schlangen auch sind, sie können sicher gehandhabt werden, wenn man weiß, wie. Diese eine trug eine helle Markierung am Kopf, als Zeichen dafür, daß sie bereits gehandhabt worden war.
Als Quanna sie einen Augenblick später in die Luft warf, schlug sie wütend mit den Flügeln nach ihr, stieß ein- oder zweimal auf sie herab, geifernd und zischend, und tauchte dann wieder in der Menge unter, die noch immer um die modernden Blüten kreiste.
Quanna trat zufrieden vor, zögerte einen Moment, griff zu und faßte ein anderes wirbelndes Wesen aus der Schar um die Blumen. Dieses streichelte sie mit langen rhythmischen Bewegungen, bis sein horniger, sich windender Leib in hypnotischer Trägheit erschlaffte und die Schwingen sich ergeben falteten. Sie band das Tier und machte sich daran, den Rest der Schar fortzujagen, wobei sie die Blumen mit ihrem Umhang verdeckte.
Wenige Minuten später, als sich der süße Duft verflüchtigt hatte, begann sich die wirbelnde Schar der fliegenden Schlangen aufzulösen. Große, dunkle Schatten glitten und stießen hinaus in immer größeren Kreisen, bis die Bläue des Zwielichtes sie verschluckte. Quanna ordnete ihr aufgewühltes Haar und begann, die Stange zu zerlegen.
Sie wußte, daß die gezeichnete fliegende Schlange, die sie wieder freigelassen hatte, in ihre heimatlichen Gefilde in den Klippen über der verborgenen Festung zurückkehren würde, sobald das Licht über den Bergen hell zu werden begann. Es würde nicht lange dauern, und Vastari bekäme die Botschaft, die sie unter den blauen, hornigen Flügeln befestigt hatte. Und dann – wenn Vastari ihr noch genügend vertraute – würde eine Hölle über die Zitadelle hereinbrechen.
Als die Alarmsirenen zwei Tage später über Darva aufheulten, wußte Quanna, daß ihr Vastari noch immer vertraute. Sie stand neben Jamies Spiegel und sah ihm beim Anlegen des Kürasses zu, ohne den niemand in die Schlacht zog, wenn es gegen venusische Speermänner ging, und ihr dunkler Blick war nüchtern.
Jamie war genauso aufgeregt, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Ein venusischer Angriff war immer aufregend; die wirbelnden Trommeln und das schrille, hohe Pfeifen der siebentonigen Instrumente gehen dem Zuhörer ins Blut und lassen sein Herz schneller schlagen, gleichlaufen mit diesem wilden, unmelodischen Rhythmus. Die Venusier schreien nicht im Kampf. Die Pfeifen und Trommeln sind die einzigen Laute beim Angriff; eine nichtmenschliche Musik, als ob nicht Männer, sondern Dämonen die Stadt angriffen.
»Verdammte Narren«, erklärte Jamie und kämpfte mit den Bändern seines Kürasses. »Hier, hilf mir, Quanna. Greifen mit Speeren und Schleudern an – da muß doch etwas
Weitere Kostenlose Bücher